Kreis Euskirchen – Kinderärzte hatten es bereits vorhergesagt: Durch die Corona-Pandemie und die damit verknüpften Maßnahmen steht das Immunsystem von Kindern derzeit vor größeren Herausforderungen als gewöhnlich. Durch Lockdown, Maske, Abstands- und Hygieneregeln hatten Viren und Erreger wenig Chancen, sich durchzusetzen. Die körpereigene Abwehr jedoch wurde somit kaum trainiert.
Säuglinge und Kleinkinder besonders betroffen
Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermeldet, dass Mitte September doppelt so viele Babys und Kleinkinder mit schweren Atemwegsinfektionen in Krankenhäuser eingeliefert wurden als zum gleichen Zeitpunkt vor der Pandemie. Zuletzt gingen zwei Drittel der Fälle auf das Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) zurück, das vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zu schweren Atemwegsinfekten führen kann und damit nicht ungefährlich ist.
Meist durch Tröpfcheninfektion
Die Übertragung meist durch Tröpfcheninfektion oder über kontaminierte Hände oder Oberflächen: RSV kann 20 Minuten auf Händen überleben und bis zu mehreren Stunden auf Kunststoffoberflächen.
Die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage (durchschnittlich fünf Tage). RSV-infizierte Menschen können schon einen Tag nach der Ansteckung und noch vor Symptombeginn infektiös sein. (hn)
Betten in den Kinderkrankenhäusern werden landesweit knapp, auch die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Kreiskrankenhaus Mechernich vermeldet hohen Zulauf. Teilweise werden bereits Kinder aus dem Bonner Sprengel dort aufgenommen, da in Bundesstadt keine Betten mehr zur Verfügung stehen.
Normalerweise sei die Hauptsaison für RSV-Infekte zwischen Dezember und Februar, „unsere Station hat sich bereits Ende August gefüllt“, sagt Chefarzt Dr. Herbert Schade.
„RSV gefährlicher für kleine Kinder als Corona“
Der Mediziner rechnet damit, dass die Zahlen weiter steigen werden, der Höhepunkt der Infektwelle sei noch nicht erreicht. Auch Schade begründet die hohe Zahl der Erkrankungen damit, dass die Kinder nicht mehr an die Erreger und Viren gewöhnt seien. RS-Viren haben so leichtes Spiel. „Tatsächlich ist RSV gefährlicher für kleine Kinder als Corona“, meint der Chefarzt. Das Virus befällt neben den oberen Atemwegen nämlich auch Bronchien und Lungen. Manche der kleinen Patienten müssen deshalb intensivmedizinisch versorgt werden.
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Insgesamt 33 Betten hat die Mechernicher Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, in Zeiten wie diesen lasse sich die Kapazität auf bis zu 45 Betten erweitern. „Aktuell sind 38 Betten belegt“, so Chefarzt Schade, der Eltern rät, mit ihren Kindern viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Zeigen die Kleinen Erkältungssymptome mit Atembeschwerden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. „Aber nur mit Termin, um andere Kinder in der Praxis nicht anzustecken“, mahnt der Arzt.