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Frau und KircheSchleidener Frauen haben in katholischer Kirche wichtige Funktionen

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In seiner Gemeinde sei es vollkommen normal , sagt Pfarrer Philipp Cuck, dass Frauen Wortgottesdienste abhalten.

Schleiden – Frauen und die katholische Kirche – zwei Themen, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen. Falsch, sagt Philipp Cuck, Regionaldekan der Region Eifel und Pfarrer der Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal/Schleiden. Schon seit vielen Jahren bekleiden Frauen immer mehr Ämter und predigen in Gemeinden. „Das passiert ein paar Mal im Jahr kontinuierlich“, so Cuck.

Astrid Sistig ist eine der Frauen, die in Schleiden predigt. Die Gemeindereferentin ist Schulseelsorgerin der Clara-Fey-Schule und Firmbeauftragte der Gemeinde. „Frauen haben an vielen Stellen einflussreiche Positionen übernommen“, sagt Sistig. Mittlerweile seien bei den Laien, also bei nicht geweihten Amtsträgern wie Priestern oder Bischöfen (Kleriker), die Frauen sogar in der Überzahl, so Sistig. „Solange der Priester die Leitung hat, ist er verantwortlich, auch wenn jemand anderes predigt“, erläutert Cuck. Sistig stehe als Person vor der Gemeinde, sagt sie, nicht als Amtsträgerin.

Gerne die Chance gehabt

Das dürfte sie als Frau auch gar nicht. „Für mich ist die Predigt, immer auch ein persönliches Laienzeugnis abzulegen“, sagt Sistig. Aber sie hätte trotzdem gerne die Chance zur Klerikerin gehabt, auch wenn sie nicht weiß, ob sie die genutzt hätte: „Die Arbeit mit und an den Menschen war mir wichtig.“ Dass sie nie die Möglichkeit hatte, macht sie dennoch traurig.

Meist hält sie den Gottesdienst in ihren „Sonntagskleidern“, wie sie es selbst beschreibt. Das liturgische Gewand trägt sie nur selten. „Bisher habe ich mich auch dagegen gewehrt“, sagt Sistig. Nur bei zwei Anlässen zieht sie es doch über: bei Beisetzungen, um der Situation den gebührenden Respekt zu erweisen, und bei der Arbeit mit blinden Menschen, „weil ihnen das hilft, mich zu erkennen“, so Sistig.

Keine komischen Reaktionen

Komische Reaktionen darauf, wenn Sistig als Frau den Gottesdienst hält, habe sie bisher kaum erlebt. „Bei meinem ersten Wortgottesdienst in Nideggen vor vielen, vielen Jahren sind zwei Männer aufgestanden und haben die Kirche verlassen. Alle anderen waren begeistert“, erinnert sie sich. Manchen Gläubigen sei auch die Tatsache, dass der Gottesdienst von einem geweihten Amtsträger gehalten wird, wichtig, sagt Sistig.

Die Kirche in Männerhand hat eine lange Tradition. Zwar bewege sich mittlerweile viel, sagt Cuck, aber im Priesteramt sei die Bewegung sehr gebremst. Aktuell werde aber diskutiert, ob Frauen auch Diakonin werden können. Das „ist aber zu kurz gedacht“, sagen Cuck und Sistig übereinstimmend. Die Entwicklung müsse weitergehen. „Die Begründung stört mich am meisten“, sagt Sistig. Weil Jesus ein Mann war oder seine Anhänger nur Männer waren, werde von der Kirche oft angeführt.

Ohne Frauen und Männer, die als Laien Wortgottesdienste abhalten, gehe es auch nicht, sagt Cuck. Dafür gebe es zu wenig Priester, fügt er hinzu und übt Kritik: Die katholische Kirche mache sich schuldig, „wenn Gemeinden keine Messen mehr anbieten können“, sagt Cuck und nimmt dabei Bezug auf die starren Regeln für Kleriker, wie beispielsweise den Zölibat, die Männer daran hindern, ein Weiheamt zu übernehmen.