Nach FlutkatastropheStadt Schleiden will Kino in Gemünd kaufen und zu Kita umbauen
Schleiden-Gemünd – Hollywoodstreifen oder Kinderfilme sind im Gemünder Kino schon seit dessen Schließung Ende 2011 nicht mehr zu sehen. Ein geplanter Umbau zur Kletterhalle konnte danach nicht realisiert werden, und so nutzte Eigentümer Helmut Peters das Gebäude als Lager für seinen Outdoor-Onlinehandel.
Künftig sollen in dem ehemaligen Kino wieder Kinder ein- und ausgehen – aber nicht, um dort Filme zu schauen, sondern um betreut zu werden. Die Stadt Schleiden will das Gebäude kaufen und zu einer viergruppigen Kindertagesstätte umbauen. Rund drei Millionen Euro soll das Projekt nach einer ersten groben Schätzung kosten.
Mit Helmut Peters und seiner Ehefrau Lucia hat sich die Stadt bereits geeinigt. Die Fraktionsvorsitzenden der im Stadtrat vertretenen Parteien haben ebenfalls ihre Zustimmung signalisiert. Entscheiden muss zunächst der Haupt- und Finanzausschuss, der am 3. Februar im Bürgerhaus in Schöneseiffen tagt.
Stadt Schleiden will bisherige Kitas nicht wieder aufbauen
Die Stadt hatte Anfang des Jahres entschieden, dass die beiden Kindertagesstätten, die das Deutsche Rote Kreuz „Am Kreuzberg“ und „Im Wingertchen“ in Gemünd betrieben hat und die durch die Flut größtenteils zerstört worden sind, wegen ihrer Lage in Überschwemmungsbereichen nicht wiederaufgebaut werden sollen.
„In beiden Kitas wurden bislang je zwei Gruppen betreut. Aufgrund der steigenden Nachfrage im U3-Bereich und in der Betreuungszeit sowie aus pädagogischen Gesichtspunkten sind insbesondere in größeren Ortschaften solche Einrichtungen nicht mehr zeitgemäß, weil eine durchgängige Betreuung unter Hinzunahme der Krabbelgruppe nicht möglich ist,“ erklärt der Beigeordnete der Stadt Schleiden, Marcel Wolter. Eine Erweiterung sei im Falle eines Wiederaufbaus an beiden Standorten aus baurechtlichen Gründen nicht möglich.
Deshalb favorisiere man nun den Neubau an dem zentralen Standort in der Innenstadt. Diese Lösung hat für Wolter gleich mehrere Vorteile: „Das alte Kino ist zu Fuß oder mit dem Fahrrad gut zu erreichen, und auf dem Marienplatz und Eifel-Ardennen-Platz gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten.“ Außerdem hätten die Kinder einen direkten Zugang zum Kurpark.
Darüber hinaus erhofft sich Wolter auch eine Belebung der Innenstadt: „Wenn die Familien noch Einkäufe in der Dreiborner Straße tätigen, haben wir schon Synergieeffekte erreicht.“ Damit werde die Stadt ihren Leitbildzielen in Bezug auf einen wohnortnahen Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen sowie der Entwicklung einer bedarfsgerechten und attraktiven Infrastruktur gerecht.
Hochwasserschutzmaßnahmen sollen mitgeplant werden
Weil die Flut auch im alten Kino große Schäden hinterlassen hat, sollen bei der neuen Kita Hochwasserschutzmaßnahmen mitgeplant werden. Wolter: „Wir werden unter anderem zweigeschossig bauen, damit das Obergeschoss auch nach solchen Flutereignissen weiter genutzt werden kann.“ Es werde auch einen separaten Zugang zu den Räumen im Obergeschoss geben. Wolter hofft zudem, dass bis 2024 auch Überschwemmungsgebiete vor Gemünd angelegt werden. Auch sei wichtig gewesen, ein Standort mit möglichst geringer Verkehrsbelastung zu finden. „Einen innenstadtnahen Standort ohne Lkw-Verkehr zu finden, der nicht vom Hochwasser betroffen war, ist in Gemünd aber auch nahezu unmöglich“, betont Wolter.
„Durch die Flut haben wir die Grundlage für unseren Onlinehandel verloren“, sagt Helmut Peters. Weil Teile zweier Außenwände des Gebäudes weggerissen wurden, waren viele Lagerartikel weggespült oder zerstört worden. Die Wände sind zwischenzeitlich wieder instandgesetzt. „Ich müsste rund eine Million Euro in einen neuen Warenbestand investieren. So viel Geld will ich mit 56 Jahren aber nicht mehr investieren“, sagt Peters. Man werde sich jetzt auf das künftige, rund 150 Quadratmeter große Ladenlokal an der Dreiborner Straße konzentrieren und dort die Kunden noch intensiver beraten.
Historie
Das Kino in Gemünd war 1937 von Johann Pilger erbaut worden, der an der Dreiborner Straße ein Hotel und eine Bäckerei betrieb. Sein Sohn Albert baute das im Krieg stark zerstörte Gebäude 1948 mit seiner Ehefrau Betty wieder auf. 1977 übernahm Herbert Renck mit einem Partner das Kino. In der Blütezeit gab es vor allem an Sonntagen bis zu drei Vorstellungen. Dabei waren manchmal auch alle 300 Sitzplätze in den drei Rängen und der Loge besetzt. Renck betrieb das Gemünder Kino 34 Jahre.Rückläufige Besucherzahlen und eine veraltete Technik machten dem kleinen Kino letztlich aber das Überleben unmöglich. So ging im November 2011 mit dem letzten Film die Kino-Ära in Gemünd schließlich zu Ende. (wki)
Sollte die Politik dem Ankauf des Gebäudes zustimmen, könnten noch in diesem Jahr die planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen für die neue Kita geschaffen werden. „2023 könnte dann mit den Bau begonnen werden. Ziel ist, dass die Kinder der beiden Einrichtungen aus Malsbenden und vom Kreuzberg ab 2024 in ihre neue Kindertagesstätte einziehen können“, so Wolter. Die Gebäudefläche werde durch einen Anbau um rund ein Drittel vergrößert.
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„Es bieten sich nun endlich Möglichkeiten, die wir an den bisherigen Standorten aus baulicher Sicht nicht umsetzen konnten“, so Ralf Krutwig, Bereichsleiter Kindertagesstätten und stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. So könnten mehr U 3-Kinder betreut werden, was bislang wegen der Vorgaben zum Raumprogramm nicht möglich gewesen sei: „Auch die Lage innerhalb von Gemünd ist ideal. Die Kinder können fußläufig sowohl am städtischen Leben als auch an der Natur teilhaben. Wir freuen uns daher sehr, dass es für die Zeit nach der Modul-Kita in Olef bereits frühzeitig eine Perspektive gibt.“