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Vertrag unterzeichnetEuskirchen baut ein neues Rathaus für 58 Millionen Euro

Lesezeit 4 Minuten
Die Grafik zeigt das moderne Rathaus mit einer quadratischen Wasserfläche auf dem Vorplatz und flanierenden Bürgern.

Das neue Euskirchener Rathaus entsteht hinter dem Bahnhof.

Mitte 2026 soll die Stadt Euskirchen ihr neues Rathaus schlüsselfertig in Empfang nehmen. 365 Bedienstete werden hier arbeiten.

Dem Bau des künftigen Euskirchener Rathauses steht nichts mehr im Wege. Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) und Markus Kellner unterzeichneten am Donnerstagnachmittag den Vertrag über die Errichtung des 58-Millionen-Euro-Objekts, das auf dem Eckgrundstück Roitzheimer Straße/ An der Vogelrute entstehen wird.

Kellner gehört der Geschäftsführung der Firma Depenbrock (Stemwede) an, die als Generalunternehmer fungiert. Sie will der Stadt den Neubau Mitte 2026 schlüsselfertig übergeben. Die Pläne stammen vom Münchner Architekturbüro Brechensbauer Weinhart und Partner, das bei der Vertragsunterzeichnung im Ratssaal durch den Architekten Thomas Grühn vertreten war.

Mit dem Rathaus startet Entwicklung der Euskirchener City-Süd

In dem Verwaltungsneubau werden auf rund 15.000 Quadratmetern etwa 365 Stadtbedienstete ihren Arbeitsplatz haben. Was mit dem jetzigen Rathaus an der Kölner Straße passiert, ist noch offen, wie Reichelt auf Anfrage sagte. Es war 1952 als Kreishaus errichtet worden, die Stadt zog dort 1975 ein. Mittlerweile ist es stark sanierungsbedürftig und – vor allem – für die Verwaltung viel zu klein.

Mit dem Neubau wird die Entwicklung der City Süd hinter dem Bahnhof beginnen, wo auch der Ersatzbau des durch die Flut stark beschädigten City-Forums vorgesehen ist. Hinzu kommen unter anderem ein Pendlerparkhaus auf dem früheren Bünder-Gelände sowie Wohnflächen. „Ich freue mich auf richtig gute gestalterische und architektonische Qualität“, schwärmte der Technische Beigeordnete der Stadt, Wolfgang Honecker, mit Blick auf die Planung.

Euskirchener Rathausbau wurde europaweit ausgeschrieben

„Wir sind froh, dass wir für den Rathausneubau, der ein außergewöhnliches Projekt ist, einen so renommierten Partner gefunden haben“, sagte Bürgermeister Reichelt über die Firma Depenbrock, die nach der europaweiten Ausschreibung im November 2022 ihr erstes Angebot abgegeben hatte.

Schon vorher habe die Stadt eine Menge an Vorarbeit geleistet, unter anderem in einem interfraktionellen Arbeitskreis, ergänzte Reichelt. Den Vergabebeschluss fasste der Rat in der vergangenen Woche.

Lichtdurchflutet und in heller Optik will der Planer den Eingangsbereich gestalten, Treppen führen in die oberen Stockwerke.

Ein Blick in die zweigeschossige Empfangshalle des künftigen Euskirchener Rathauses.

Der erste Abschnitt wird nach Kellners Angaben die Kampfmitteluntersuchung sein: „Dazu werden bis zu 50 Zentimeter Boden abgeschoben.“ Im November will sein Unternehmen die Bodenplatte gießen. Die Stadt hat mit Depenbrock einen Festpreis vereinbart. Bezahlt wird nach Baufortschritt.

Der moderne Verwaltungsbau wird eine Grundfläche von 90 mal 45 Metern haben, wobei eine viergeschossige Blockrandbebauung einen begrünten Innenhof umschließt. Der Haupteingang liegt auf der Seite zum Bahnhof hin. Dort hat das Gebäude sogar fünf Geschosse – dies deshalb, weil das Gelände in Richtung Vogelrute um sieben Meter ansteigt.

Im oberen Geschoss entstehen Besprechungsräume, die zusammenschaltbar, also in der Größe variabel sind. Dort sollen auch die Ausschüsse des Stadtrates tagen. Der Rat selbst wird im künftigen City-Forum zusammentreten. „Warum sollten wir für sechs Sitzungen im Jahr einen großen Saal bauen, wenn direkt gegenüber im City-Forum ein geeigneter Raum zur Verfügung steht?“, sagte Reichelt.

Klinkerfassaden sollen historische Euskirchener Tuchfabriken erinnern

Er hob die zweigeschossige Empfangshalle hervor, in der das Bürgerbüro und alle zentralen Einrichtungen untergebracht werden. Depenbrock nennt in der Beschreibung als weitere auffällige Merkmale eine repräsentative Himmelsleitertreppe und offene Galerien. Für die Fassaden wurde ein heller Klinker in Beige-Tönen gewählt, „der in seiner Materialität an die historischen Klinkerbauten der Tuchfabriken erinnert“.

30.03.2023 Bürgermeister Sacha Reichelt (r.) und Markus Kellner von der Firma Depenbrock unterschreiben den Vertrag über den Bau des Euskirchener Rathauses.

30.03.2023 Bürgermeister Sacha Reichelt (r.) und Markus Kellner von der Firma Depenbrock unterschreiben den Vertrag über den Bau des Euskirchener Rathauses.

Das Rathaus wird gemäß der neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude errichtet. Die Wärmeversorgung erfolgt – ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe – mittels zweier Luft-Wasser-Wärmepumpen. Auf dem Dach werden Fotovoltaik-Anlagen mit einem Jahresertrag von mehr als 100 000 kWh installiert, so Depenbrock.

Warum sollten wir für sechs Sitzungen im Jahr einen großen Saal bauen, wenn direkt gegenüber im City-Forum ein geeigneter Raum zur Verfügung steht?
Sacha Reichelt, Euskirchener Bürgermeister

Der Neubau wird es der Stadt erlauben, zwei ihrer Außenstellen aufzugeben: Neben dem Bürgerbüro, das heute im Alten Rathaus beheimatet ist, wird auch das Zentrale Immobilienmanagement, das in angemieteten Büros am Charleviller Platz residiert, an der Roitzheimer Straße untergebracht.

Aus dem jetzigen Verwaltungsgebäude an der Kölner Straße werde mit dem Einzug 2026 das alte Rathaus, scherzte Sacha Reichelt – aus dem alten Rathaus an der Baumstraße wiederum das „ganz alte Rathaus“.