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Erster Auftritt erregte AufsehenJunger Pianist erhält Unterstützung aus Schleiden

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Auf dem Flügel im Kunstforum in Gemünd kann der zwölfjährige Kourosh Shoorcheh, hier mit Anousha Kazar, nun üben.

Schleiden-Gemünd – Flinke Finger, rhythmische Präzision und ein Herz für die Musik, das sind die Besonderheiten des Klavierspiels von Kourosh Shoorcheh. Wer ihn hört, gerät ins Staunen. Denn Kourosh ist nicht nur erst zwölf Jahre alt, er hat derzeit kaum Möglichkeiten, sein Talent weiterzuentwickeln und zu üben. In der Flüchtlingsunterkunft in Schleiden, in der er lebt, gibt es kein Klavier. Einen Lehrer, der sich des jungen Musikers annehmen würde, gibt es bisher auch nicht.

Vor etwa fünf Monaten kam der junge Iraner mit seiner Mutter aus Teheran nach Deutschland. Ihre erste Station war die Unterkunft (ZUE) in Vogelsang, die vom DRK betrieben wird. Den Mitarbeitern fiel schnell auf, dass es sich bei dem Jungen um ein besonderes Talent handelt. „Ich habe erfahren, dass da ein Junge ist, der sehr gut Klavier spielen kann und habe mir dann etwas überlegt“, erzählte Uwe Lünebach, der in der ZUE Vogelsang arbeitet. Mit einem kleinen Keyboard, dass er Kourosh lieh, sorgte er dafür, dass dieser überhaupt wieder eine Tastatur vor sich hatte.

Auch gelang es, dass Kourosh und seine Mutter aus Vogelsang in den ehemaligen Mobau nach Schleiden ziehen konnten. Mit Lünebachs kleinem Keyboard versucht er dort, seine Fingerfertigkeit zu bewahren. In Schleiden hat er Freunde gefunden, so die 13-jährige Anousha Kargar, die ebenfalls aus dem Iran stammt und bestens Deutsch spricht, sodass sie ihn als Übersetzerin unterstützen kann.

Erstes Werk blieb im Iran

Seit er acht Jahre alt ist, so erzählt er, hat er in seiner Heimat Klavierunterricht gehabt. Sein Lehrer sei Malek Adl gewesen. „Er ist sehr gut, ich verdanke ihm sehr viel“, zeigt sich Kourosh dankbar für den Start. Ein erstes Konzertrepertoire hat er mit seinem Lehrer erarbeitet: Sonaten von Beethoven, Haydn, Clementi und Scarlatti beherrscht er.

„Wenn ich Klavier spiele, bin ich in einer anderen Welt“, beschreibt der Zwölfjährige seine Gefühle. Auch Klarinette spielt er – allerdings nicht so gut, wie er zugibt. „Klarinette ist schwieriger als Klavier“, findet er. Wichtig sei für ihn vor allem, die Seele in die Musik zu bringen. Einen ersten Auftritt, bei dem er Aufsehen erregte, hatte er bei der Eröffnung des Café Henry des DRK in Euskirchen. Auch bei Ausstellungseröffnungen im Faircafé in Zülpich und Kunstforum Eifel in Gemünd war der junge Pianist zu hören.

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Dort hat Kourosh nun zumindest zeitweilige Übemöglichkeit gefunden. Auf dem Flügel im ersten Stock kann er während der Öffnungszeiten sein Repertoire verfeinern. Hier kann er auch an seinen ersten Kompositionen arbeiten. Sein zweites Werk ist bereits fertig. „Das erste ist im Iran geblieben“, bedauert er. Auch wenn die Frage nach Unterricht noch nicht geklärt ist, so scheint sich für das andere große Problem eine Lösung abzuzeichnen. So ist es Sabine Heines vom DRK gelungen, ein E-Piano aufzutreiben, auf dem das junge Talent in Zukunft üben kann.