Ein Ingenieursbüro hat nach der Flut mehrere Brücken überprüft. Die Stadt setzt einen Wiederaufbauplan für 1,6 Millionen Euro an.
Abriss im März 2024Bürgermeister vergibt Planungsauftrag für Brücke am Markt in Schleiden
„Es gibt Unmut, weil nichts passiert. Niemand weiß, wie es weitergeht“, sagt Elmar Scholzen. Der Schleidener Geschäftsmann kritisiert den aus seiner Sicht schleppenden Fortgang bei der für den Autoverkehr gesperrten Brücke am Markt in Schleiden. Und er bezweifelt, dass die Brücke überhaupt erneuert werden muss.
Bürgermeister Ingo Pfennings verweist auf ein entsprechendes Gutachten, das die Brücke als eine von insgesamt acht im Stadtgebiet ausweist, die erneuert werden müssen. Mit dem Neubau soll in rund einem Jahr begonnen werden. Im Wiederaufbauplan der Stadt sind 1,6 Millionen Euro für das Projekt veranschlagt.
Ingenieursbüro stellte umfassende Analyse nach Flut auf
Unmittelbar nach der Flut hatte das Ingenieurbüro Gotthard & Knipper aus Gemünd die Sicherheit aller Brücken bewertet. Daraufhin wurden einige Fußgängerbrücken wie die in der Sturmiusstraße und am Sturmius-Park in Schleiden sowie die in Olef gesperrt.
Später hatten dann die Ingenieurbüros G.U.B. und GKI umfangreichere Untersuchungen durchgeführt, die laut Pfennings nach so einem Hochwasser zwingend vorgeschrieben seien. Die Prüfer kamen zu dem Ergebnis, dass acht Brücken neu gebaut und weitere 13 umfangreich saniert werden müssen. Bei den restlichen fünf Bauwerken müsse nur der Unterbau erneuert werden.
Geschäftsmann zweifelt Gutachten der Brücke am Markt an
Das Gutachten zur Brücke am Markt würde Scholzen gerne einmal einsehen: „Der Handwerker- und Gewerbeverein Schleiden hat angefragt, ob er das Gutachten bekommen kann. Es ist aber nichts gekommen.“ Auch drei Stadtverordnete, mit denen er gesprochen habe, hätten die Ergebnisse der Untersuchung nie zu Gesicht bekommen. „Ich habe dem Bürgermeister angeboten, selbst ein Gutachten erstellen zu lassen. Dazu stehe ich auch weiterhin.“
Es gebe Mutmaßungen, dass die Brücke gar nicht so schwer beschädigt sei. „Wir haben keine Veranlassung, an dem Gutachten zu zweifeln“, hält Pfennings dagegen. Es habe zwei Untersuchungen der Brücke gegeben, und die Schäden seien in der Zeit dazwischen größer geworden. „Der Brückenbogen ist angeschlagen, und der kann im Bestand nicht saniert werden.“
Zudem sei die Gründung stark unterspült oder nicht mehr vorhanden. Man habe mit dem Ingenieurbüro alle denkbaren Varianten einer weiteren Nutzung von einer Freigabe nur für Pkw bis hin zu einer einspurigen Nutzung diskutiert: „Aufgrund der Schwere der Schäden an der Brücke, die für Laien augenscheinlich natürlich nicht immer sichtbar sind, ist eine Nutzung über Fußgänger hinaus jedoch ausgeschlossen worden.“
Planung für neue Brücke sei vergeben
Wenn ein Ratsmitglied das Gutachten einsehen wolle, brauche er sich nur bei der Verwaltung zu melden. Die Ingenieurin habe die Ergebnisse ja auch im Hauptausschuss ausführlich vorgestellt. „Es hat auch mehrere Gesprächsrunden mit Scholzen gegeben“, sagt der Bürgermeister. Der halte trotzdem an seiner Mutmaßung fest.
Auch mit dem HGV habe die Verwaltung über die Brücke gesprochen. Die Planung für die neue Brücke sei bereits vergeben. Die Beprobung von Fundament, Brückenmauern und umgebendem Erdreich werde vor Ostern abgeschlossen, sagt Waldemar Brost aus, der seit Jahresbeginn Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt ist.
Spätestens im Stadtentwicklungsausschuss Anfang September solle die Neubauplanung der Politik vorgestellt werden. Der Abriss der alten Brücke sei für März 2024 geplant, und der Neubau werde nahtlos daran anknüpfen. Zu guter Letzt würden dann im Herbst 2024 die Ufermauern ertüchtigt.