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Kommunalwahl 2020Neuer Schleidener Stadtrat will mehr auf Tourismus setzen

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Schloss und Schlosskirche sind jahrhundertealte Wahrzeichen von Schleiden.

Schleiden – In den nächsten Jahren will Schleiden noch mehr auf den Tourismus setzen und seinen Ruf als Nationalpark-Hauptstadt weiter ausbauen. Doch um dabei strategisch vorgehen zu können, muss man sich unter anderem im Klaren sein, welche Zielgruppen man mit welchen Angeboten ansprechen will. Die Stadt braucht also ein umfassendes Konzept. Das fehlt bislang aber. Deshalb wird sich der neue Schleidener Stadtrat relativ schnell nach der Wahl mit dem Thema befassen müssen.

„Der Tourismus ist eine Riesenchance für die Region“, sagt Bürgermeister Ingo Pfennings, der selbst nicht zur Wahl steht. Weil viele Menschen in Corona-Zeiten auf Urlaub in Deutschland gesetzt hätten, habe es auch viele neue Besucher im Schleidener Stadtgebiet gegeben. „Die Eifel hat eine tolle Landschaft und interessante Angebote“, so der Bürgermeister. Er werde aber darauf achten, dass der Tourismus nicht zu Lasten der Anwohner gehe. Sehr positiv sieht Pfennings die Entwicklung in Vogelsang: „Was da entstanden ist und noch entsteht, ist eine spannende Mischung.“ Ein großes Problem im Schleidener Tal: Die Besucher kommen fast nur im Sommer, auch weil es keine Indoor-Aktivitäten und Wellness-Angebote gibt, die man bei schlechtem Wetter besuchen kann.

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Doch nicht nur beim Thema Fremdenverkehr soll die Stadt, wie der Bürgermeister es ausdrückt, „aus dem Dornröschenschlaf geholt werden“. Auch die Schulen sollen mit massiven Investitionen fit für die Zukunft gemacht werden. „Viel Geld fließt in die Sanierung und den Wiederaufbau des Gymnasiums. Aber wir werden auch die anderen Schulen nicht vergessen“, verspricht Pfennings. An der Realschule laufen zum Beispiel zurzeit umfangreiche Baumaßnahmen im Außenbereich.

„Wir wollen den Bereich am Sittard in Olef angehen“

Um die Ausweisung neuer Baugebiete wird sich der Stadtrat ebenfalls kümmern müssen, wenn die Stadt auch weiterhin für Familien attraktiv bleiben soll. „Wir wollen den Bereich am Sittard in Olef angehen“, nennt der Bürgermeister ein konkretes Vorhaben. Aber auch in anderen Stadtteilen gebe es Bedarf. Mit einem aktiven Ansiedlungsmanagement will die Stadt zudem dafür sorgen, dass zumindest ein Teil der knapp 700 Baulücken geschlossen wird. „Wir touren durch die Dörfer und fragen bei den Eigentümern an, ob wir die unbebauten Grundstücke kaufen können.“

Bedarf gibt es auch für weitere Gewerbeflächen. „In Herhahn ist nur noch ein Grundstück zu haben. Deshalb ist für Handwerker aus dem Stadtgebiet eine Erweiterung geplant“, erklärt Pfennings. Vorankommen will die Stadt mittelfristig auch bei dem interkommunalen Gewerbegebiet, das zusammen mit Kall auf der Wallenthaler Höhe ausgewiesen werden soll. Bis zu einer Realisierung dürften aber noch einige dicke Bretter zu bohren sein.

Leerstände müssen vermieden werden

Gedanken muss sich der neue Stadtrat auch darüber machen, wie in den Geschäftsstraßen von Schleiden und Gemünd Leerstände vermieden werden können. Zumal nach Angaben von Pfennings bei vielen Betrieben im Stadtgebiet ein Generationswechsel bevorsteht. „Die Verwaltung hilft dabei, Nachfolger zu finden, oder vermittelt bei Leerständen Kontakte zu Interessenten.“ Man könne die Prozesse aber nur begleiten. Die Innenstädte seien nur dann attraktiv, wenn es viele unterschiedliche Läden mit einem breiten Angebotsspektrum gebe. Nur dann könne man dem Trend zum Shoppen auf der grünen Wiese etwas entgegensetzen, glaubt der Bürgermeister. Vielleicht gelingt es dem neuen Rat ja endlich, einen Vollsortimenter nach Gemünd zu holen.

Handlungsbedarf gibt es auch beim Thema öffentlicher Personennahverkehr. „Die Tallage ist gut angebunden, in den Höhenorten wären Verbesserungen aber wünschenswert“, sagt Pfennings. Die Förderung der Linie 829 als Schnellbuslinie sei ein wichtiger Schritt gewesen. „Wenn sich eine Möglichkeit bietet, die Oleftalbahn zu reaktivieren, sollte man das tun, damit Schleiden und Hellenthal wieder an das Schienennetz angeschlossen werden.“

Doch wenn es nach dem Bürgermeister geht, muss die Politik sich auch fragen, wie eine Verwaltung mit knapp 80 Mitarbeitern, darunter viele Teilzeitkräfte, die vielen zusätzlichen Projekte noch schultern kann. „In der Vergangenheit wurde ein Personaleinsparungskonzept umgesetzt. Doch angesichts immer neuer Aufgaben und den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind wir am Limit und brauchen Verstärkung.“