Nach der HochwasserkatastropheWeihnachtsweg um das Olefer Gotteshaus herum gebaut
Schleiden-Olef – Bekanntlich macht Not erfinderisch. Gerade in der Weihnachtszeit erfordern besondere Situationen ungewöhnliche Maßnahmen. Denn nicht nur Corona sorgte in der Adventszeit für Verdruss und die Absage vieler liebgewonnener Veranstaltungen. Noch viel mehr beeinträchtigen die Folgen der Hochwasserkatastrophe die normalen Weihnachtsfeiern. Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Olef etwa ist beschädigt und kann derzeit nicht genutzt werden.
So schlimm, wie ursprünglich befürchtet wurde, hat es die Kirche allerdings nicht getroffen. Eine Zeit lang wurde befürchtet, dass die Kirche abgerissen werden muss. Doch ein Gutachter stellte fest, dass die beiden Säulen, die im Mittelgang das Gewölbe stützen, tiefer gründen als zuerst vermutet und insofern keine Zweifel an der Standsicherheit bestehen.
Löcher im Fußboden
Aus dem 14. Jahrhundert stammt der Glockenturm, der damit den ältesten Teil der Kirche bildet. An ihn wurde im 15. Jahrhundert das Kirchenschiff angebaut. Damit hat das Gebäude bestimmt viele Hochwasser überstanden, und auch dieses macht keine Ausnahme. Rund zehn Zentimeter stand das Wasser in dem Kirchengebäude. Nicht hoch genug, um den Altarraum in Mitleidenschaft zu ziehen, und doch hoch genug, damit das Wasser die Heizungsanlage und die Holzpodeste, auf denen die Bänke standen, unbrauchbar machte.
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Beim Entfernen der Podeste kam der alte Fußboden zum Vorschein. Hier haben sich an mehreren Stellen Löcher gebildet. „Wir vermuten, dass an diesen Stellen Gräber gewesen sein könnten, die durch das Wasser eingebrochen sind“, erläutert Frank Röhl vom Pfarrgemeinderat. Die Vermutung liege nahe, da sich unter dem Altarraum eine Gruft befinde, die bei einer Renovierung in den 1930er-Jahren zugemauert wurde. Nur ein Steinkopf im Gewölbe über der Treppe zum Altarraum erinnert daran.
Alte Pfarrei
Im 13. Jahrhundert, vor dem Bau des heutigen Gebäudes, soll in Olef eine Kirche gestanden haben. Der Ort ist eine der ältesten Pfarreien in der Eifel. Bevor in Dreiborn 1804 eine Pfarrei eingesetzt wurde, stand in Olef die Pfarrkirche der dortigen Herrschaft.
Ohne größere Schäden hat die Orgel die Flutkatastrophe überstanden. Nachdem die Hellenthaler Orgelbaufirma Weimbs das Instrument bereits begutachtet hatte, konnte am Mittwoch Organist Jörg Kipshoven zum ersten Mal seit der Flut wieder auf der Orgelbank Platz nehmen. „Alles einwandfrei, aber teilweise müsste sie gestimmt werden“, lautete sein Urteil.
„Wir sind sehr stolz auf unsere Kirche“, sagt Harald Steffen, Küster der Kirche und Vorsitzender des Pfarrgemeinderats. Deshalb sei auch geplant, das Osterfest bereits wieder dort zu feiern.
Rund 120 Olefer kamen an Heiligabend zusammen
Doch dieses Weihnachtsfest wird den Olefern als ein besonderes in Erinnerung bleiben. Als klar wurde, dass in der Kirche keine Christmette gefeiert werden konnte, wurde kurzfristig eine Alternative ausgearbeitet. In der ersten Adventswoche begannen die Vorbereitungen.
So wurde die Krippe kurzerhand in die Leichenhalle ausgelagert, wo Ochs und Esel über das Christkind wachten. Rund um die Kirche wurde ein Weihnachtsweg eingerichtet, auf dem in mehreren Bildern die Weihnachtsgeschichte erzählt wird.
Gestaltet wurde der Weg vom Kindergarten, der aus seinem bei der Flutkatastrophe in Mitleidenschaft gezogenen Domizil in die Alte Schule ins Pfarrheim übergesiedelt ist. Mit den Kindern gestalteten die Erzieherinnen die verschiedenen Bilder.
Deutlich ist zu sehen, mit wie viel Freude sie zu Werke gegangen sind. So wurde die hochschwangere Maria auf ein ausgemustertes Schaukelpferd gesetzt, mit dem sie nun nach Bethlehem unterwegs ist. Die Heiligen Drei Könige sind hinter einem Fenster des Turms zu sehen. Und die Tatsache, dass Maria und Josef kein Zimmer mehr bekommen, ist kurzerhand mit einem durchgestrichenen „Zimmer Frei“-Schild dargestellt. An allen Stationen sind QR-Codes vorhanden, über die sich Besucher die Geschichte auch per Handy erzählen lassen können.
So wurde die Olefer Kirche auch in diesem Jahr zum Treffpunkt der Dorfbewohner an Heiligabend. Mit Kerzen und Weihnachtsbäumen wurde der Weg geschmückt. Zu einer Andacht, die unter Corona-Regeln veranstaltet wurde, kamen rund 120 Olefer zusammen.