Später Winter im Kreis EuskirchenFrostkerzen wärmten Beerensträucher
Kreis Euskirchen – Kurze Auszeit für den Frühling: Noch vor einer Woche genossen die Menschen in der Eifel das warme Wetter, am Wochenende aber meldete sich der Winter mit Schnee und Frost zurück. Der Temperatursturz und 20 Zentimeter Neuschnee in den Höhenlagen beschäftigten auch die Polizei. Sie musste sich um zahlreiche Unfälle kümmern. Einen außergewöhnlichen Einsatz hatte die Feuerwehr Mechernich: Sie befreite zwei Zirkuszelte von Schnee.
Am Samstagmorgen rückte die Feuerwehr mit 14 Einsatzkräften und drei Fahrzeugen zum Zirkus Meik aus, der derzeit in Mechernich gastiert. Das Haupt- und das Tierzelt des Zirkusses drohten unter den Schneemassen einzustürzen. „Wir haben die Last auf den Zelten gegen 7 Uhr bemerkt und neben der Alarmierung der Feuerwehr erst einmal alle Tiere nach draußen ins Freie gebracht“, sagt Vanessa Lauenburger. Die Zirkusinhaberin hatte keine Wahl und musste die Morgenvorstellung kurzfristig absagen. Der Druck des Schnees auf den Planen der beiden Zelte war zu groß.
Die Feuerwehr räumte den Schnee über die Drehleiter mit einem Wasserstrahl von den Zeltdächern. „Der Schnee war zu nass und damit zu schwer, um ihn per Lüfter vom Zelt zu pusten“, sagt Einsatzleiter Andreas Schneider. Der Einsatz dauerte etwa zwei Stunden, die Nachmittagsvorstellung des Zirkus Meik konnte deshalb wie geplant stattfinden. Für Einsatzleiter Schneider stand trotzdem fest: „So einen Einsatz hatten wir bisher noch nicht.“ Ein anderer Einsatz am Wochenende hingegen war Routine für die Einsatzkräfte: Auf der A1 bei Mechernich gab es einen Verkehrsunfall. Der Dieseltank eines Lastwagens war defekt.
Bußgeld wegen Sommerreifen
Einiges zu tun hatte die Polizei: Zu 21 witterungsbedingten Einsätzen rückte sie am Wochenende aus. Im Einsatz waren die Beamten vor allem in den Höhenlagen im Südkreis, aber auch in Mechernich, Bad Münstereifel und Euskirchen. Besonders am Samstagmorgen seien es viele Einsätze gewesen, sagt ein Sprecher der Polizei. „14 davon waren witterungsbedingte Verkehrsunfälle. Bei den anderen Einsätzen handelte es sich um Gefahrenstellen, die wir gesichert haben. Darunter waren zum Beispiel ausgefallene Ampeln.“ Die Verkehrsunfälle gingen für die meisten Betroffenen glimpflich aus. Verletzt wurden zwei Personen.
Im Zusammenhang mit den Unfällen zeigten die Beamten mehrere Fahrer wegen Ordnungswidrigkeiten an. Sie hatten an ihren Autos bereits Sommerreifen aufgezogen. Für die Unfallbeteiligten bedeutete das ein Bußgeld von 120 Euro und ein Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Laut Polizei drohen den Unfallbeteiligten weitere Konsequenzen: Versicherungen können Zahlungen ganz oder teilweise verweigern, wenn der Unfall durch die falschen Reifen verursacht wurde. Auch der Geschädigte könne in Mithaftung genommen werden, wenn er bereits mit Sommerreifen gefahren sei.
Frostkerzen gegen die Kälte
Ebenfalls mit dem starken Temperaturabfall zu kämpfen hatte Landwirt Marcel Blum aus Zülpich. Der Obstbauer setzte deshalb auf ein bewährtes Verfahren, um seine Brombeer- und Johannisbeersträucher vor dem Frost zu schützen. Auf 2,5 Hektar zündete er mehr als 400 Kerzen an. „Die Kerzen geben Rauch und Wärme ab und heben so die Temperatur in der Umgebung um 1,5 bis 2 Grad Celsius“, erläutert Blum. Die Kerzen zündet der Landwirt nachts an, sie brennen etwa acht bis neun Stunden. Besonders Brombeeren sind frostempfindlich und müssen deshalb vor Minusgraden geschützt werden. Johannisbeeren hingegen sind etwas resistenter gegen Kälte. Ihnen macht aber der Spätfrost zu schaffen, der im Mai auftreten kann, wenn sie bereits kleine Früchte tragen.
Schnee im April nicht ungewöhnlich
Ungewöhnlich ist der vorübergehende Wintereinbruch nicht – ganz im Gegenteil. „Im April sind Frost und Schnee durchaus üblich. Vor einem Jahr, am 8. April, hatten wir mit 24 Zentimetern Neuschnee noch mehr als jetzt“, erläutert Karsten Brandt, Betreiber des Wetterdienstes „Donnerwetter.de“ mit der Station am Weißen Stein in Udenbreth. Für Brandt hat der Schneefall am Wochenende auch positive Seiten: „Die vergangenen Wochen waren viel zu trocken. Es hat zu wenig geregnet.“ Das sei eher die Ausnahme als die Regel im Frühjahr. „Die Sonnenscheindauer war absolut ungewöhnlich. Es gab 240 von 360 möglichen Sonnenstunden – viel zu viel für den März.“ Das sei ein neuer Rekordwert.
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Lange liegen bleibt der Schnee auch in den Höhenlagen nicht. In den nächsten Tagen werde er tauen, sagt Brandt: „Nächstens Wochenende droht aber ein weiterer Temperatureinbruch.“ Kalt bleibt es nach Ansicht des Wetterexperten noch mindestens bis zur Monatsmitte: „Der Frühling muss noch ein bisschen warten. In der zweiten Aprilhälfte ist dann alles wieder offen.“