RadprofiHans-Peter Schumacher ist dienstags mit Mountainbikern unterwegs

Die „Dienstagsradler“ von Stotzheim haben für den Anstieg zur Hardtburg nur ein müdes Lächeln übrig. Sie treten bei Wind und Wetter in die Pedale.
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Euskirchen-Stotzheim – Sie verbindet vor allem eines: die Lust am Fahrrad fahren. Jeden Dienstag macht sich die Gruppe um den ehemaligen Radprofi Hans-Peter Schumacher um 18 Uhr auf den Weg. Der Startpunkt ist immer der Laden des 48-Jährigen. „Wie viele wirklich mitfahren, hängt vom Wetter ab. Alleine fahre ich aber nie“, so Schumacher.
Es gibt sogar eine Art Faustregel innerhalb der Gruppe: Je wärmer, desto größer – je kälter, desto kleiner die Gruppe. „Pro fünf Grad sind wir einer mehr oder eben weniger“, sagt Schumacher, dessen Hände noch voller Kettenfett sind, als er seinen Helm aufzieht und die Ladentür abschließt.
Zu seinen Spitzenzeiten fuhr er jährlich knapp 30.000 Kilometer mit dem Rad und nahm an 120 Rennen per anno teil. Wann er das erste Mal nach der Arbeit einige Kilometer gefahren ist, weiß er nicht mehr. Dafür weiß er noch, wer ihn immer begleitet hat: Paul Lorre. Der ehemalige Motocross-Fahrer war ein treuer Trainingspartner nach der aktiven Karriere des Radprofis.
Im September 2012 starb Lorre ausgerechnet an den Folgen eines Radunfalls. Schumacher organisierte danach sogar eine Gedenkfahrt für seinen Freund und Trainingspartner, an der auch einige Fahrer der „immer wieder dienstags Gruppe“ teilnahmen. „Es hat sich irgendwie rumgesprochen, dass ich dienstags nach der Arbeit immer in die Pedale trete. Plötzlich stand einer im Laden, in der Woche drauf waren es schon zwei“, erzählt Schumacher.
Adrian Kolloch wollte eigentlich nur ein neues Rücklicht kaufen. Seitdem tritt er jeden Dienstag mit in die Pedale. „Es macht Spaß und es motiviert einfach, nicht alleine fahren zu müssen. Es ist ja immer einer da. Das hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden“, sagt der Hobbyradler.Meistens macht sich die Gruppe auf Mountainbikes auf den Weg über die Straßen im Kreis Euskirchen. „Dadurch sind wir ein bisschen flexibler.
Wir können auf Straßen, aber auch durch den Wald fahren“, so Schumacher. Wohin über welche Strecke gefahren wird, entscheidet sich meistens erst spontan nach den ersten gefahrenen Metern. „Wer als erstes vom Firmengelände fährt, bestimmt die Richtung“, sagt Kolloch, der meistens mit einem recht großen Rucksack auf dem Rücken losradelt. Darin ist eine Jacke, ein Powerriegel, Ersatzmantel, Werkzeug und eine kleine Luftpumpe. „Der gehört bei Mountainbikern dazu, weil die Gefahr eines Platten auf Strecken durch den Wald einfach größer ist“, weiß Kolloch, der zudem auch leidenschaftlich gerne Rennrad fährt.
Das macht auch Helmut Wolf. Der Euskirchener fährt erst seit drei Jahren Rad, ist aber schon voll und ganz vom Radsportvirus infiziert. 12.000 Kilometer im Jahr sind für ihn keine Seltenheit. „Es ist zu einer echten Sucht geworden“, bekennt Wolf. Im vergangenen Jahr nahm er an der Touristikfahrt der Flandern-Rundfahrt teil. Während am nächsten Tag seine Mitstreiter das Profirennen als Zuschauer verfolgten, setzte sich Wolf aufs Rad und machte sich auf den Heimweg in Richtung Euskirchen.
„Bis nach Düren habe ich es geschafft, dann haben mich die anderen eingeholt – mit dem Auto“, so Wolf, der mit Schumacher auch schon beim 24-Stunden-Rennen in Duisburg an den Start ging.
Ist der Kreis Euskirchen überhaupt für den Radsport geeignet? „Ja, er ist perfekt. Wir haben flache Strecken, aber auch zahlreiche Anstiege und eine unbeschreiblich schöne Landschaft“, freut sich Ralf Birkenfeld, der ebenfalls zwischen Mountainbike und Rennrad wechselt. Dienstags holt auch er regelmäßig das Rad mit den deutlich breiteren Reifen aus der Garage. Nicht selten macht sich die Gruppe auf den Weg in Richtung Bad Münstereifel, denn da gibt es eine große Anzahl ausgeschilderter Strecken (siehe „Zehn Touren für jeden Geschmack“). Egal, wohin es auch geht, eine Sache wiederholen die Hobbysportler immer: Sie gönnen sich ein „leckeres isotonisches Getränk“ in gemütlicher Runde.
„Wichtig ist, dass der Wirt tolerant ist, denn wir sind manchmal ganz schön dreckig“, so Birkenfeld. Sogar bei elf Grad unter Null sei man ein paar Kilometer gefahren. Insgesamt gut eine Stunde lang. Wie jeden Dienstag durfte auch da das isotonische Getränk nicht fehlen. Dem Bierchen zogen die Radsportler an diesem Tag aber einen Glühwein vor.
Birkenfeld: „Wer Spaß am Mountainbiken hat, ist eingeladen, dienstags nach Stotzheim zu «HaPe» zu kommen. Wir freuen uns über jeden, der uns hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden.“
Zehn Touren für jeden Geschmack
Die Stadt Bad Münstereifel hat speziell für Mountainbiker aber auch für alle interessierten Tourenfahrer ein Radwegenetz mit einer Gesamtlänge von rund 300 Kilometern ausgewiesen. Zehn Touren mit Streckenlängen von 18 bis 68 Kilometern stellen ein breites Angebot dar.
Der Schwierigkeitsgrad ist dabei höchst unterschiedlich. Leichte Strecken mit geringem Steigungsanteil sind der ideale Einstieg für Anfänger und eignen sich auch für Ausflüge mit der ganzen Familie. Wer Höhenmeter machen möchte oder technisch und konditionell anspruchsvolle Touren bevorzugt, wird rund um Bad Münstereifel ebenso fündig.
Auch für Profis gibt es eine passende Strecke: die Powertour. Die 68 Kilometer und gut 1300 Höhenmeter gehen ganz schön in die Beine und bringen wohl auch trainierte Biker zum Schwitzen.
Für jede Tour gibt es einen sogenannten Paten, der regelmäßig die entsprechende Strecke kontrolliert. Die zehn Rundtouren beginnen und enden jeweils an einem Parkplatz und sind mit der international bekannten Richtungsmarkierung sowie der Routennummer ausgeschildert. Die ausgewiesenen Strecken wurden mit den Forst- und Naturschutzbehörden abgestimmt und für unbedenklich erklärt. Alle Touren sind mit diesen Wegweisern beschildert, damit alle Strecken auch ohne GPS ohne Probleme gefahren werden können.
Die „Powertour“ beginnt am Bahnhof und verknüpft im Laufe der Fahrt Streckenabschnitte aller einzelnen Touren miteinander. Wer nach 68 Kilometern wieder in Bad Münstereifel ankommt, hat eine Tour durch das gesamte Stadtgebiet hinter sich und ordentlich Höhenmetern in den Beinen.
Die Tour Nummer fünf führt von der Wasserscheide quer durch die Mutscheid wieder zum Ausgangspunkt. 16,7 Kilometer lang ist die Strecke, auf der 269 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Alle Touren und weitere Informationen finden sich im Internet.