AboAbonnieren

Interview„Wir müssen Gästen Erlebnisse verkaufen“ – Schleiden soll attraktiver werden

Lesezeit 4 Minuten
Bürgermeister Ingo Pfennings (l.) und Binca Renn, Leiterin der neuen Wirtschafts-, Tourismus und Veranstaltungs GmbH.

Wollen die Stadt Schleiden attraktiver für Einheimische und Gäste machen: Ingo Pfennings und Bianka Renn.

Die Wirtschafts-, Tourismus- und Veranstaltungs-GmbH soll in Schleiden ein attraktives Umfeld schaffen – nach den Auswirkungen von Corona und der Flut.

Die Stadt Schleiden hat zu Jahresbeginn eine Wirtschafts-, Tourismus- und Veranstaltungs-GmbH gegründet. Sie soll Aufgaben übernehmen, für die bislang die Verwaltung zuständig war. Zu den Hintergründen, Aufgabenbereichen und Zielen der neuen GmbH äußern sich die Geschäftsführerin Bianka Renn und Bürgermeister Ingo Pfennings im Gespräch.

Die Mitarbeiter der neuen GmbH sind aktuell noch im Rathaus untergebracht. Wann ist der Umzug in das ehemalige Ose-Gebäude in der Dreiborner Straße in Gemünd geplant?

Ingo Pfennings: Der Umzug ist für das Frühjahr 2024 vorgesehen. In das Gebäude soll dann auch die Tourist-Information einziehen, die aktuell noch in der Dreiborner Straße 59 untergebracht ist. Die Tourist-Info ist bis zum Jahreswechsel von der Nordeifel Tourismus GmbH betrieben worden.

Nun ist, wie in allen anderen Kommunen des Kreises auch, die Stadt in Form der GmbH zuständig. Wir haben auch Personal von der NET übernommen. Da die NET für das überregionale Marketing der Region zuständig ist, gibt es auch keine Überschneidungen bei der Arbeit.

Welcher Vorteil bietet der neue Standort?

Pfennings: Er liegt in der Fußgängerzone und ist für Besucher gut erreichbar. Ose soll ein touristisches Anlaufzentrum werden. In dem Gebäude sind auch Räume für die Wirtschaftsförderung der Stadt und für die Präsentation des Nationalparks vorgesehen. Dazu laufen aktuell noch Gespräche.

Bianka Renn: Mit der neuen Tourist-Information sind wir sehr nah dran an den Wünschen der Gäste. So ist auch ein direkter Austausch mit den Besuchern viel besser möglich.

Warum wurde die neue Gesellschaft gegründet?

Pfennings: Die Gründung neben dem normalen Rathausbetrieb war für die Verwaltung eine große Herausforderung. Wir haben schon länger über eine GmbH nachgedacht. Viele Gespräche mit Unternehmern und Einzelhändlern haben gezeigt, wie groß der Bedarf der Betriebe an Information und Unterstützung ist. Dem wollen wir mit der GmbH besser gerecht werden.

Außerdem haben wir die schlimmen Auswirkungen von Corona und der Flut im Stadtgebiet gesehen. Neben der Gastronomiebranche und den Übernachtungsbetrieben sind auch viele touristische Einrichtungen erheblich betroffen. Dadurch ist die Aufgabe für die GmbH noch größer geworden. Wir sind kein großer Industrie- oder Gewerbestandort und müssen deshalb alle Betriebe halten, die vorhanden sind.

Welche Vorteile bietet die Lösung?

Pfennings: Durch die GmbH soll die Arbeit noch professioneller werden. Die rechtlichen Vorgaben sind ganz andere als für eine Kommune. Die Gemeindeordnung setzt Kommunen bei der Zulässigkeit von wirtschaftlichen Betätigungen enge Grenzen. Eine GmbH hat zum Beispiel bei der Durchführung von Veranstaltungen deutlich mehr Möglichkeiten. Die GmbH wird auch eine eigene Homepage und einen Social-Media-Kanal bekommen.

Renn: Mit der GmbH sind wir flexibler, beispielsweise wenn es um Kooperationen mit den Nationalpark-Nachbarkommunen Heimbach, Simmerath und Monschau geht.

Welche Aufgaben hat die GmbH?

Pfennings: Sie hat zahlreiche Aufgaben wie die Wiederaufbauhilfe, die Förderung von Wirtschaft und Tourismus, das Veranstaltungsmanagement, die Jobmesse und einiges mehr von der Verwaltung übernommen. Die Tourist-Information ist als neuer Bereich noch hinzugekommen.

Renn: Der Wiederaufbau ist ein wichtiger Punkt, denn um den Tourismus zu stärken, muss auch die dazugehörige Infrastruktur wie der Kurpark in Gemünd möglichst schnell wieder zur Verfügung stehen. Zahlreiche Veranstaltungen für Einheimische und Touristen sind in der Planung. Im Mai findet wieder das Ginsterblütenfest in Dreiborn statt. Im Sommer soll es eine Reihe mit zehn Konzerten in der Schleidener Schlosskirche geben.

Auch die Freitags- und die Kurkonzerte gehen weiter. Zahlreiche weitere Veranstaltungen von der Archäologietour über Erlebniswanderungen bis hin zum Gewerbefest Herhahn sind in der Planung. Um wieder mehr mit den Geschäftsinhabern in Kontakt zu kommen, sollen die Ladengespräche neu aufgelegt werden. Ein Austausch mit den touristischen Anbietern und Vereinen findet am 20. März im Rathaus statt.

Was muss die Region tun, um noch mehr Touristen anzulocken?

Pfennings: Alle müssen zusammen daran arbeiten, dass noch mehr Übernachtungsgäste die Region besuchen. Die Kleinteiligkeit der Kommunen muss dabei überwunden werden. Dem Gast ist es egal, ob er im Kreis Euskirchen oder in der Städteregion Aachen als Wanderer unterwegs ist.

Renn: Wir müssen Gästen Erlebnisse verkaufen und keine Hotelzimmer. Der Kunde will sich aus einem Strauß von Angeboten schnell seinen Urlaub zusammenstellen können. Deshalb muss die Region kooperieren – Kirchturmdenken ist da der falsche Weg. Das ist bei der Wirtschaftsförderung übrigens ähnlich.