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Ungewöhnliche Firmenidee in SchleidenFutter für die Fische dieser Welt

Lesezeit 3 Minuten

Schleiden-Gemünd – Millionen lebende Tiere werden Woche für Woche von Gemünd aus an Empfänger in ganz Deutschland und in etliche andere Länder verschickt. Am Ziel angekommen, haben sie nicht mehr lange zu leben: Denn dann werden sie bald gefressen.

„Unsere Kunden sind zum Beispiel Zoos und Großaquarien, wie die Sea-Life-Center, aber auch wissenschaftliche Institute“, berichtet Ralf Bädorf. Er betreibt mit seiner Frau Ulrike die Firma „Fischfutter Etzbach“, die in Gemünd an der Bergstraße direkt neben der Urft beheimatet ist. „Wir sind weltweit der einzige Versand, der ausschließlich Lebendfutter anbietet“, so der 56-jährige Firmenchef. Man habe weltweit die meisten Sorten im Sortiment und praktisch keine Konkurrenz.

Das Angebot der Gemünder Firma ist immens: Garnelen, Wasserflöhe, Bachflohkrebse, Mückenlarven, Artemia, Würmer, ebenso Quallen. All diese Tierchen leben zu Abermillionen Exemplaren in einer Backsteinvilla im Neorenaissancestil. Entweder im Keller, in der Sauna, im Garten oder in einem Pavillon. Denn überall plätschert Wasser durch Becken, Eimer und Rinnen.

Doch wie kommt man zu so einer ungewöhnlichen Firma? Im Falle von Ralf Bädorf entwickelte sich die ganze Angelegenheit folgendermaßen: Schon als Junge, damals lebte er noch bei seinen Eltern in Satzvey, besaß er ein Aquarium. Als er 14 Jahre alt war, meinten seine Eltern, es sei an der Zeit, eine Lehre zu machen. Die Suche nach einer Ausbildungsstelle war beendet, als der Junge mit seinen Eltern eine große Zoohandlung in Köln betrat. „Dort fühlte ich mich sofort wohl, trotz der vielen Fahrerei wollte ich nichts anderes machen“, erinnert Einzelhandelskaufmann Bädorf sich noch an seine ersten beruflichen Schritte.

Während der Lehre lernte er einen Lieferanten aus der Eifel kennen: „Fischfutter Etzbach“, eine Firma, die damals in Bergheim bei Mechernich ansässig war. Etliche Jahre später, als der Firmeninhaber nach Australien auswandern wollte, kaufte Bädorf den Betrieb.

„Das ist mittlerweile schon 24 Jahre her“, erzählt der Firmenchef. Mit der damaligen Firma hat das heutige Unternehmen nicht mehr viel zu tun, die Branche unterliegt einem stetigen Wandel. Die größte Herausforderung für Bädorf ist es, ständig frische Ware in seinen Becken zu haben. Denn die Tiere werden dort nicht gezüchtet, sondern nur vorübergehend bevorratet. All die kleinen Tiere müssen regelmäßig frisch gefangen werden. Und dafür ist Bädorf Tag und Nacht unterwegs. „Ich habe in ganz Nordrhein-Westfalen Teiche und Bäche gepachtet und bin außerdem oft am Meer in Holland“, erklärt der Firmenchef, der zwei Mitarbeiter beschäftigt. „Mein Job ist mein Leben, keine Arbeit“, meint er weiter. Er könnte nie mehr in einer Fabrikhalle stehen und habe Mitleid mit all den Büromenschen, die den ganzen Tag am Computer arbeiten müssten, so Bädorf: „Wenn ich mit einem Becher Kaffee auf einem Steg am Meer sitze, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.“

Die Tierchen kommen per 24-Stunden-Versand mit einem Paketdienst zur Kundschaft. Das lebende Fischfutter wird zuvor in wassergefüllten Plastikbeuteln eingeschweißt und gekühlt in Styroporkisten verpackt. Am Zielort angekommen, werden die Delikatessen meistens in ein Becken umgefüllt und erst nach und nach an hungrige Fische verfüttert. „Bei meiner Arbeit gibt es ständig neue Herausforderungen“, berichtet Bädorf. Aquarianer könnten auf zahlreiche Fachbücher zurückgreifen, doch beim Fischfutterfang und -versand zähle nur die Erfahrung.