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Hochwasser im Kreis EuskirchenKirchen verzeichnen Schaden von rund 1,6 Millionen Euro

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Schwer getroffen und ausgeräumt wurde die Kirche Gemünd.

Schleiden/Kall/Hellenthal – So hat noch niemand die Evangelische Kirche Schleiden gesehen. Der Raum ist leer, bis in etwa 1,80 Meter Höhe sind die weiß gekalkten Wände schmutzigbraun beschmiert. Die altehrwürdigen Kirchenbänke fehlen, stattdessen stehen einige Stühle vor dem Altar. Ein Pult hält ein Buch bereit, in dem eigene Gedanken festgehalten werden können. Wenige Kerzen brennen am Boden auf einem Tablett, andere stehen bereit, um angezündet zu werden. Die Türen, die den Innenraum vom Treppenhaus abtrennen, existieren nicht mehr.

„Unsere Kirche steht allen Menschen als Andachtsraum zur Verfügung, alle sind willkommen. Jeden Freitag um 18 Uhr findet zudem eine Andacht statt“, sagt Erik Schumacher. Er ist Pfarrer der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal, die mit ihren vier Kirchen in Schleiden, Gemünd, Hellenthal und Kall sowie mehreren Gebäuden von der Flutkatastrophe getroffen wurde.

Schäden belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro

Insgesamt summieren sich nach bisheriger Ermittlung die nicht versicherten Schäden in den Gebäuden der Kirchengemeinde auf rund 1,6 Millionen Euro, davon allein 600 000 bis 700 000 Euro in Gemünd und 350000 Euro in Schleiden.

In der Hellenthaler Kirche war zwar „nur“ der Keller überflutet. Dort hat es aber vor allem die neue Heizung erwischt, die nach dem Brand vor zwei Jahren erst neu eingebaut worden war. Auch in einem Wohngebäude in Hellenthal und im Pfarrhaus in Gemünd seien die Heizungen betroffen. Schwerer betroffen als zuerst angenommen sei auch die Kirche in Kall, berichtet Schumacher. Das ganze Untergeschoss mit Gemeinderaum und Verbindungsgängen sei überflutet gewesen, so dass unter anderem die Fußböden neu gemacht werden müssten. Auch müsse die Heizung ersetzt werden.

Auch das Pfarrbüro an der Dreiborner Straße in Gemünd gibt es nicht mehr. Es zieht nun in den Pfarrsaal in Schleiden um, dienstags bis freitags ist es von 10 bis 12 Uhr unter Tel. 02445/ 3267 erreichbar.

Durchlüftung rettet Orgel in Schleiden

In Schleiden zieht der Wind durch die offenen Türen in den Kirchenraum – ein angenehmer Nebeneffekt. Die Sorge gilt den Orgeln, die äußerst empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren und Schimmel entwickeln könnten. „Wir sind hier aber etwas zuversichtlicher als in Gemünd“, so Schumacher. Denn die gute Durchlüftung könnte dafür gesorgt haben, dass diese Orgel es schafft. Für die nächste Woche habe sich der Orgelsachverständige angekündigt. „Es werden jetzt mehr und mehr Schäden sichtbar“, sagt der Pfarrer und zeigt auf den Altar aus dem 18. Jahrhundert.

An einer Stelle ist die Farbe abgeplatzt. Doch bedenklicher ist die Tatsache, dass unter dem Anstrich deutlich zu sehen ist, wie sehr die nassen Holztafeln sich beim Trocknen unter dem Lack verzogen haben und sich Risse bilden. Auch das Mauerwerk ist noch nass, was die Seiten der gerade neu ausgelegten Bibel zeigen, die sich in der feuchten Luft sichtbar wellen.

Besonders ernst ist die Situation in Gemünd im ältesten evangelischen Kirchengebäude der Region. „Die Kirche ist am meisten getroffen und kann nicht entlüftet werden“, so Schumacher. Die Fenster seien nicht zu öffnen, weil die Stellmotoren in dem durchnässten Gebäude keinen Strom haben. Die Türen zu öffnen sei keine Option: „Das ist ein Spagat zwischen Lüftung und möglichem Vandalismus.“

Sanierung und Renovierung in den Kirchen wird dauern

Leergeräumt wurden die Schleidener und die Gemünder Kirche am Wochenende in einer konzertierten Aktion von vielen Freiwilligen. Die historischen Kirchenbänke seien abgeschwammt und zum Trocknen in die leerstehende Kirche in Harperscheid transportiert worden. „Wir hoffen, dass sie die Trocknung überstehen“, so Schumacher.

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Auch der Friedhof in Schleiden, der von der Olef überflutet wurde, ist von den Helfern aufgeräumt worden. „Ich habe das Gefühl, die Ehrenamtlichen haben Seelsorge mit ihren Händen gemacht“, so der Pfarrer. Der Friedhof sei nun wieder ein Ort der Ruhe und der Stille, ein Stück Halt, das den von der Flut getroffenen Menschen gegeben werden könne.

Die Kirche in Schleiden habe er auf eine veränderte Weise erfahren, so Schumacher: „Der Raum ist in seiner Leere, Verwundung und Veränderung ganz neu.“ Noch lange werde die Kirche so aussehen. Wenn Superintendent Hans-Peter Bruckhoff bei der Freitagsandacht vom Christus im Schlamm gesprochen habe, sei dies die Kirche im Schlamm. „Sie spiegelt uns Menschen wider: verschmutzt und verwundet, aber nicht gebrochen“, sagt Schumacher.