Daniel Radke wurde von Bernd Scheiff, Präsident des Oberlandesgerichtsbezirks Köln, als Direktor des Amtsgerichts Euskirchen und Nachfolger von Petra Strothmann-Schiprowski eingeführt.
Amtsgericht EuskirchenNeuer Direktor wollte als Kind Astronaut werden
Neun Redner standen auf dem Programmzettel der Feier zur Würdigung von Amtsgerichtsdirektorin a.D. Petra Strothmann-Schiprowski und Amtseinführung ihres Nachfolgers Daniel Radke. Langeweile kam dennoch nicht auf im Sitzungssaal des Amtsgerichts, der voll besetzt war und darüber hinaus: Noch im Flur standen und saßen Gäste, die sich die Feier nicht entgehen lassen wollten.
Das Amtsgericht Euskirchen liegt innerhalb des Landgerichtsbezirkes Bonn, weshalb dessen Präsident Stefan Weismann die Gäste begrüßte. Und aus dem übergeordneten Oberlandesgerichtsbezirk Köln war Präsident Bernd Scheiff zugegen und sprach würdigende Worte über die beiden Protagonisten der Feier.
Auch bei den Karnevalssitzungen des Amtsgerichts Euskirchen immer dabei
Neben der Kurzdarstellung der beruflichen Lebensläufe erfuhren die Zuhörer auch Privates. So zum Beispiel, dass Petra Strothmann-Schiprowski, die 1982 in den richterlichen Dienst berufen worden war, das Feiern liebe: „Nicht als Selbstzweck, sondern um den Zusammenhalt der Kolleginnen und Kollegen zu stärken.“ Wandertage, Ausflüge, nicht zuletzt die legendäre Karnevalssitzung im Amtsgericht, an der sie sich auch selbst immer wieder mit Beiträgen beteiligt habe.
Über Daniel Radke, der 1998 in der Richterdienst berufen worden war, berichtete Scheiff, dass er ein begnadeter und überaus ehrgeiziger Sportler sei: „Er läuft nicht nur, er rennt.“ Und jede Fußballmannschaft habe sich glücklich geschätzt, ihn in ihren Reihen zu haben. Mit Daniel Radke, da war sich der OLG-Präsident sicher, sei das Amtsgericht allen Herausforderungen gewachsen.
Es folgten Grußworte von Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, dem Leitenden Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Bonn, Andreas Lorscheid, von Linda Schwarzer vom Bonner Anwaltverein, Michaela Heinrichs vom Personalrat des Amtsgerichts sowie Julia Hodouschek, die in Doppelfunktion vor Ort war: als Vorsitzende des Richterrates und Sängerin eines Trios, das die Feier musikalisch bereicherte. Hodouschek bescheinigte ihrer ehemaligen Chefin Warmherzigkeit, ein immer offenes Ohr, feinsinnigen Humor und die Fähigkeit, wie eine Löwin für ihr Amtsgericht zu kämpfen.
Sie sei durchaus mit Wehmut gegangen, räumte Strothmann-Schiprowski in ihrer anschließenden Dankesrede ein. Doch das Loslassen und die Übertragung der Verantwortung sei ihr leicht gemacht worden durch die Personalie Daniel Radke. Strothmann-Schiprowski: „Den größten Dank schulde ich den Menschen, mit denen ich hier so vertrauensvoll zusammengearbeitet habe. Eine Behördenleitung ist immer nur so gut wie die Mannschaft, die sie umgibt.“
Als letzter Redner trat der neue Amtsgerichtsdirektor ans Rednerpult, ehe die Festgemeinde zum Umtrunk in die Kantine geladen wurde. Ein halbes Jahr schon ist er an Ort und Stelle tätig, was Radke zu einer Zwischenbilanz veranlasste: „Das hier ist fast mein Traumjob.“
Es sei aber nicht so, dass er von Kindesbeinen an Amtsgerichtsdirektor habe werden wollen, sondern vielmehr Astronaut. „Aus heutiger Sicht steht der Richterberuf also an zweiter Stelle“, scherzte er. Und die Arbeit als Richter sei ihm wichtig: „Die reine Verwaltungstätigkeit wäre vermutlich nicht erfüllend gewesen, die Kombination Behördenleiter und Familienrichter macht den großen Reiz dieser neuen Tätigkeit für mich aus.“
Mit einem Blick in die Zukunft, insbesondere auf die anstehende Aufgabe der Digitalisierung, schloss der Direktor seine Ansprache: „Wir werden das Amtsgericht modernisieren und den Prozess des lebenslangen Lernens gemeinsam gestalten.“ Dem sozialen Miteinander solle auch in Zukunft ein hoher Stellenwert eingeräumt werden, „und das ist keine Worthülse“, versprach Radke. Den Anfang mache die Karnevalssitzung am Amtsgericht, die am 10. Februar nach langer Zwangspause endlich wieder stattfinden soll.