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Rangliste zur LebensqualitätKreis Euskirchen schneidet schlecht ab

Lesezeit 4 Minuten
Euskirchen Studie

Tiefenentspannt im Nationalpark Eifel: Wenn das keine Lebensqualität ist, was denn dann?

Kreis Euskirchen – „Einfach wohlfühlen!“ Muss der Kreis Euskirchen seine Werbebotschaft überdenken? Laut einer aktuellen Studie der Prognos AG im Auftrag des ZDF ist es mit der Lebensqualität zwischen Weilerswist und Losheimer Graben nicht so weit her. Hier rangiert der Kreis im Vergleich der 401 Kreise und Städte in Deutschland nur auf Platz 302 – also im unteren Drittel.

Sechs Faktoren für Bewertung

Faktoren der Bewertung waren Arbeit und Wohnen, hier landete der Kreis auf Platz 254, Freizeit und Natur (287) sowie Gesundheit und Sicherheit (252). Die einzelnen Faktoren wurden unterschiedlich gewichtet.

Mieten wie in München?

„Das Ergebnis könnte aus einem individuellen Blickwinkel auch anders gewichtet werden, je nachdem, was für den eigenen Lebensentwurf besonders bedeutend ist“, so die Autoren der Studie. Auf Platz eins kam die Stadt München mit 207 Punkten, der Kreis Euskirchen kam auf 156 – 56 für Arbeit und Wohnen, 45 für Freizeit und Natur sowie 55 für Gesundheit und Sicherheit. Stark ist der Kreis Euskirchen beim Unterkriterium Erholungsfläche pro Einwohner: bundesweit Rang 73.

Schlechter Wert für Ganztagsbetreuung

Bei der Ganztags-Kinderbetreuung liegt er allerdings nur auf dem 310. Platz.Wenig verwunderlich ist, dass der Kreis bei den durchschnittlichen Pendler-Distanzen auf Platz 372 landet, bei der Schulabbrecherquote aber ganz gut auf Rang 99 liegt und bei der Wohnfläche pro Einwohner auf Platz 111 kam. Bei der Beschäftigungsquote von Frauen rangiert der Kreis nur auf dem 329. Rang.

Landrat unbeirrt

Landrat Günter Rosenke lässt sich durch die magere Platzierung nicht von der Wohlfühl-Aussage abbringen. „Ich weiß aus vielen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern, dass unser Slogan genau ins Schwarze trifft. Die Menschen leben gerne im Kreis Euskirchen – also dort, wo andere Urlaub machen.“

Vieles, was den Großstädten Pluspunkte bringe, sei hier nicht umsetzbar. München sei eine attraktive Stadt, so Rosenke. Aber die dortigen Vorzüge müssten durch exorbitant hohe Mieten bezahlt werden: „Wollen wir das?“

Rosenke verspricht schnelles Internet im ganzen Kreis

Natürlich gebe es Verbesserungspotenzial. „Was wir tun können, tun wir“, erklärt der Landrat: „So bauen wir mit Hilfe von Bund und Land jetzt schnelle Internetleitungen, sodass die letzten weißen Flecken im Kreisgebiet in Kürze von der Landkarte verschwinden werden.“

Studie auf Basis statistischer Daten

Die Prognos AG hat nach eigenem Bekunden für das Ranking der Deutschland-Studie einen quantitativen Ansatz gewählt, der auf objektiven, statistisch hochwertigen Daten basiert.

„Befragungen von und Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern zur Ermittlung der subjektiven Einschätzungen sind für die Bewertung der Regionen bewusst nicht vorgenommen worden“, heißt es in der Erklärung zur Studie.

Subjektive Wünsche und unterschiedliche Ansprüche des Einzelnen würden in der Deutschland-Studie ausdrücklich nicht erfasst. Obwohl Lebensqualität für jeden Menschen etwas anderes bedeute, gebe es messbare Faktoren, die für besonders viele Menschen von besonders hoher Bedeutung und für das Wohlbefinden wichtig sind.

Auf Basis dieser identifizierten Einflussgrößen und Rahmenbedingungen wurde die Bewertungsmethodik entwickelt und die Daten zur Messung ausgewählt.Die Experten vergaben Punkte für insgesamt 53 sozio-ökonomische Indikatoren, aufgeteilt auf die Themenbereiche „Arbeit und Wohnen“, „Gesundheit und Sicherheit“ sowie „Freizeit und Natur“.

Bewertet wurden etwa Arbeitsstunden, Einkommen, Sonnenstunden, Luftqualität, Zahl der Vereine, Restaurantdichte, Vermögen und Infrastruktur. Jede Region konnte maximal 300 Punkte erreichen, wobei die einzelnen Aspekte in einem komplizierten Verfahren gewichtet wurden. (sch)

In anderen Dingen sei der Kreis auf Hilfe des Landes angewiesen, etwa bei ärztlicher Versorgung oder bei der Sicherheit, wenn es um zusätzliche Polizisten geht. Es bewege sich aber auch hier etwas. Der Landrat verweist auf das brandaktuelle Gutachten des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr München (dwif).

Touristenzahlen steigen deutlich

Für das Jahr 2017 ergeben sich insgesamt 1,29 Millionen Übernachtungen in sämtlichen Betrieben von der Ferienwohnung bis zum 4-Sterne-Hotel: „2011 waren es nur 1,04 Millionen“. 10,2 Millionen Tagesausflügler seien 2017 im Kreis gezählt worden. 2011 seien es sieben Millionen gewesen, 2014 rund 7,4 Millionen. „So schlecht, wie die Studie unseren Kreis einschätzt, kann es also nicht sein“, sagt Rosenke.