Kampf gegen ÄrztemangelSchleiden plant medizinischen Gipfel
Schleiden – „Wir wissen alle, dass da etwas auf uns zukommt“, sagte Schleidens Bürgermeister jüngst im Stadtrat. Noch habe die Stadt eine gute ärztliche Versorgung, aber man müsse sich auf die Zukunft vorbereiten.
Die FDP hatte angefragt, welche Maßnahmen die Stadtverwaltung in der Vergangenheit ergriffen habe, um eine ausreichende Ärzteversorgung in der Stadt langfristig zu gewährleisten und einem Ärztemangel in Schleiden entgegenzuwirken. „Viele der im Stadtgebiet Schleiden ansässigen Haus- und Fachärzte befinden sich kurz vor dem Renteneintrittsalter. Eine Praxisnachfolge in ländlichen Regionen zu finden ist erfahrungsgemäß schwierig“, so der Fraktionsvorsitzende Jan Griskewitz.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung habe ermittelt, dass die Nachfrage nach ärztlicher Versorgung bis zum Jahr 2030 moderat ansteige, das ärztliche Angebot aber sinken werde. Besonders betroffen sei dabei die Gruppe der Hausärzte und der sogenannten fachärztlichen Grundversorger. Deshalb müsse man befürchten, dass es kurz- oder mittelfristig auch in Schleiden zu wenig Ärzte geben werde. Vor allem älteren Menschen sei es aber nicht zuzumuten, für einen Arztbesuch in die nächste größere Stadt zu fahren. Eine ausreichende Ärzteversorgung sei zudem ein wichtiger Standortfaktor für die Entwicklung einer Kommune.
Um mehr Ärzte für eine Praxiseröffnung auf dem Land zu begeistern, gebe es verschiedene Förderungen der Bundesländer und der Kassenärztlichen Vereinigungen, so die Liberalen. Doch es gebe auch Initiativen von Kommunen und deshalb müsse auch die Stadt Schleiden dies bei ihren Planungen berücksichtigen.
„Generell liegt die Zuständigkeit für die Bereitstellung der ärztlichen Grundversorgung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“, betonte der Bürgermeister. Sie vergebe die Arztsitze. Aktuell habe die KV Nordrhein keinen freien Sitz in Schleiden vorgesehen. Der Versorgungsgrad liege derzeit bei 109,8 Prozent. „Klar ist aber auch, dass die praktizierenden Ärzte einen hohen Altersdurchschnitt haben und sich die medizinische Landschaft verändert“, erklärte Pfennings.
MVZ
In Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) arbeiten mehrere ambulant tätige Ärzte unter einem Dach zusammen. MVZ können laut Bundesgesundheitsministerium von Ärzten und Krankenhäusern, von Erbringern nichtärztlicher Dialyseleistungen, bestimmten gemeinnützigen Trägern und anerkannten Praxisnetzen gegründet werden. Darüber hinaus besteht auch für Kommunen die Möglichkeit, MVZ zu gründen. (wki)
2019 habe er erste Gespräche zu dem Thema mit der Geschäftsführung der Kreiskrankenhaus GmbH gegeben. Dabei sei über mögliche Kooperationsmöglichkeiten gesprochen worden. Die Geschäftsführung habe seinerzeit zugesagt, die Ansiedlung von Hausarztnachfolgern zu unterstützen und bei Bedarf auch Medizinische Versorgungszentren gegebenenfalls auch in Kooperation mit der Stadt einzurichten. Im Jahr darauf sei die Frage der ärztlichen Grundversorgung mit örtlichen Apothekern diskutiert worden.
Gipfel im zweiten Halbjahr
„Ich hatte geplant, im zweiten Halbjahr 2020 einen medizinischen Gipfel im Schleidener Tal zu veranstalten. Doch wegen Corona war dies nicht möglich.“ Deshalb habe man sich dafür entschieden, die Veranstaltung um ein Jahr zu verschieben. Aber dann habe die Flut alles über den Haufen geworfen. Nun soll er im zweiten Halbjahr 2022 nachgeholt werden.
„Im vergangenen Jahr hat es wieder mehrfach einen Austausch mit der Geschäftsführung der Kreiskrankenhaus GmbH gegeben. Die hat sich aber leider gegen den Betrieb von weiteren MVZ ausgesprochen.“ Stattdessen habe man sich für eine Stärkung des Krankenhausstandortes durch spezialisierte Kliniken ausgesprochen. Der Standort Schleiden sei aber sicher und bleibe es auch, sei ihm versichert worden.
Im Oktober werden Mitarbeiter der Stadtverwaltung an einer Konferenz zum Thema „Kommunale medizinische Versorgungszentren in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz“ teilnehmen. „Die Voraussetzungen für Kommunen, solche Zentren zu betreiben, sollen erleichtert werden.“ Es gebe mittlerweile schon Regionen, in denen Ärzte mit der Zahlung von 20 000 Euro angelockt werden, berichtete Pfennings.
Bo Thees (Bündnis 90/Die Grünen) verwies auf ein Projekt des Kreises Euskirchen, das wegen der Corona-Pandemie verschoben worden sei. Ziel sei es, Absolventen der Uniklinik Bonn für eine Niederlassung auf dem Land zu gewinnen. „Wir bleiben bei dem Thema am Ball“, versprach der Bürgermeister. „Das gilt auch für die FDP“, unterstrich Griskewitz.