Waldemar Brost ist seit Jahresbeginn zuständig für den Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 in Schleiden.
„Mit großen Zahlen kennt er sich aus“Schleiden bekommt Leiter für Wiederaufbau nach der Flut
Humor hat Waldemar Brost: „Der Wiederaufbau in Schleiden ist eine sehr spannende Herausforderung. Da wird es mir bestimmt nicht langweilig.“ Davon kann man angesichts von mehr als 450 Projekten, die der neu geschaffene Fachbereich Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt betreut, wohl ausgehen. Der 41-Jährige ist seit dem 1. Januar als Leiter Wiederaufbau bei der Stadt angestellt und soll den Beigeordneten Marcel Wolter entlasten, der künftig nur noch die Verantwortung für den Fachbereich hat.
Brost ist im Münsterland aufgewachsen und hat in Aachen Bauingenieurwesen studiert. Mit der Eifel kam er durch seine Frau Angelina Düster in Berührung, die aus Gemünd stammt: „Deshalb ist die Stadt Schleiden für mich keine Unbekannte.“ 2020 hat sich die Familie, zu der auch eine siebenjährige Tochter und ein vierjähriger Sohn gehören, in Schleiden am Hähnchen ein Haus gekauft.
„Wir hätten damals auch zu meinen Eltern ins Münsterland ziehen können. Aber wir haben uns bewusst dafür entschieden, in die Eifel zu gehen.“ Das war rund ein Jahr vor der Flut, von der in seinem familiären Umfeld Bereich auch einige betroffen waren.
Schleiden: Brost möchte am Wiederaufbau seines Heimatortes mitarbeiten
„Verzweifelt war ich nicht“, antwortet Brost auf die Frage, warum er sich für die Übernahme dieser Herkulesaufgabe entschieden hat. Schleiden sei sein gewählter Heimatort, und deshalb wolle er auch hier am Wiederaufbau mitarbeiten: „In anderen Kommunen hätte mich diese Aufgabe nicht gereizt. Ich habe vorher im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums an einem Plan für die Ladeinfrastruktur in Deutschland mitgearbeitet.“ Der Auftrag habe ein Volumen von zwei Milliarden Euro gehabt. „Mit großen Zahlen kennt er sich aus“, meint Wolter mit einem Schmunzeln.
Grundlage für die künftige Arbeit von Brost ist der Wiederaufbauplan der Stadt, der nach Angaben von Wolter im Februar vom Stadtrat verabschiedet werden soll. „Wir hatten den Anspruch, möglichst alle Projekte in dem Plan unterzubringen und auf Nachmeldungen soweit wie möglich zu verzichten. Deshalb haben wir uns bei der Aufstellung auch etwas mehr Zeit als andere Kommunen gelassen“, sagt Wolter. Denn während die Finanzierung für die in den Wiederaufbauplänen der Kommunen aufgeführten Projekte gesichert sei, könne die Bezirksregierung Köln aktuell nicht sagen, ob das auch bei den nachgemeldeten Vorhaben der Fall sei.
Zurzeit liegen die Arbeiten für den Schleidener Plan in den letzten Zügen. „Wenn der Rat ihn beschlossen hat, sind die Entscheidungen, was wo gemacht wird, gefallen. Dann geht es noch um das wie“, so Wolter. Im Sommer werde es eine Klausurtagung mit den Stadtratsmitgliedern geben. Da werde über die Prioritäten gesprochen.
„Der Fachbereich Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt ist mit insgesamt rund 40 Mitarbeitern der größte in der Stadtverwaltung“, erklärt Wolter. Brost werde sich um die Sanierung von Gewässern, Straßen, Kanälen, Brücken, Schulen und Kindertagesstätten, Sporthallen, Feuerwehrhäusern und einiges mehr kümmern müssen. Zum Wiederaufbau gehöre zudem auch der Bereich Hochwasserschutz.
Ein Projekt ist der Wiederaufbau der Schleidener Grundschule und der Astrid-Lindgren-Schule, wo die Wassermassen viele wichtige Unterrichtsmaterialien und Einrichtungsgegenstände zerstört haben. „Für die Maßnahme sind allein zwölf Millionen Euro vorgesehen“, erklärt der Beigeordnete.
Zunächst einmal muss sich Brost nun einen Überblick über die ganzen Projekte verschaffen. „Außerdem muss er ja alle anderen Akteure von der Bezirksregierung Köln über Straßen NRW bis zum Wasserverband Eifel-Rur kennenlernen“, sagt Wolter. Die Einarbeitung werde mindestens ein halbes Jahr dauern. „Bis dahin werden wir uns gemeinsam um den Wiederaufbau kümmern.“ Brost hofft, dass er bei seiner Arbeit auch noch einige neue Impulse setzen kann.