Der Landwirt Paul Milz aus Marmagen beklagt den dritten mutmaßlichen Nutztierriss in diesem Frühjahr im Kreis Euskirchen durch einen Wolf.
Schon wieder ein Wolf?Schlimm zugerichteter Kadaver lässt Sorge der Landwirte steigen
„Ich mache dem Wolf keinen Vorwurf“, sagt Paul Milz (67): „Wenn er Hunger hat, sucht er sich Beute. Der frisst eben keine Möhrchen.“ Dann wird der Landwirt lauter: „Einen Vorwurf mache ich aber allen Wolfsbefürwortern. Im Gegensatz zu denen sage ich, dass der Wolf nicht hierhin gehört, dafür haben wir in einem so dicht besiedelten Land einfach keinen Platz!“
Viele Landwirte fühlen sich nicht ernst genommen, wenn sie vor den Gefahren warnen, die vom Wolf für ihre Tiere ausgehen können – egal, ob es sich um Herden im Wolfsgebiet in den Kommunen Schleiden und Hellenthal, oder in der angrenzenden Pufferzone handelt, zu der die Gemeinden Blankenheim, Dahlem, Kall und Nettersheim sowie die Stadt Mechernich gehören.
NRW-Behörde bestätigt Wolfsriss in Schafherde bei Kalenberg
Denn auch die Zahl der mutmaßlichen Nutztierrisse im Kreis Euskirchen nimmt derzeit zu: Nachdem es am 10. April zum Riss von drei Schafen und sechs Lämmern auf einer Weide zwischen Scheven und Kalenberg kam und am 21. Mai ein Kalb aus einer Rinderherde bei Blankenheim-Rohr getötet wurde, beklagt Milz nun in seinem Betrieb in Marmagen den insgesamt schon dritten Nutztierriss dieses Frühjahrs im Kreis Euskirchen.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) hat inzwischen bestätigt, dass die Schafe bei Kalenberg von einem Wolf getötet wurden. Wie bei dem Fall aus Blankenheim steht bei dem getöteten Kalb aus der Limousin-Herde von Milz die Bestätigung, dass es sich tatsächlich um einen Wolfsriss handelt, aber noch aus.
„Ich war vor Ort und habe DNA-Proben am Kadaver gesichert und Haare am Stacheldrahtzaun gefunden, die eindeutig nicht von einem Fuchs oder einem Wildschwein stammen“, bestätigt Wolfsberater Christian Düll aus dem Nationalpark-Forstamt in Wolfgarten. „Ob tatsächlich ein Wolf das neugeborene Kalb gerissen hat, kann man aber erst sicher nach Auswertung der DNA-Probe sagen, was derzeit jedoch bis zu acht Wochen dauert“, so Düll.
Marmagen: Kalb wurde zu etwa zwei Dritteln aufgefressen
Landwirt Paul Milz kontrolliert seine Rinder, die seit Anfang Mai auf einer idyllisch zwischen Marmagen, Bahrhaus und Nettersheim gelegenen Weide stehen, zweimal am Tag. „Geht es den Tieren gut, haben sie Wasser und genug Futter? Seit ich am Mittwochmorgen das tote Kälbchen gefunden habe, komme ich jedoch immer mit gemischten Gefühlen zur Herde“, sagt der 67-Jährige im Gespräch mit der Redaktion: „Man weiß ja nie, ob wieder etwas passiert ist.“
Obwohl das Kalb recht groß gewesen sei, sei es zu zwei Dritteln aufgefressen gewesen. „So etwas macht kein Fuchs“, ist Milz sicher. Die Weide sei rundum mit einem herkömmlichen Stacheldrahtzaun gesichert. Mehr sei in dem hügeligen und zum Teil abschüssigen Gelände auch nicht machbar: „Man kann hier im Mittelgebirge einfach keinen Zaun bauen, der den Wolf wirklich aufhält“, sagt Milz. „Das geht vielleicht im Flachland, aber nicht hier in der Eifel“, pflichtet ihm sein Berufskollege Marcel May aus Sistig bei. Er hat ein Foto des getöteten Kalbs gemacht, das die Redaktion mit Rücksicht auf die Gefühle von Tierfreunden verpixelt zeigt.
Unabhängig davon, wie die Herde geschützt war: „Sollte der Wolfsriss durch die DNA-Analyse bestätigt werden, wird der Tierhalter immer entschädigt“, erklärt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. Er weist darauf hin, dass sich, im Gegensatz zu Schafen, bei getöteten Kälbern im Nachhinein aber oft kein Beweis dafür finden lasse, dass ein Wolf für den Riss verantwortlich war: „Oft war es dann doch ein Hund.“
Auf seiner Internetseite informiert das Lanuv NRW über die Ergebnisse der gemeldeten Nutztierrisse. Die beiden Fälle aus Rohr und Marmagen sind bis zum 7. Juni allerdings noch nicht in die Liste eingetragen worden.
Landwirte nutzen trockenes Wetter: „Bis spät in die Nacht auf dem Feld“
Nach dem Dauerregen der vergangenen Wochen ist bis Montag trockenes Wetter vorhergesagt. „An diesem Wochenende haben die Landwirte im Kreis Euskirchen daher viel zu tun“, sagt Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreis-Bauernschaft: „Viele werden bis spät in die Nacht auf den Feldern tätig sein.“
Obwohl viele Äcker und Wiesen immer noch sehr nass seien, können viele Flächen jetzt erstmals seit Wochen überhaupt wieder befahren werden. „Auf den Wiesen muss Gras geschnitten werden, um Silage zu machen, zum Teil muss noch Gülle gefahren werden, weil das in den vergangenen Wochen nicht möglich war“, so Dahmen.
Auf den Straßen könne es daher zu Verschmutzungen kommen. Auch Saatarbeiten stehen an: „Mais und Kartoffeln müssen jetzt unbedingt in die Erde“, so Dahmen.