Neues Zentrum für das ganze DorfAlte Schule in Nettersheim wird aufwendig umgebaut
Nettersheim-Pesch – Das alte Klassenzimmer von Ortsvorsteher Ralf Schmitz ist kaum noch als solches zu erkennen. „Irgendwo hier habe ich gesessen“, sagt er lachend und deutet auf einen Platz auf dem Linoleumboden. Doch derzeit erinnern bestenfalls noch die großen Fenster mit den Alu-Rahmen an die Schulvergangenheit. Die Wände zum einstigen Flur sind herausgebrochen. An der Frontseite ist eine Theke entstanden. Die Dämmung in der Decke ist entfernt, die Heizkörper sind überarbeitet. Zwei Fenster in Richtung eines benachbarten Wohnhauses sind zugemauert.
Stattdessen kleben Markierungen auf dem Boden: Als das Umbau-Projekt am 26. Juni der Dorfbevölkerung vorgestellt wurde, musste den Coronabestimmungen Rechnung getragen werden. Viel Platz wird die Alte Schule in Pesch einmal bieten, wenn der Umbau zum Dorfzentrum abgeschlossen ist. Doch bis dahin, da macht sich Schmitz keine Illusionen, wird es noch eine ganze Weile dauern. Und viel Geld wird es auch kosten.
1962 gebaut
Die Alte Schule wurde als Nachfolgerin der noch älteren Schule 1962 gebaut, die auf der anderen Seite der Landstraße im Unterdorf liegt. Unterhalb der Kirche St. Cäcilia liegt das Gebäude, gleich neben dem Feuerwehrgerätehaus. Während viele Schulgebäude in der Eifel ihre Funktion verloren, als 1969 die Volksschulen in den Dörfern aufgelöst wurden, fand dort die Grundschule ihren Platz. Schmitz: „Hier gingen die Kinder aus Roderath, Bouderath, Pesch und Zingsheim zur Schule.“ Erst später zog die Schule in das Gebäude nach Zingsheim.
Jahrelanges Warten
Rund 397.000 Euro an Baukosten sind kalkuliert. So steht es in dem Förderantrag, der im Zuge des Dorferneuerungsprogramms der Landesregierung NRW positiv beschieden wurde. Ministerin Ina Scharrenbach überreichte der kleinen Pescher Delegation am Dienstag den Bescheid über 250.000 Euro.
Die kalkulierten Kosten sind damit zwar nicht gedeckt, doch die Fördersumme im Dorferneuerungsprogramm ist auf diesen Betrag gedeckelt.
„Die Umsetzung soll möglichst schneller gehen als die Planung“, hatte die Ministerin augenzwinkernd gefordert. Denn seit fünf Jahren, so Schmitz, laufen die Planungen für den Umbau der Alten Schule. Der ursprüngliche Ratsbeschluss, sie in ein Dorfzentrum umzuwandeln, stammt sogar von Dezember 2013. (sev)
Im Erdgeschoss ist unübersehbar, dass die Dorfgemeinschaft schon viel Arbeit in das Projekt gesteckt hat. Ein großzügiger Raum ist entstanden, der durch die Entfernung der Rückwand noch viel größer werden soll. Dort ist der ehemalige Lagerraum der Hilfsorganisation Rumänien Sunshine, in dem Spenden für Hilfsprojekte aufbewahrt wurden. „Es soll eine Spanische Wand eingebaut werden, durch die der Raum vergrößert werden kann“, so Schmitz. Über die ganze Länge des Gebäudes soll sich der Saal erstrecken.
An Dichter Kneip erinnern
Der hintere Teil des Raumes könnte dem Dichter Jakob Kneip gewidmet werden, beschreibt Schmitz eine mögliche Nutzung. „Wir verdanken ihm viel. Und er war ein stark unterschätzter Dichter“, sagt Schmitz. Kneip habe dafür gesorgt, dass Pesch beim Einmarsch der amerikanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg nicht von der Artillerie beschossen wurde, indem er den Soldaten mit einer weißen Fahne entgegengegangen sei und klargestellt habe, dass keine deutschen Einheiten mehr dort seien, erzählt der Ortsvorsteher.
„Das Haus wird zwar von der Vereinsgemeinschaft getragen, soll aber für alle offen sein“, erläutert er. Ein Raum im Keller werde bereits jetzt als Jugendraum genutzt, so Schmitz. Außerdem sollen dort ein Sportraum für die Feuerwehr sowie Duschen und Toiletten eingerichtet werden. Auch der Trakt, in dem bisher die Toiletten untergebracht sind, wird saniert. Dort werden die Sanitäranlagen barrierefrei gestaltet.