Nach mehr als 100 JahrenKloster Maria Hilf in Gemünd wird geschlossen
Gemünd – Seit mehr als 100 Jahren leben Schwestern der Cellitinnen-Augustinerinnen zur heiligen Elisabeth im Kloster Maria Hilf in Gemünd, wo sie seit Jahrzehnten auch ein Altenheim betreiben.
Mangels Nachwuchs wird das „Klösterchen“, wie das Haus in Gemünd genannt wird, zum Jahresende geschlossen. 14 Bewohner müssen Plätze in anderen Seniorenheimen finden.
Vier Schwestern wohnen noch im Kloster. Rund 20 Mitarbeiter, vom Pflegedienst über das Küchenpersonal bis zu den Reinigungskräften, arbeiten in dem Haus.
Es sei schade, dass das Haus nicht weiter betrieben werden könne, sagt Generaloberin Mutter Hedwig aus dem Kloster zur hl. Elisabeth in Köln, dem Mutterhaus der Gemeinschaft.
Die meisten Schwestern des Ordens seien über 70 Jahre alt. Für sie sei die Arbeit nicht mehr zu schaffen. „Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Damen gut versorgt sind“, sagt Mutter Hedwig. Die vier Schwestern, die noch in Gemünd leben, werden im Mutterhaus ein neues Zuhause finden.
Altenheim 1968 eingerichtet
Zudem, so Mutter Hedwig weiter, hätten in Gemünd auch einige Brandschutzauflagen erfüllt werden müssen, unter anderem hätten Fluchttreppen gebaut werden müssen. Was künftig aus dem Kloster Maria Hilf in unmittelbarer Nähe der katholischen Kirche wird, steht nach Angaben von Mutter Hedwig noch nicht fest.
Pflegeplätze
Für die Angehörigen der 14 Bewohner des Klösterchens in Gemünd ergibt sich das Problem, neue Heimplätze zu finden. Laut Kreissprecher Wolfgang Andres werden gerade in diesen Wochen Plätze in Alten- und Pflegeheimen belegt, wenn pflegende Angehörige in Urlaub fahren. Die Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen sei sehr hoch. Andres: „Das ist auch derzeit ein großes Thema in unserem ZIP (Zentrales Informationsbüro Pflege), wo viele Anfragen in dieser Richtung eingehen. Wichtig ist auch, dass es Zuschüsse für die Kurzzeitpflege gibt.“
Insgesamt gibt es laut ZIP im Kreis derzeit insgesamt 2511 Plätze in 33 Altenpflegeheimen. Andres: „Da uns nicht alle freien Plätze gemeldet werden, haben wir keine genaue aktuelle Zahl über die freien Plätze. Aber grundsätzlich gibt es noch ausreichend Kapazitäten.“
Ansprechpartner beim ZIP des Kreises Euskirchen sind Inge Garbes, inge.garbes@kreis-euskirchen.de, Telefon 0 22 51/15-927, und Swen Weißer, swen.weisser@kreis-
euskirchen.de, 0 22 51/15-521. Für den Kreis Düren gibt es die Kontaktadresse: Pflegestützpunkt Düren, Tel. 0 24 21/22 15 17.
Andres’ Rat: „Im Internet findet man eine Übersicht über Einrichtungen bei uns und im Rhein-Erft-Kreis und vorhandene freie Plätze.“ (bk)
www.pflege.net
Die Ordensschwestern waren lange Zeit eng mit Gemünd verbunden. So erinnert Mutter Hedwig sich gut, dass sie als junge Nonne häufig in den Ferien zu Gast im Gemünder Klösterchen war, das ursprünglich nur ein kleines Häuschen war. Ebenso erinnert sie sich gut an das Jahr 2002, als sie anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Kloster Maria Hilf nach Gemünd kam, wo damals noch sechs Schwestern lebten.
„Die Situation unserer Ordensgemeinschaft war nicht immer einfach“, sagte sie bereits damals. Die Schwestern seien bis 1938 auch für die Kirchenwäsche zuständig gewesen und hätten für den Blumenschmuck in St. Nikolaus gesorgt. Als die Bevölkerung während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg evakuiert wurde, mussten auch die Schwestern Gemünd verlassen. Im August 1945 kehrten sie zurück und begannen mit Unterstützung der Gemünder mit dem Wiederaufbau des Klösterchens. Von 1964 bis 1966 wurde der erste Neubau errichtet. 1967 begann eine zweite Erweiterung. 1968 zogen die ersten 26 Senioren ein.
1991 kam Pfarrer Rolf Knips nach Gemünd. Seitdem und auch nach seiner Pensionierung 1999 ist er eng mit dem Klösterchen verbunden. Eine bischöfliche Urkunde weist ihn aus Hausgeistlichen des Klosters Maria Hilf aus, er ist für die Kapelle zuständig. Noch heute feiert er dort täglich Messen, in der Woche morgens um 7 Uhr, mittwochs um 16.30 Uhr und am Sonntag um 9 Uhr.
Wenn das Kloster geschlossen werde, fehle ein „Urgestein von Gemünd“. Aber die Schwestern könnten der Arbeit nicht mehr nachgehen. Zudem könne der Orden Brandschutz- und andere Auflagen finanziell nicht erfüllen. Rolf Knips: „Kaum einer weiß, dass der Orden, der sehr moderate Preise forderte, jeden Monat Geld für Gemünd zuschustern musste.“
Auch im Schleidener Stadtrat sei bedauert worden, dass das Klösterchen geschlossen wird, sagt FDP-Ratsherr Markus Herbrand aus Gemünd. Er ist in unmittelbarer Nähe der Einrichtung aufgewachsen und besitzt ein Foto seines Großvaters Edmund Herbrand, das das Haus im Jahr 1936 zeigt. Herbrand: „Ich hoffe sehr, dass sich eine Nachfolgenutzung finden wird. Aber es ist schlimm genug, dass das Klösterchen als solches bald aus dem Stadtbild verschwunden sein wird.“