Wechsel an der Spitze der Grünen-Stadtratsfraktion in Euskirchen. Dorothee Kroll und Guido Bachem, beide fast 27 Jahre in ihren Ämtern, wurden abgewählt.
AbgewähltFührungsduo der Euskirchener Grünen muss Platz an der Fraktionsspitze räumen
Bei den Euskirchener Grünen geht am 30. April eine Ära zu Ende. Dorothee Kroll gibt nach fast 27 Jahren die Leitung der Stadtratsfraktion ab, allerdings nicht freiwillig. Bei der jüngsten Wahl des Fraktionsvorstandes, die nach der Hälfte der Legislaturperiode auf dem Programm stand, wurde Kroll, die sich ein weiteres Mal um den Spitzenposten beworben hatte, nicht mehr im Amt bestätigt. So erging es auch Guido Bachem, der als stellvertretender Sprecher ebenso lange im Amt ist.
Die Fraktion, zu der auch die Sachkundigen Bürgerinnen und Bürger gehören, wählte Dr. Simone Galliat zur neuen Sprecherin. Kroll unterlag der Herausforderin nach eigenen Angaben mit 7:11 Stimmen.
Zu oft auf Konfrontationskurs mit der Euskirchener Verwaltung
Schon im Vorfeld hatte sich nach Informationen dieser Zeitung abgezeichnet, dass mehrere Mitglieder der Fraktionschefin und ihrem langjährigen politischen Weggefährten Bachem diesmal die Gefolgschaft verweigern würden. Man habe Kroll vorgeworfen, so hieß es, sie gehe in der Ratsarbeit und im Verhältnis zur Verwaltung zu oft auf Konfrontationskurs.
In Bachems Fußstapfen als Fraktionsvize tritt Hans-Werner Ignatowitz. Dorothee Kroll wird in der Ratssitzung an diesem Donnerstag für die Grünen noch die Rede zur Verabschiedung des Stadthaushalts 2023 halten. Galliat will sich erst nach dem Stabwechsel am 1. Mai äußern.
Angespanntes Verhältnis auch zu Euskirchens Bürgermeister Reichelt
Kroll hat derweil nicht nur den Rückhalt der Fraktionsmehrheit verloren, sondern liegt auch mit Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) über Kreuz.
Er habe ihr, so Kroll, erklärt, dass sie sich mit Anfragen zu politischen Themen im Rathaus nur noch an den Verwaltungsvorstand wenden dürfe und nicht mehr an andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Den Verwaltungsvorstand bilden der Bürgermeister, die beiden Beigeordneten und der Kämmerer.
Durch diese Regelung fühle sie sich, als habe man ihr „einen Maulkorb verpasst“, wählte die Grüne ein eher unpassendes Bild. Der Bürgermeister erklärte dazu auf Anfrage, dass Kroll sich zuletzt immer häufiger an Sachbearbeiter gewandt habe. Beschwerden der Mitarbeiter seien die Folge gewesen. Er habe Kroll deshalb darauf hingewiesen, dass laut Gemeindeordnung nur der Bürgermeister verpflichtet sei, Ratsmitgliedern auf Verlangen Auskunft zu erteilen.
Nur auf diese Weise werde ein geordneter Verwaltungsablauf ermöglicht, nur so werde sichergestellt, „dass die Anfragen der Ratsmitglieder einheitlich und mit einer verbindlichen Antwort abgearbeitet werden“. Er, so Reichelt weiter, halte es aber für unproblematisch, wenn Stadtverordnete sich auch an andere Mitglieder des Verwaltungsvorstandes wendeten.
In Euskirchen hielten sich 57 Ratsmitglieder an diese Regelung. „Leider sind Sie die Einzige, die ich an diese einheitlichen Rahmenbedingungen wiederholt erinnern muss“, schrieb Reichelt an Kroll.
Kroll und Bachem verabschieden sich mit schriftlicher Stellungnahme
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Euskirchen ziehen Dorothee Kroll und Guido Bachem in einer schriftlichen Stellungnahme für diese Zeitung das folgende Resümee: „Es war eine gute Zeit. Wir sind dankbar dafür, dass die Grünen vor allem in den Bereichen Umwelt und Soziales viel umsetzen konnten.“
Weiter schreiben sie: „Im Rat haben wir immer alles kritisch hinterfragt, auch wenn dies oft für andere, vor allem für die jeweiligen Bürgermeister der Stadt Euskirchen, ärgerlich war. Als Ratsmitglieder werden wir beide auch weiterhin dieser grünen Haltung treu bleiben.“
Seinen Nachfolgern Dr. Simone Galliat und Hans-Werner Ignatowitz wünscht das scheidende Führungsduo „bestes Gelingen in dieser grünen Tradition“.