In Euskirchen ist Bürgermeister Sacha Reichelt entmachtet. Doch dabei musste dieses Mal improvisiert werden.
Jecke haben die MachtDie Schlüsselübergabe in Euskirchen geht auch ohne Schlüssel

Zur Eröffnung des Straßenkarnevals in Euskirchen übergab Bürgermeister Sacha Reichelt eine Schlüsselkarte an Prinz Jens und Prinzessin Simone.
Copyright: Johannes Bühl
Sie sind eben modern, die Euskirchener. Voll auf der Höhe der Zeit. Das zeigte sich, als Prinz Jens und Prinzessin Simone (Pesch) am Weiberfastnachtstag Bürgermeister Sacha Reichelt die Macht entrissen. Er überließ ihnen nicht, wie sonst üblich, den Rathausschlüssel, sondern ein Kärtchen mit QR-Code. „Digitale Schlüsselübergabe“ nannte er das. „Wir haben ja bald ein neues Rathaus, da kommt man ohne Code gar nicht rein.“
Tollitäten in Euskirchen mussten sich den Schlüssel zur Stadt verdienen
Hunderte Jecke auf dem Platz zwischen Volksbank und Veybach-Center waren soeben Zeugen einer gelungenen Improvisation geworden. Der Festausschuss Euskirchener Karneval (Feuka) hatte doch tatsächlich vergessen, den symbolischen Rathausschlüssel mit zur Eröffnung des Straßenkarnevals zu bringen, wie Präsident Stefan Guhlke später einräumte. Schnell wurde umdisponiert.
Der Freude tat das keinen Abbruch. Jens I. und seine Prinzessin trugen ihre elf Gebote vor („Oeskerche Alaaf soll Euer neues Lieblingswort sein“), Küfer Finn I. (Wassong) sagte: „Aus Oeskerche wird Finn-Land. Der Bürgermeister kann sein Amt auf Eis legen.“
Die erwachsenen Tollitäten hatten sich die Machtübernahme erst verdienen müssen. Reichelt ließ sie zu einem Übereinstimmungsspiel antreten, wie man es von Hochzeitsfeiern kennt. „Wem steht die Strumpfhose besser?“, lautete eine der Fragen. Eine andere: „Wer findet bei der Sitzung das Ende nicht?“ Jens und Simone mussten sie beantworten, indem sie Tafeln mit Prinzessinnen- oder Prinzenkonterfei in die Höhe hielten.
Danach trat die Prinzengarde in den Vordergrund – mit Stippeföttche, anderen Tänzen und mit Stimmungsliedern des Musikzuges. So waren alle Jecke gut vorbereitet für die Party-Phase, die sich anschloss. Als erste von mehreren Bands sagte Moderator Christian Schaffrath Los Rockos an. Mit Songs wie „Rockarneval“ und „Ein Bett im Kornfeld“ hatte das Quintett das Publikum gleich auf seiner Seite.