Seit 25 Jahren im AmtEuskirchener Landrat Günter Rosenke feiert Jubiläum
Kreis Euskirchen – Im Kreis Euskirchen leben Menschen, die inzwischen Kinder haben, aber noch nicht geboren waren, als Günter Rosenke Landrat dieses Kreises wurde. Als der heute 68-Jährige am 2. November 1994 zum ersten Mal seinen Amtseid ablegte, war Helmut Kohl noch Bundeskanzler und sollte es noch weitere vier Jahre bleiben. Berti Vogts war Bundestrainer und Bill Clinton US-Präsident. Eine lange Zeit!
Im Satzergänzungsspiel blickt der Weilerswister auf ein Vierteljahrhundert Amtszeit zurück. Was hat ihn berührt, was war ihm peinlich? Wer hat ihn beeindruckt, wem ist er besonders dankbar?
Einer der schönsten Momente meiner bisherigen Amtszeit…
… war für mich die Freigabe von Vogelsang. Jahrzehntelang war das Gelände militärisches Sperrgebiet und damit unzugänglich. Mittlerweile haben wir hier mit der internationalen Begegnungsstätte Vogelsang IP und dem Nationalpark Eifel zwei touristische Highlights, die weit über den Kreis Euskirchen hinausstrahlen. Dem ehemaligen Kommandanten Victor Neels bin ich bis heute sehr dankbar für die hervorragende Zusammenarbeit. Dass wir die Brücke über den Urftsee auf seinen Namen getauft haben, hatte er mehr als verdient.
Der traurigste Moment…
… war das schreckliche Busunglück mit dem dänischen Reisebus auf der A1 bei Euskirchen, bei dem im Jahre 2004 zwei Jugendliche gestorben sind und 57 schwer verletzt wurden. Ich war damals 24 Stunden beim DRK, da wir auf die Eltern der verunglückten Jugendlichen gewartet haben. Ein ebenso trauriger wie schwieriger Moment war für mich auch mein Neujahrsempfang im Jahre 2013, da meine Mutter wenige Stunden vorher gestorben war.
Spontan lachen musste ich…
… als mein Enkel Mika, 5 Jahre alt, mich beim Spielen so nebenbei fragte: „Opa, bist du wirklich ’ne Landratte?“ Er hatte vorher in den Gesprächen immer mal wieder den Begriff „Landrat“ aufgeschnappt.
Völlig überrascht war ich…
… als ich zu Beginn meiner Amtszeit ein Geschenk der besonderen Art erhielt. Auf der Rassekaninchenschau in Mechernich-Vussem hatte ich im Grußwort erzählt, dass ich als Kind gerne ein Kaninchen gehabt hätte. In einer Großfamilie mit sechs weiteren Geschwistern, dazu in einer Mietwohnung in Aachen, sei das aber einfach nicht möglich gewesen. Womit ich nie und nimmer gerechnet hatte: Am nächsten Tag brachte man mir einen Deutschen Riesen nach Hause! Den überraschenden Familienzuwachs mussten wir übrigens in der ersten Nacht mangels Alternativen in unserer Badewanne unterbringen – für ausreichend Möhren hatten wir gesorgt.
Ein peinlicher Moment…
… ist für mich immer, wenn mir bei Begegnungen nicht spontan der Name meines Gesprächspartners einfällt – oder, noch peinlicher, wenn ich jemanden mit dem falschen Namen anrede. Gott sei Dank habe ich noch ein gutes Namensgedächtnis, weshalb das nicht allzu oft vorkommt.
Besonders regt mich auf…
… wenn es bei Besprechungen nicht zügig vorangeht. Mitunter sind Themen schon dreimal besprochen und geklärt, müssen dann aber unbedingt noch ein viertes Mal behandelt werden.
Noch ein „Jubiläum“: Seit zehn Jahren schafft er es ohne Partei
Das 25. Amtsjubiläum ist nicht das einzige, was im Zusammenhang mit Günter Rosenke in diesem Jahr zu nennen wäre. Es jährte sich im Februar nämlich jener Tag zum zehnten Mal, an dem der Weilerswister nach 34-jähriger Zugehörigkeit die CDU verlassen hat.
Im Winter 2009 „regierte“ Günter Rosenke bereits seit 15 Jahren den Kreis – zunächst, von 1994 bis 1999, als ehrenamtlicher Landrat. Die Kreisverwaltung wurde derweil von Dr. Ingo Wolf geleitet, dem späteren FDP-Landtagsabgeordneten, Fraktionschef und Landesinnenminister.
Im Jahr 2009, das Land hatte die Doppelspitze aus ehrenamtlichen Landräten sowie Bürgermeister auf der einen und Oberkreis- beziehungsweise Stadt- und Gemeindedirektoren auf der anderen Seite abgeschafft, wurde Rosenke als wiedergewählter Landrat auch der Chef der Verwaltung.
Doch vor der Wahl 2009 kündigte zur Überraschung vieler der damalige CDU-Kreisvorsitzende Clemens Pick kurz vor dem Nominierungsparteitag an, Landrat werden zu wollen. Pick gewann dann auch auf einem hitzigen Nominierungsparteitag in Gemünd gegen Rosenke.
Doch der Landrat verließ die Partei und trat als „Bürgerlandrat“ an. Kandidat Pick warf wenige Monate vor der Wahl das Handtuch, die Kreis-CDU stürzte ins Chaos und stand trotz intensiver Suche ohne Landratskandidat da. Rosenke gewann die Wahl – eine von fünf Landratswahlen, aus denen er als Sieger hervorging. Zuletzt wurde er 2015 von den Wählern bestätigt, hatte aber im Vorfeld schon angekündigt, dass dies seine letzte Amtszeit werden würde. Ende Oktober 2020 wird der 68-Jährige also seinen letzten Arbeitstag als Landrat haben – nach dann fast 26 Jahren. (sch)
Mein größter Fehler…
… ist meine Ungeduld. Einer meiner Leitsätze ist: „Wer stehen bleibt, steht im Weg.“ Für mich muss es immer weitergehen, wir müssen vorankommen, um den Kreis Euskirchen weiterzuentwickeln. Wenn ich den Eindruck habe, dass wir uns im Kreis bewegen und nicht von der Stelle kommen, dann nervt mich das, und ich werde ungeduldig.
Besonders stolz bin ich…
… auf die großartige politische und menschliche Unterstützung, die ich vor zehn Jahren bekommen habe. Nach den Auseinandersetzungen um meine Landratskandidatur im Jahr 2009 musste ich eine meiner schwierigsten Entscheidungen überhaupt treffen – den Austritt aus meiner Partei, aus der CDU. In dieser nicht einfachen Zeit war ich sehr stolz, dass sich ein fantastisches Team um mich herum versammelt und dass ich in der Bevölkerung großen Rückhalt gefunden hatte. Und das bis heute!
Die Persönlichkeit, die mich am meisten beeindruckt hat, ist…
… Werner Rosen! Der „Grandseigneur der Nordeifel“, 1923 geboren, ist trotz seines hohen Alters und seiner altersbedingten Handicaps ein durch und durch positiver und optimistischer Mensch. Ich kenne den ehemaligen Gemeindedirektor der Gemeinde Hellenthal nun seit vielen Jahrzehnten, und mich beeindrucken noch heute sein Wissen, seine Kompetenz, sein freundliches und gelassenes Wesen. Die Gespräche mit ihm über die alten Zeiten sind für ihn – und für mich! – „Wärmflaschen fürs Herz“.
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Am meisten dankbar bin ich…
… meiner Familie. Meine Ehefrau Karin hat mir immer den Rücken freigehalten und dabei – auch und gerade an den Wochenenden – oft auf mich verzichten müssen. Jetzt freuen wir uns gemeinsam auf die Zeit nach dem Ende meiner Amtszeit, besonders auf unsere Enkelkinder. Ich bin ja stolzer Opa von drei Enkeln, Nummer vier wird noch dieses Jahr folgen. Ich bin sicher, dass die Rasselbande ihren Opa ganz schön auf Trab halten wird. Aber genau das brauche ich auch, um mich einfach wohlzufühlen.