Schleidener KirchengemeindeAusverkauf im Gotteshaus
Schleiden-Harperscheid – Wie räumt man eine Kirche? Wohin mit den vielen Dingen, die notwendig sind, um über Jahrhunderte Gottesdienst zu feiern? Ein Problem, mit dem sich die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal auseinandersetzen muss. Denn die Kirche in Harperscheid, die bereits offiziell entwidmet wurde, steht kurz vor dem Verkauf. Und wie es in solchen Fällen heißt: Alles muss raus!
Notarvertrag für Heimbacher Kirche
Noch nicht mit einem Notarvertrag besiegelt ist die Zukunft der Kirche in Harperscheid, teilt Pfarrer Schumacher mit. Geplant sei, drei Ferienwohnungen einzubauen.
„Der Interessent, ein Architekt, ist in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde“, berichtet er. Diese habe bereits verfügt, dass wichtige Einrichtungsgegenstände wie die Predigtkanzel und die Empore in der Kirche verbleiben müssen.
Seit vergangener Woche ist dagegen der Übergang der Evangelischen Kirche am Schönblick in Heimbach unter Dach und Fach. Nachdem das Landeskirchenamt in Düsseldorf seine Zustimmung für die Übernahme der Kirche durch die Stiftung Evangelisches Altenheim EvA gegeben hat, sei der Notarvertrag unterzeichnet worden, so Schumacher. (sev)
Historische Erinnerungsstücke
Auch die Stange mit der weißen Fahne, die 1945 beim Einmarsch der Amerikaner als Zeichen der Kapitulation aus dem Turm gehängt wurde und noch immer auf dem Dachboden für Notzeiten aufbewahrt wird.
Eine einmalige Chance, in den Besitz einer echten Kirchenbank aus dem Jahr 1861 zu kommen. Und dafür auch an ein besonderes Erinnerungsstück, das für viele Harperscheider eine tiefe Bedeutung haben dürfte. „Viele Menschen hier im Ort hängen sehr an der Kirche“, so Pfarrer Erik Schumacher. Doch die Evangelische Kirche ist gezwungen, die Zahl ihrer Häuser zu reduzieren.
Glocken bleiben in Dienst
Für Harperscheid heißt das: Abschied nehmen von vielen liebgewordenen Dingen. So, wie die im Dorf bis zur Schließung der Kirche gepflegte Tradition, beim Ableben eines Gemeindemitglieds die Totenglocke zu läuten. Auf der Orgelempore liegt immer noch die diesbezügliche Läuteordnung: dreimal Anschlagen mit der großen Glocke, und das dreimal hintereinander mit einer Pause, dann das Läuten mit allen Glocken, Pause, und zweimal hinter einander drei Anschläge mit der großen Glocken und wieder Läuten mit allen Glocken.
Doch die Glocken sind schon nicht mehr im Turm. Sie wurden bereits in der Vorwoche mit einem Kran aus der Glockenstube geholt. Zurzeit lagern sie bei einem Gemeindemitglied, doch für sie ist eine weitere Verwendung gefunden worden. Denn der evangelische Friedhof in Harperscheid bleibt weiter in Dienst. Teile des Glockenstuhls sollen dort so aufgebaut werden, dass die Eisenglocken wieder zu Ehren der Verstorbenen bei Beisetzungen geläutet werden können.
Auch für die „Kinderbänke“, die zu beiden Seiten des Altars installiert waren, ist schon ein neuer Platz in der Schleidener Kirche gefunden worden. Hier saß der hoffnungsvolle Nachwuchs der Harperscheider während der Gottesdienste, gut zu überwachen vom Pfarrer. „Und sie konnten auch sehen, wie so manches ältere Gemeindemitglied während längerer Predigten eingeschlafen ist“, schmunzelt Schumacher.
Altar noch zur Disposition
18 Kirchenbänke, 3,20 Meter lang, stehen noch zur Disposition. Und noch ein weiteres ungewöhnliches Stück: Der Altar der im Jahr 1861 eingeweihten Kirche. „Im Evangelischen Verständnis ist der Altar nach der Entwidmung wieder ein Tisch“, erläutert Schumacher. Auch die Dreiergruppen aus kleineren Bänken, die auf der Empore beiderseits der Orgel stehen, haben noch keinen neuen Besitzer.
„Der Läufer, der vom Altar bis zur Eingangstür reicht, kann geteilt und dann neu gekettelt werden“, überlegt Presbyterin Doris Kupp. Denn so lang sei kein Harperscheider Hausflur. Auch die Klappstühle, auf denen der Musikverein bei wichtigen Anlässen saß, sind zu vergeben.
Abgegeben werden die Einrichtungsgegenstände für eine Spende zugunsten des Evangelischen Friedhofs in Harperscheid.
Interessenten für Bänke oder anderes Inventar können sich an Doris Kupp, Tel. 0 24 85/5 00, wenden.