Ein Quartett aus Köln brach ins Nettersheimer Rathaus ein. Doch die Ganoven unterschätzten die Technik – und einen Gemeindemitarbeiter.
PolizeiEinbrecher aus Köln im Nettersheimer Rathaus: Dreist, aber nicht gerade clever
„Die Einbrecher waren nicht nur dreist, sondern offenbar auch technisch nicht besonders versiert.“ Zu diesem Schluss kommt die Polizei in ihrer Beschreibung eines Einbruchs in der Nacht zum Sonntag ins Nettersheimer Rathaus an der Krausstraße in Zingsheim.
Gegen 2.55 Uhr hebelten die Einbrecher eine Eingangstür auf und legten anschließend die Hauptsicherung der Stromleitung lahm. Doch sie hatten wohl nicht auf dem Zettel, welche Möglichkeiten die Technik bietet – auch in einem äußerlich nicht topmodern wirkenden Gebäude wie dem Rathaus.
Ziemlich blöd: Einbrecher lösten Stromausfall und Alarm aus
Der Stromausfall löste laut Polizei einen automatischen Alarm aus, übers Mobiltelefon wurde ein Mitarbeiter der Verwaltung informiert. Der eilte sofort zum Rathaus, wo ihn eine faustdicke Überraschung erwartete: In den Verwaltungsräumen traf er auf die maskierten Einbrecher. Wie die Polizei berichtet, hatten die in größter Eile bereits mehrere Büroräume durchsucht.
Die Reaktion der Einbrecher, als sie den Gemeinde-Mitarbeiter erblickten, bezeichnet die Polizei als filmreif. Sie ergriffen zwar sofort die Flucht. Jedoch kam es dabei zu einem für sie durchaus peinlichen Zwischenfall, heißt es von der Polizei: „Auf dem Weg nach draußen versuchten sie, eine verschlossene Tür aufzubrechen, was misslang. Erst nach einigem Herumirren gelang die Flucht durch die offene Eingangstür.“
Ausdrücklich lobt Polizei-Sprecher Franz Küpper den Gemeinde-Mitarbeiter: „Er hat alles richtig gemacht. Vor allem nicht den Cowboy gespielt.“ Er habe sich nicht alleine gegen die Einbrecher gestellt, sondern beobachtet. Und das Kennzeichen des Autos notiert, mit dem sie davonfuhren.
Als durchaus erstaunlich bezeichnet Küpper es, dass die Einbrecher nicht in Richtung Autobahn flüchteten – dann wären sie vermutlich auf und davon gewesen. Stattdessen fanden die Polizisten das Auto gegen 5 Uhr bei Marmagen. Darin saßen vier Kölner: Ein 39-Jähriger, zwei 21-Jährige sowie eine 15 Jahre alte Jugendliche.
Nettersheim: Einer der Einbrecher aus Köln kam in Untersuchungshaft
Als die Polizisten das Fahrzeug durchsuchten, kam Erstaunliches zutage. Zum einen fanden sie Einbruchswerkzeug sowie mutmaßliches Diebesgut: Schlüssel und ein Tablet. Bei einem der 21-Jährigen wurde außerdem ein Messer gefunden. Es wurde sichergestellt. Auch stellte sich heraus, dass der 39-Jährige, der am Steuer saß, gar keinen Führerschein hat. Das Auto wurde von der Polizei beschlagnahmt.
Das Quartett wurde vorläufig festgenommen und am Montag in Gemünd dem Haftrichter vorgeführt. Laut Küpper wurde gegen den 39-Jährigen Haftbefehl wegen Fluchtgefahr erlassen, da er in der Vergangenheit wegen ähnlicher Delikte in Erscheinung getreten sei. Wie der Polizeisprecher erklärte, handelt es sich bei dem mutmaßlichen „Chef“ der kleinen Bande um einen in Köln gemeldeten Griechen. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.
„Wir hätten gerne alle drei Erwachsene in Untersuchungshaft gesehen“, sagt Küpper für die Polizei. Doch die beiden 21-Jährigen sowie die 15-Jährige, für die ohnehin das Jugendstrafrecht gilt, wurden auf freien Fuß gesetzt. Die beiden Männer sind laut Küpper bereits mehrfach, die 15-Jährige einmal wegen Diebstahls in Erscheinung getreten.
Für die Polizei ist die Arbeit laut Küpper nicht beendet: Es werde geprüft, ob die Gruppe auch für andere Einbrüche verantwortlich ist.