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Sorge um ArbeitsplätzeKlostergemeinschaft Mariawald steht kurz vor der Auflösung

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Ein deutlicher Einschnitt wäre es für die Eifel, wenn die altehrwürdige Abtei Mariawald komplett geschlossen würde.

Mariawald – In großer Sorge sind derzeit die rund 30 Beschäftigten im Trappistenkloster Mariawald: Es machen Gerüchte die Runde, die Abtei werde aufgelöst. Auch Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer ist alarmiert: „Als Bürgermeister dieser Stadt ist es unvorstellbar, dass Mariawald dort oben nicht mehr existieren könnte.“

Wolfgang Nowak, Chef-Ökonom des Klosters, bestätigt, dass es massive Probleme gebe. Im Prinzip seien Aussagen, dass das Kloster, die einzige Trappistenabtei in Deutschland, geschlossen werde, gar nicht mal so falsch: „Mariawald ist in schwierigen Gewässern. Es ist fünf vor zwölf.“ Die derzeitige Situation lege jedoch nicht zwingend nahe, dass Mariawald als bedeutende kirchliche und touristische Einrichtung geschlossen werde.

Kloster hat zu wenig Mönche

Das Kloster hat zu wenig Mönche – zehn sind es aktuell. „Im vergangenen Jahr haben uns wieder zwei Novizen verlassen. Und die älteren werden zunehmend pflegebedürftig“, sagt Nowak.

Innerhalb der Gemeinschaft gibt es ein weiteres Problem, das Nowak nach seinen Beobachtungen als „Schwäche des Individualismus“ beschreibt und das in den Beratungen über die Zukunft Mariawalds Thema war. Demnach gibt es etwa keine Einigkeit über den Anfang 2009 von Abt Josef Vollberg in der Abtei wieder eingeführten, traditionellen Messritus. Papst Benedikt hatte im November 2008 genehmigt, die Messe auf Latein und nach dem tridentinischen Ritus zu feiern.

Im Oktober 2016 trat Dom Vollberg, der neunte Abt, zurück. Er darf diesen Titel zwar nach wie vor tragen, ist aber formal nur Prior, der die Verantwortung vor Ort wahrnimmt. Sein Rücktritt, so wurde verkündet, geschah „aus freiem Entscheid“. Vorausgegangen waren da bereits Beratungen über die Zukunft der Abtei.

Das Mutterhaus des Klosters ist die elsässische Trappistenabtei Oelenberg, doch die bat andere Trappisten um Hilfe bei der Führung Mariawalds. Das Kloster steht daher unter der Trägerschaft der Trappistenabtei Tilburg, also der Abtei Koningshoeven. Zuständig ist Immediat Dom Bernardus Peeters aus Konigshoeven, der in der vergangenen Woche in Mariawald war und mit den Mönchen beriet.

Ordens-Kongregation legte Einspruch ein

Wie Nowak mitteilte, hatte man mit Dom Bernardus einen Plan ausgearbeitet, wie man in Mariawald weiterkomme. Nowak: „Dieser sah vor, dass die Gemeinschaft von Mariawald aufgelöst wird. Das war auch mit den Mönchen abgestimmt.“ Ein Teil dieses Plans sei es gewesen, dass die Mönche ihre Stabilitätsgelübde automatisch ans Mutterhaus Oelenberg übertragen sollten. Gleichzeitig habe Oelenberg garantiert: „Ihr dürft bis an euer Lebensende in Mariawald bleiben, wenn für Pflege gesorgt ist.“

Ein weiterer Teil des Plans sei gewesen, Abt Vollberg und den Mönchen die Möglichkeit zu bieten, mit dem alten Ritus eine Gemeinschaft aufzubauen – auch mit Duldung des Ordens. Die Mönche haben laut Nowak darüber abgestimmt und dies befürwortet – wie auch das Generalkapitel der Trappisten. Doch laut Nowak hat die Ordens-Kongregation für das geweihte Leben im Vatikan Widerspruch eingelegt.

„Dom Bernardus war vergangene Woche hier und hat gesagt, jetzt müssen wir Plan B machen“, berichtet Nowak. Es bleibe aber dabei, dass Mariawald als rechtlich selbstständige Einheit aufgelöst werde. Ordensintern werde nun diskutiert, wie es weitergehen solle.

Gespräche mit dem Bistum

Getragen wird das Kloster von dem beim Amtsgericht Düren eingetragenen Verein „Trappistenkonvent Mariawald“. Das ist der bürgerliche Rahmen des Rates der Mönche. Mitglieder sind alle Mönche, die ihr ewiges Gelübde (Profess) in Mariawald abgelegt haben. Als Oberer und Vorsitzender ist Dom Bernardus Peeters eingesetzt, der jedoch kein Stimmrecht besitzt. Der Verein ist Eigentümer der gesamten Immobilie und Arbeitgeber der 30 Zivilbeschäftigten. Würde die Klostergemeinschaft und in diesem Zuge der Verein aufgelöst, wäre automatisch das Bistum Aachen neuer Eigentümer.

Laut Nowak gab es im Vorfeld Gespräche mit dem Bistum. Denn sollte Abt Vollberg Gelegenheit erhalten, den alten Ritus als „Experimentum Privatum“ weiterzuführen, muss der Ortsbischof zustimmen. „Wir haben dem Bistum auch unsere Finanzierung vorgelegt, damit man beruhigt ist“, so Nowak weiter. Finanziell sei Mariawald autark, könne Gewerbe- und Körperschaftssteuer zahlen, sagte Nowak. „Das Bistum könnte sagen, die Mönche bleiben da, und die alte Messe wird weiterhin gelesen. Warum soll man die Betriebe schließen?“, so Nowak. Ein Problem könne entstehen, wenn die betagten Mönche pflegebedürftig werden – es könne versucht werden, die Pflege vor Ort zu leisten.

Weder Bistum noch Dom Bernardus Peeters wollten am Montag eine Stellungnahme abgeben. Letzterer bat um Geduld, kündigte jedoch für den heutigen Dienstag eine Pressemitteilung an.

Die Geschichte des Klosters

Die Wurzeln des Klosters Mariawald reichen mehr als 500 Jahre zurück – bis ins Jahr 1470. Damals stellte der Heimbacher Strohdachdecker Henrich Fluitter ein Gnadenbild an der Wegkreuzung am Bersched auf dem Kermeter in einer Hütte zur Verehrung auf. Er errichtete dort eine Einsiedelei, in der er bis zu seinem Tod lebte.Pfarrer Daum von Heimbach erbaute dort 1479 eine hölzerne Kapelle. Weil die Zahl der Pilger stetig wuchs, bat der Pfarrer die Zisterzienser von Bottenbroich um Hilfe. Am 10. November 1480 schenkte er die Kapelle dem Zisterzienserkloster von Bottenbroich. Am 4. April 1486, dem Gründungstag der Abtei Mariawald, konnten die Mönche unter der Leitung von Prior Johannes vom Goch das Kloster beziehen.Über 300 Jahre lebten Mönche im Zisterzienserpriorat Mariawald und betreuten die Wallfahrt zur Schmerzensmutter. Doch am 2. April 1795 hob die französische Revolutionsregierung das Kloster auf. Der Klosterbesitz wurde versteigert oder einfach geplündert. Ephrem van der Meulen, der Abt der Trappistenabtei Oelenberg im Elsass, versuchte 1860 einen Neuanfang.Er kaufte das Klostergut, die Gebäude wurden wieder aufgebaut, und am 24. Februar 1861 kamen die ersten Brüder nach Mariawald. Bereits am 10. August 1875 wurde das Kloster durch die Kulturkampfgesetze aufgehoben. Erneut stand es zwölf Jahre lang leer, bis die Mönche am 18. Oktober 1887 die Gebäude oberhalb von Heimbach wieder in Besitz nehmen konnten.Am 29. September 1909 wurde Mariawald zur Abtei erhoben. Im Zweiten Weltkrieg, 1938, wurden Teile des Klosters zur Unterbringung der Arbeiter zum Bau des Westwalls beschlagnahmt. Drei Jahre später, am 21. Juni 1941, wurde die Abtei aufgelöst und die Mönche teils vertrieben und teils zum Kriegsdienst eingezogen. Zunächst wurden in Mariawald Waisenkinder untergebracht, später diente es als Feldlazarett. Superior Christopherus Elsen nahm das Kloster am 28. April 1945 erneut in Besitz und ließ es wieder aufbauen.