In der Serie „Ankommen“ stellen wir dieses Mal Aboubacar Yattara vor, der sich bereits mit 18 Jahren aus Guniea auf den Weg nach Deutschland machte.
EuskirchenMetallbauer Aboubacar Yattara aus Guinea will unbedingt in Deutschland bleiben
„Ich habe wirklich Gas gegeben und sehr viel Energie investiert“, sagt Aboubacar Yattara im Rückblick auf die zurückliegenden Jahre, die er nun in Deutschland ist. 18 Jahre alt ist er, als er seiner Heimat Guinea den Rücken kehrt. Schwierig sei es dort gewesen. Und gefährlich, sagt Yattara und deutet auf sein Bein, an dem er von einer Kugel getroffen wurde.
2015 kommt er in Deutschland an und wird in die Unterkunft in Iversheim eingewiesen. „Nur dort rumsitzen und nichts tun, das wollte ich nicht“, sagt Aboubacar Yattara. Mit anderen Geflüchteten arbeitet er für einen Euro pro Stunde beim Bauhof der Stadt und genießt es, bei der Gelegenheit rauszukommen und ein wenig von dem neuen Land und seiner Kultur mitzubekommen. „Eines Tages hat uns ein Mann angesprochen und Hilfe beim Deutschlernen angeboten“, erinnert sich der heute 26-Jährige. Fortan gehen die Jungs zweimal wöchentlich zum Unterricht in die evangelische Kirchengemeinde.
Yattara beginnt mit einem Praktikum
2017 wird der Asylantrag von Aboubacar Yattara negativ beschieden. Zwischenzeitlich hat er Kontakt zu einer ehrenamtlichen Flüchtlingshelferin gefunden, die ihn nach Kräften unterstützt. Tagsüber arbeitet der junge Mann für eine Leiharbeitsfirma, abends besucht er die Deutschkurse des Jugendmigrationsdienstes in Euskirchen. „Mir war klar, dass ich einen Beruf lernen muss, wenn ich in Deutschland eine Chance haben möchte“, sagt er.
„Eines Tages stand er hier bei uns auf dem Hof, zusammen mit der Flüchtlingshelferin“, erinnert sich Martin Königshoven. Der Gesellschafter der gleichnamigen Metallbau GmbH bietet Yattara zunächst ein Praktikum an. „Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Metallbau, kannte nicht einmal die Werkzeuge hier, alles war komplett neu“, erzählt Yattara, der in Guinea bis zur elften Klasse die Schule besucht hat.
Aber es macht ihm Spaß, und Martin Königshoven bietet ihm nach einer Woche eine Ausbildung an. „Ich freue mich über jeden vernünftigen, motivierten Azubi, der pünktlich ist, anpacken kann und etwas lernen will – solche Jungs sind heutzutage schwer zu finden“, so der Chef des alteingesessenen Kuchenheimer Unternehmens.
Kaum „Zeit für Freunde oder Fußball“
Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung, in der Aboubacar Yattara „soviel Ehrgeiz entwickelt, dass man ihn manchmal wirklich bremsen musste“, so Königshoven. Der Lehrling aus Guinea paukt die deutschen Fachbegriffe, die man als Metallbauer braucht, klebt sich Dutzende Spickzettel an eine Tür in der Werkstatt, um sich all die neuen Begriffe und Inhalte merken zu können. „Das ist seine externe Festplatte“, scherzt Königshoven mit Blick auf die vielen Zettel und Zeichnungen.
„Ich hatte zeitweise wirklich Angst, dass das zu viel für meinen Kopf ist“, gibt der junge Mann zu und betont, dass er es ohne die viele Unterstützung kaum geschafft hätte. Oft geht er nach Feierabend noch zum Nachhilfeunterricht und ist vor 22 Uhr selten Zuhause. „Zeit für Freunde oder Fußball hatte ich nur am Sonntag.“
Nach der bestandenen Zwischenprüfung will Aboubacar Yattara auch noch den Führerschein machen. „Als ob er noch nicht genug zu lernen hatte“, sagt Königshoven, der ihm aber auch hier unter die Arme greift. Yattara besteht die Fahrprüfung, schließt direkt noch den Anhänger-Führerschein an, der in der Metallbaufirma von großem Nutzen ist.
Als es auf die Abschlussprüfung zugeht, stellt Königshoven den Azubi zeitweise frei, damit er ausreichend Luft zum Lernen hat. Und die nutzt Yattara, ackert alte Prüfungen durch, übt die Fachbegriffe, besucht an drei Wochenenden einen Vorbereitungskurs am Berufsbildungszentrum in Euenheim. „Die Bibel der Metallbauer, das sogenannte Tabellenbuch, kennt er quasi auswendig“, so der Chef anerkennend. Dass der 26-Jährige die theoretische Prüfung schließlich ohne Probleme wuppt, wundert niemanden mehr. Und auch das Gesellenstück von Aboubacar Yattara kann sich sehen lassen.
Mit bestandener Gesellenprüfung kehrt Ruhe ein
Mit bestandener Abschlussprüfung erlöscht der Duldungsstatus, den der junge Mann von der Ausländerbehörde erhalten hat. „Wir wollen ihn aber auf jeden Fall in der Firma behalten“, so Königshoven, der mit dem frischgebackenen Gesellen bereits einen Arbeitsvertrag abgeschlossen hat. Derzeit prüft die Ausländerbehörde die Möglichkeiten des Aufenthalts.
„Fast acht Jahre bin ich jetzt in Deutschland“, sagt Aboubacar Yattara. Mit bestandener Gesellenprüfung sei in seinem Kopf etwas Ruhe eingekehrt. Leicht sei das alles nicht gewesen. Seine vielen Unterstützer, aber auch sein Ehrgeiz hätten ihm geholfen. Aber auch seine ruhige, freundliche Art auf Menschen zuzugehen, habe manch eine Tür geöffnet.
Wenn Aboubacar Yattara kann, will er auf jeden Fall in Deutschland bleiben. „Hier kann man in Sicherheit leben, und die Deutschen sind sehr gute Menschen“, meint er. Ob er weiterlernen möchte? Der 26-Jährige nickt. „Ich möchte mein Deutsch noch verbessern. Und ich kann man gut vorstellen, irgendwann den Meistertitel zu machen.“
In der Serie „Ankommen“ stellen wir Menschen vor, die sich aus unterschiedlichen Gründen mutig auf den Weg gemacht haben – in ein neues Land und damit in eine neue Kultur und Gesellschaft.
Was gefällt ihnen an Deutschland, was bleibt fremd? Und welchen Herausforderungen müssen sie sich stellen, um am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben zu können? „Integration setzt die Aufnahmebereitschaft der Mehrheitsgesellschaft voraus wie auch die Bereitschaft der Zugewanderten, die Regeln des Aufnahmelands zu respektieren und sich um die eigene Integration zu bemühen“, sagt das Ministerium für Integration (BMI).
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