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Nach GroßbrandRenovierung des Johannes-Sturmius-Gymnasium laufen auf Hochtouren

Lesezeit 4 Minuten

Im A-Trakt wurden Wände entfernt und stattdessen Stahlträger eingezogen, um eine neue, großzügige Raumaufteilung zu schaffen.

Schleiden – Staubig ist es, dunkel und ein bisschen verlassen. Wer aktuell die beim Großbrand im November 2018 in Mitleidenschaft gezogenen Räume des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasiums betritt, hat den Eindruck, in einen Rohbau geraten zu sein. Dafür, dass bis zum Sommer neue, lichtdurchflutete Klassen entstehen sollen – moderne, offene Lernräume –, braucht es aktuell doch noch eine größere Portion an Vorstellungskraft.

Überall sind Beton und Stahlträger sichtbar. Verkabelungen werden säuberlich an der Decke entlang geführt. Die Böden sind ein wenig uneben, viele Türdurchgänge mit Planen zugehängt. Eine verkohlte Uhr über einem Durchgang ist eines der wenigen Zeichen, die noch deutlich an die Ereignisse Ende 2018 erinnern. Insgesamt dreimal hatte es im Gymnasium gebrannt, es war ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Doch die ersten Förderanträge sind bewilligt, die Marschrichtung ist klar: Wiederaufbau.

Platz für kommunikatives und digitalisiertes Lernen

Ab Oktober sind zunächst Zimmererarbeiten erledigt worden, bis in den November Arbeiten am Dach, an der Blitzschutzanlage sowie Gerüstarbeiten. Im Dezember haben – wie es der Zeitplan vorsieht – die Arbeiter im Inneren der Schule Maurer- und Rohbauarbeiten vorgenommen. Neben dem reinen Wiederaufbau sind auch deutliche Verbesserungen vorgesehen. Die Räume sollen ein zeitgemäßes Erscheinungsbild erhalten. „Hier werden statt einzelner Klassen offene Lernbereiche eingerichtet“, erklärt Marcel Wolter, Beigeordneter der Stadt Schleiden, bei einem Rundgang durch den ersten Stock des A-Traktes: „Es war uns wichtig, dass nicht nur renoviert, sondern auch modernisiert wird.“

Die Bauarbeiten am A-Trakt sind in vollem Gange. Im Sommer 2020 sollen die ersten Schüler einziehen.

Dafür sind Wände herausgerissen und Stahlträger in den Durchbrüchen eingezogen worden. Dadurch entstehen weitläufige Bereiche, in denen nach neuen Konzepten kommunikativ, digitalisiert und individueller gelernt werden kann. Durch die offene Gestaltung soll eine flexiblere Nutzung der Räume möglich sein als bisher. Klassen oder Klassenstufen werden zu Verbänden zusammengefasst. Das soll neue Lernformate ermöglichen.

Kein Unterricht fällt weg

Auch an der Optik der Räume wird im Sturmius-Gymnasium gearbeitet: Die alten Fenster werden im Zuge der Renovierung ebenfalls ausgebaut und durch größere ersetzt, die mehr Tageslicht hereinlassen, erläutert Wolter.

Die Bauabschnitte

Am ersten von insgesamt vier Bauabschnitten wird laut Schleidens Beigeordnetem Marcel Wolter derzeit am und im Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium gearbeitet. Dieser soll im Sommer dieses Jahres abgeschlossen sein. Dabei werden die Unterrichtsräume im an der Blumenthaler Straße gelegenen A-Trakt wiederhergestellt und modernisiert.

„Die Kosten für den Wiederaufbau trägt der Gebäudeversicherer, alles was an Modernisierung gemacht wird, finanziert die Stadt.“ Über die genaue Höhe der Kosten könne man daher noch nichts sagen, so Wolter.

Im Zuge des zweiten Bauabschnitts steht der Neubau der komplett ausgebrannten Aula an, die nun als Bürgerhalle gestaltet wird. Zudem gehören die Arbeiten am Eingangsbereich zu diesem Bauabschnitt. Dafür liegt laut Marcel Wolter der Förderbescheid vor. Die Arbeiten werden mit 90 Prozent und rund 4,9 Millionen Euro gefördert. Das Gesamtvolumen für den Abschnitt beläuft sich auf 6,1 Millionen Euro.

Vor den Rohbauarbeiten stünden dabei zunächst Abrissarbeiten auf dem Plan, sagt der Beigeordnete. Sie erfolgen in Kürze.

Im dritten und vierten Bauabschnitt sind unter anderem der Neubau/Anbau von multifunktionalen Räumen sowie die Außenanlagen an der Reihe. Für diese beiden Bauabschnitte warte man noch auf die Förderbescheide, so Wolter. (hab)

Unterricht im Klassenraum fällt trotz der groß angelegten Umgestaltung aber nicht weg. Doch auch in den Einzelklassen werden die Räumlichkeiten des historischen Gebäudes an aktuelle Vorgaben angepasst. Das verdeutlicht Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings anhand eines Raums, der vom Flur nach rechts abzweigt: „Auf der Fläche waren sonst drei Klassen untergebracht. Man sieht noch die Reste der Trennwände auf dem Boden.“ Das entspreche nicht mehr dem heutigen Standard. Deshalb würden dort künftig nur noch zwei Klassen untergebracht.

Fortschritt des ersten Bauabschnitts stimmt positiv

Die Verkabelungen und Leitungen werden in sämtlichen Räumen ausgetauscht, auch wenn die alten eventuell noch nutzbar gewesen wären oder die Brände scheinbar unbeschadet überstanden hatten. „Da wollten wir kein Risiko eingehen“, erklärt Pfennings.

Zwei statt drei Klassen werden hier künftig untergebracht.

Vorteil: Kinder müssen nicht in anderen Raum ziehen

Auch wenn augenscheinlich noch eine Menge passieren muss, ehe die Schüler beim Unterricht in den neu konzipierten Räumlichkeiten lernen können: Der Fortschritt der Arbeiten im Zuge des ersten von insgesamt vier Bauabschnitten stimme positiv, wie Marcel Wolter bestätigt: „Wir sind sehr zufrieden. Mit den Arbeiten liegen wir genau im Zeitplan.“

Von dem Flur gehen Klassenräume und der offene Lernbereich ab, wie Marcel Wolter zeigt.

Es sei angedacht, dass die neuen Fünftklässler des Johannes-Sturmius-Gymnasiums zum Schuljahr 2020/21 in den frisch renovierten Trakt einziehen, sagt der Beigeordnete: „Das hat den Vorteil, dass die Kinder nicht erst in anderen Räumen unterrichtet werden und dann wieder umziehen müssen.“

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Zudem werde die künftige fünfte Klasse nach den Methoden unterrichtet, für die die neuen Klassenräume und Lernbereiche konzipiert seien. Die dann neue sechste Klasse, die derzeit im Schulzentrum am Mühlenberg untergebracht ist, wird den Trakt ebenfalls im Sommer beziehen. Wolter: „Die kommen dann auch in den Genuss der frisch renovierten Räume.“