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Zu wenig RegenPegel in der Perlbachtalsperre ist um 1,50 Meter gefallen

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Bereits im April und Mai gab die Perlenbachtalsperre mehr Wasser ab, als hinzukam. Unterstau nennen die Experten das.

Monschau-Imgenbroich – Selbst kleine Regengüsse können die sorgenvolle Miene auf dem Gesicht von Gerhard Schmitz kaum mindern. Die aktuelle Wetterlage mit ausbleibendem Regen ist ihm nur zu gut bekannt. Der vierte Dürresommer im fünften Jahr bereitet ihm Probleme. Denn genug Wasser für die Region bereitzustellen, das ist seine Aufgabe als Betriebsleiter des Wasserwerkes Perlenbach. Und die derzeitigen Niederschläge reichen kaum aus, um den Pegel in der Perlenbachtalsperre zu halten. Doch die Bedeutung des Themas ist immens. „Wasser – darum dreht sich die Welt“, sagt er.

Unter den Talsperren in der Eifel ist die Perlenbachtalsperre mit rund 760.000 Kubikmeter Volumen eher eine der kleineren. Rund 50.000 Menschen in den Kommunen Monschau, Roetgen, Simmerath, Hürtgenwald und die Ortschaften Schmidt, Heimbach, Hausen, Hasenfeld und Blens erhalten vom Wasserzweckverband Perlenbach ihr Wasser.

„Bereits 2018 sank der Pegel der Talsperre sehr tief, 2019 ging es etwas besser, aber 2020 war das schlimmste Jahr“, fasst Schmitz zusammen. Bis auf ein Restvolumen von 50.000 Kubikmetern war die Talsperre leergelaufen. Täglich fuhren in den Sommern von 2018 bis 2020 Tankwagen aus Belgien zum Hochbehälter nach Mützenich, um die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten.

Das Jahr 2021, in dem die Flutkatastrophe die Eifel heimsuchte, war die Ausnahme. Da fielen allein im Juli 166,9 Prozent der sonst üblichen Regenmenge. „Nichts ist mehr normal, die Bandbreite wird immer größer, die Herausforderungen auch“, sagt er. Die Regenmenge seien zwar in etwa gleichgeblieben, doch die Zeiträume hätten sich verschoben.

Nur wenig Regen

Wie auch sonst in Deutschland, regnet es an der belgischen Grenze derzeit wenig. Aus einem Einzugsgebiet von rund 60 Quadratkilometern Ausdehnung bekommt die Perlenbachtalsperre das Wasser, rund zwei Drittel davon liegen auf belgischem Gebiet. Zum Vergleich blickt Schmitz nach Süden: Die weit größere Oleftalsperre mit ihrem Stauvolumen von rund 20 Millionen Kubikmetern habe ein Einzugsgebiet von rund 40 Quadratkilometern.

Die Zahlen

Die Talsperre Perlenbachtal wurde zwischen 1953 bis 1956 gebaut. In den Damm ist ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 100 Kilowatt integriert. Der Damm ist rund 120 Meter lang und etwa 19,70 Meter hoch über der Sohle des Gewässers. Die Krone liegt auf 467 Meter über Normalnull. Der Stauraum beträgt rund 760 000 Kubikmeter. (sev)

Einzelne Regenereignisse helfen nur kurzfristig. Ein Guss am 21. Juli im Hohen Venn erhöhte den Zufluss kurz von 112 Litern pro Sekunde auf 250 Liter pro Sekunde. Bereits vier Tage später war der Wert wieder auf 132 Liter pro Sekunde gefallen. Um rund 1,50 Meter ist der Pegel der Talsperre seit Anfang Juli gesunken, sodass Schmitz sich Unterstützung suchen musste.

Seit 7. Juli bezieht der Zweckverband Trinkwasser von dem großen Nachbarn, der WAG in Aachen. „In den drei Dürrejahren haben wir gelernt, wie der Zulauf sich verhält“, erläutert Schmitz. Im April und Mai sei die Talsperre bereits im Unterstau gewesen, gab mehr Wasser ab als hereinkam. Die Wasserkraftanlage in der Talsperre habe weniger Strom als normal erzeugt. „Das ist ein erster Indikator, aber wir sehen auch die Zuläufe, da kommt nicht so viel“, so Schmitz.

Wasser aus Aachen

Um den Pegel nicht so tief absinken zu lassen wie in den Vorjahren und damit noch eine Reserve zu behalten, bezieht das Wasserwerk Perlenbach nun rund 5000 Kubikmeter pro Tag, rund 50 Prozent des täglichen Bedarfs, von den Aachener Kollegen. Viel Aufwand bedeute es, das Netz andersherum zu fahren und das Wasser von dem Pumpraum in Roetgen in den Hochbehälter in Mützenich zu pumpen. Früher habe es öfter Rohrbrüche gegeben, doch mittlerweile sei das Problem im Griff. „Wir reden nicht über Geld, wir reden darüber, die Menschen mit Wasser zu versorgen“, so der Betriebsleiter: „Wir sind sehr dankbar für die Partner, sonst wären wir schon auf die Nase gefallen“,

Um für die Zukunft gesichert zu sein, in der weiter mit trockenen Sommermonaten gerechnet werden muss, plant der Zweckverband eine Erweiterung der Talsperre. Dabei soll die Krone des Dammes, die aktuell bei 476 Metern über Normalnull liegt, auf 475,50 Meter angehoben werden. Das Stauziel von 464,25 Metern über Normalnull soll dann um 8,75 Meter auf 473 Meter über Normalnull steigen. Die Kapazität der Talsperre würde dadurch auf rund 2,3 Millionen Kubikmeter ansteigen.

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Noch befindet sich das Projekt im Planungsstadium. Bis zur Perlenbacher Mühle bei den Narzissenwiesen bei Höfen würde sich der Stausee dann ausdehnen. Doch der geplante Bereich gehe in naturschützerische Bereiche, zeigt Schmitz die Problematik auf. Zwei Natura 2000-Gebiete, zwei Naturschutzgebiete, ein Landschaftsschutzgebiet und 18 gesetzlich geschützte Biotope befinden sich in der geplanten Erweiterung oder ihrer Nähe. Auch die B 399 nach Kalterherberg müsste verlegt werden.

„Wir wollen die Erweiterung“, betont Schmitz. Für das nächste Jahr visiert er den Planfeststellungsbeschluss an, das Ende der Bauarbeiten plant er für das Jahr 2030.