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Profitabler ArtenschutzOleferin realisiert Projekte in Marokko und Usbekistan

Lesezeit 4 Minuten

Ein Feld des FAP-Projekts in Marokko inspiziert Stefanie Christmann mit Landwirt Mohamed Kal.

  1. Artenschutz, der gleichzeitig Profit für die Landwirte bringt, das ist das Konzept hinter Dr. Stefanie Christmanns Projekten.
  2. Anlässlich des Tags der Artenvielfalt am 22. Mai berichtet die gebürtige Oleferin über ihre Arbeit.

Schleiden-Olef – Es hört sich an wie die Quadratur des Kreises auf dem Weg zu einer ökologischen Landwirtschaft. Verbesserungen im Artenschutz, die sich selbst finanzieren und sogar für die Landwirte ein Plus in die Tasche wirtschaften. In Usbekistan und Marokko hat die gebürtige Oleferin Dr. Stefanie Christmann derartige Projekte bereits erfolgreich realisiert.

Das Zauberwort heißt „FAP“. Die Abkürzung steht für „Farming with Alternative Pollinators“ – zu Deutsch: Landwirtschaft mit wilden Bestäubern. Das Grundkonzept ist recht einfach und ähnelt auf den ersten Blick den in der Region seit Jahren bekannten Blühstreifen aus dem Ackerrandstreifenprogramm: Auf den Feldern werden neben der Hauptfrucht vier bis acht Nebenfrüchte eingesät, die Insekten anziehen, darunter auch Bestäuber und Schädlingsfresser.

Nutzpflanzen statt Wildblumen

Der wesentliche Unterschied zu den in Europa geförderten Ackerrandstreifen ist allerdings, dass auf den FAP-Feldern keine Wildblumen, sondern Nutzpflanzen wie Sonnenblumen oder Koriander angesiedelt werden, die von den Landwirten geerntet und vermarktet werden können. So erwirtschaften die Bauern durch die Ernte von Sonnenblumenkernen oder Koriandersamen ein zusätzliches Einkommen. In der EU werden die Blühstreifen öffentlich gefördert, in NRW zum Beispiel laut Landwirtschaftskammer mit 1200 Euro pro Hektar.

Wespe nach Forscherin benannt

Nicht viele Menschen können von sich behaupten, dass ein Tier ihren Namen trägt. Belomicrus christmani ist nun der wissenschaftliche Name einer jüngst entdeckten, bestäubenden Wespenart. Die Ehre, als Namensgeberin zu fungieren, wurde Stefanie Christmann aufgrund ihres Einsatzes für den Bestäuberschutz zuteil, indem sie einen anderen Weg geht als über Subventionen.

In ihrem Esel-Projekt, das auch im Kreis seit Jahren Unterstützer hat, ist Christmann weiterhin aktiv. Auch hier hinterließ Corona Spuren. „Nepal hat einen Reisestopp, die Situation ist fürchterlich, da sich hier die indische Variante ausgebreitet hat“, so Christmann. Außerdem habe der Premier einen Notruf an die Internationale Gemeinschaft gerichtet, dass sein Land dringend Impfstoff benötige. Zurzeit werden alleinerziehende Mütter für die nächste Vergabe von Gewächshäusern durch die Esel-Initiative ausgewählt. Die Initiative ist unter Tel. 030/ 440 48 188 oder online erreichbar.

www.esel-initiative.de

„So eine Förderung ist aufgrund der eingeschränkten finanziellen Mittel in Entwicklungsländern nicht möglich“, erläutert Christmann. Sie hat sich 2009 vom Bundesumweltministerium beurlauben lassen, um für die Forschungsorganisation ICARDA (International Center for Agricultural Research in Dry Areas) alternative Anbaumethoden zu entwickeln.

Projekte werden vom Bundesumweltministerium finanziert

Erste Station ihrer Tätigkeit war Usbekistan, wo sie die Methode in einem Pilotprojekt entwickelte. Sechs Jahre verbrachte sie in dem zentralasiatischen Staat, bevor sie ihre Forschung auf dem afrikanischen Kontinent fortsetzte. Auch in Marokko ist sie mittlerweile seit sechs Jahren tätig. Seit 2020 sind fünf weitere Länder am Mittelmeer dazugekommen. Beide Projekte werden vom Bundesumweltministerium finanziert.

„Die Methode beruht darauf, dass die Bauern die Vorteile begreifen“, sagt Christmann. Während hierzulande die Blühstreifen eher unbeliebt sind, weil dem Landwirt bebaubare Ackerfläche verloren geht und die Sorge besteht, dass Unkräuter in die Hauptfrucht geraten, haben die Landwirte bei der FAP-Methode ökonomische Vorteile: „Pflanzen wie Koriander oder Sonnenblumen ziehen massenhaft Bestäuberinsekten an, die auch in die Hauptfrucht gehen und dort den Ertrag steigern, weil mehr Blüten eine Frucht entwickeln.“ Wenn Arbeit und Kosten herausgerechnet seien, bleibe dennoch ein erhöhter Nettoertrag.

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Doch nicht nur die Ernte werde größer, auch die Qualität verbessere sich – ohne Schädlingsbekämpfung: „Bei dem Einsatz von Chemikalien werden nicht nur Schädlinge, sondern auch Bestäuber und Schädlingsfresser getötet.“ So werden in den Blühstreifen Nistmöglichkeiten für Insekten angelegt und der Boden so verdichtet, wie Wildbienen und Wespen es lieben.

Projekt in Marokko wird von Deutschland aus geleitet

Zurzeit ist die Forscherin im heimischen Niederkassel: „Marokko hat aktuell die Grenzen dichtgemacht, um sich vor Corona zu schützen.“ Nach einem Termin in Deutschland habe sie nicht zurückreisen können. Ihr Projekt in Marokko leitet sie nun von Niederkassel aus.

Video zum Projekt

Impressionen aus dem Projekt in Marokko vermittelt ein Film der Deutschen Welle. Hier gelangen Sie zu dem Video.

Derweil entwickelt es sich eigenständig weiter: „Die Bauern, die teilgenommen haben, berichten ihren Nachbarn davon.“ Auch gebe es Landwirte, die eigenständig die Methode weiterentwickeln und etwa beim Tomatenanbau zum Einsatz bringen: „Sie beobachten, in welche zusätzlichen Pflanzen wie Anis die Insekten fliegen, und säen sie dann aus.“ Auch in den Pilot-Regionen in Usbekistan sind Bauern bei dieser Anbaumethode geblieben.

In Marokko wurden rund 300 landwirtschaftliche Berater ausgebildet, die die Bauern schulen. Für das nächste Jahr sind Pharma Field Schools geplant. Auch wurden kleine Lehrfilme auf Arabisch produziert. „Es wurde alles gemacht, um die Bauern zu informieren“, erzählt sie. Auch für Europa hält Christmann ihr Projekt für umsetzbar: „Wenn die EU auch nur einen Teil der Gelder, die für Blühstreifen als Subventionen gezahlt werden, für FAP-Felder und Ausbildung ausgeben würde, wäre das viel effektiver.“