Rewe-Markt in GemündBau soll im Frühjahr beginnen – Stadt sehr skeptisch
Gemünd – Der Schleidener FDP ist mittlerweile der Geduldsfaden gerissen: Weil sich nach über einem Jahrzehnt der Planungen für den Bau eines neuen Rewe-Marktes immer noch nichts getan hat, haben die Liberalen für die nächste Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 19. Februar einen grundlegenden Antrag gestellt.
Die Stadt, so FDP-Fraktionschef Rolf Hörnchen, solle prüfen, ob das entsprechende Grundstück und das Postgebäude rückgekauft werden könnten und dem Stadtrat bis spätestens in der Juni-Sitzungsfolge über das Ergebnis unterrichten. Außerdem sei zu prüfen, ob die erteilte Baugenehmigung mit einem „finalen Ablauftermin“ versehen werden könne. Und man solle sich kurzfristig um andere alternative Anbieter eines Vollsortimenters in Gemünd bemühen.
7x7 Gruppe sieht Schuld bei der Stadt
Als diese Zeitung am Dienstag Michael Klöpper von der Unternehmensleitung der 7x7 Gruppe mit dem Antrag konfrontierte, konterte er zunächst offensiv: „Bis heute hat es die Stadt Schleiden nicht geschafft, gewisse Einmessungen und Grundstücke zusammenzuführen, die seit zehn Jahren eigentlich hätten zusammengeführt werden müssen.“ Solange die Telekom nicht einen notwendigen Grundstücksverkauf vorgenommen habe, hätte man nicht mit der Bebauung beginnen können. Doch nun könne sogar recht bald mit dem Bau des Supermarktes begonnen werden: Das solle schon in den nächsten Wochen passieren.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Markus Herbrand muss da aber etwas zurechtrücken: „Es liegt nicht an der Stadt Schleiden, dass da seit über zehn Jahren nicht gebaut wird. So etwas zu behaupten ist Unfug.“ Die Stadt habe notwendige Änderungen beim Bebauungsplan immer sehr schnell abgearbeitet. Herbrand ist ziemlich skeptisch, was die Ankündigungen Klöppers angeht: „Ich habe mittlerweile den Glauben verloren, dass da gebaut wird.“ Der Betreiber und Mieter des zukünftigen Marktes, Rewe, sei im Übrigen hochinteressiert, dass der Markt endlich gebaut werde.
Investor komme nicht in die Gänge
„Ein Ort mit 4500 Einwohnern braucht einen Nahversorger. Mittlerweile trifft man halb Gemünd in Kall, wenn man einkaufen geht“, ärgert sich Herbrand. Entweder baue 7x7 jetzt, oder die Stadt müsse nun Druck machen. „Ich verstehe schon betriebswirtschaftlich gar nicht, was 7x7 da veranstaltet“, schimpft Herbrand. Die Stadt habe ein neues Feuerwehrgerätehaus vom Investor bekommen, das diese ansonsten selbst hätte bezahlen müssen. Doch der Investor komme nicht in die Gänge.
Michael Klöpper von 7x7 gibt zu, dass sein Unternehmen die ursprüngliche Rendite von 8 Prozent, die man mit so einem Markt hätte erzielen können, nicht mehr bekommen werde. „Ich werde vielleicht bei vier bis fünf Prozent landen. Die anfangs sehr nette Rendite ist also mal eben halbiert, ich kann aber damit auch leben.“ Die entsprechenden Grundstücke wolle man aber nicht zurückgeben.
Bürgermeister: „Ich tue mich schwer, dieser Ankündigung zu glauben
Auch Ingo Pfennings, Schleidener Bürgermeister, ist skeptisch: „Da ich die Historie des gegenseitigen Vertröstens gehört habe, tue ich mich etwas schwer, dieser Ankündigung zu glauben. Wenn tatsächlich im Frühjahr gebaut wird, wird der Jubel aber sehr groß sein.“ Doch die Stadt arbeite ganz im Sinne des FDP-Antrags an Alternativen.
„Der Antrag bezieht sich genau auf das, was wir gerade versuchen“, erläutert Pfennings. Am Dienstagmorgen habe er noch mit Rainer Vongerichten, Chef der Rewe-Standortabteilung in Hürth, telefoniert. Das Unternehmen sei sehr daran interessiert, den neuen Supermarkt zu betreiben. „Wir gucken aber auch nach Alternativen, ob es andere Gundstücksmöglichkeiten gibt oder ob man die Flächen dem Projektentwickler abkaufen kann“, erläuterte er.
Eine unendliche Geschichte? – kurze Chronologie des neuen Rewe-Markts
Der neue Rewe-Markt sollte dort entstehen, wo sich ursprünglich das Gemünder Feuerwehrgerätehaus und die Post befanden. Diskutiert wurde das Thema bereits seit 2006. Als Voraussetzung für die Bewilligung des Bauvorhabens am Hermann-Kattwinkel-Platz verlangte die Stadt den Neubau des Feuerwehrgerätehauses: Heinz Dieroff, Chef der gleichnamigen Baubetreuungsfirma mit Sitz in Mechernich, stimmte damals zu. Im Februar 2012 wurde der entsprechende Vertrag zwischen dem Beigeordneten Marcel Wolter und dem damaligen Bauträger Heinz Dieroff unterzeichnet.
Als Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses wurde eine Fläche an der Bahnlinie in Nierfeld gewählt. Anlässlich des 140-jährigen Bestehens der Feuerwehr wurde das neue Domizil nach einigen Verzögerungen 2014 eingeweiht.
Im Mai 2014 wurde dann das alte Feuerwehrgerätehaus abgerissen. Im Mai 2015 sollten die Bagger anrollen, um mit dem Bau des neuen Marktes zu beginnen. Doch der Projektentwickler 7x7 konnte sich zunächst nicht recht entscheiden, ob er das Postgebäude abreißen sollte oder nicht.
Der alte Rewe-Markt an der Gemünder Urftseestraße schloss am 30. April 2016 für immer seine Pforten. Grund: Der alte Mietvertrag lief aus. Eigentlich war geplant, dass das bestehende Geschäft solange geöffnet bleibt, bis der neue Markt an der Post fertig ist. Doch die Neueröffnung wurde seit Jahren immer wieder verschoben.
Im Jahr 2017 sollten dann endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden: Im Schleidener Stadtentwicklungsausschuss wurden Rainer Vongerichten, Chef der Rewe-Standortabteilung in Hürth, und Michael Klöpper vom Leitungsteam der Bonner Investorengruppe 7x7, sehr konkret, was den Bau des Marktes anging. Denn laut Klöpper hatte man sich nun endlich mit der Post einigen können, dass der bis dahin laufende Mietvertrag gekündigt werden könne.
Rainer Vongerichten erläuterte, man werde im neuen Gebäude über eine Nutzfläche von 1900 Quadratmetern und eine reine Verkaufsfläche von 1400 Quadratmeter verfügen. Rund 14 000 Artikel könnten angeboten werden. Das Geschäft werde 30 Voll- beziehungsweise Teilzeitmitarbeiter haben. Neben Backshop und Drogeriebereich sollen auch Bio-Lebensmittel angeboten werden. Realisiert wurde davon bis heute jedoch noch nichts.