Die freiwilligen Helfer sind begeistert von der Solidarität in Euskirchen und Umgebung. Geldspenden seien am schnellsten und effektivsten.
„Geld am effektivsten“Euskirchener engagieren sich für Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien
Am Donnerstagmorgen standen schon wieder Kartons mit Hilfsgütern vor dem Restaurant Flames in Euskirchen. Es hat sich herumgesprochen, dass der Betrieb in der Bahnhofstraße eine der Anlaufstellen für die Erdbebenhilfe ist. Ali Demirbas und seine Lebensgefährtin Selver Bicilir, die das Burger- und Steakhaus betreiben, sind pausenlos im Einsatz. Sie sammeln Spenden für die Menschen, die von der Naturkatastrophe in der Türkei und in Syrien betroffen sind, stellen ihre Räume zur Verfügung und organisieren Transporte.
Erst am Mittwochabend hatten Freiwillige etliche Kartons mit Material, das tagsüber in dem Restaurant abgegeben und dort sortiert, verpackt und gelagert wurde, für den Versand in mehrere Fahrzeuge geladen. Decken, Schlafsäcke, Bekleidung, Medikamente, Verbandszeug, Babynahrung, Trinkfläschchen, Frauenhygiene-Artikel, Tiernahrung und anderes mehr haben Spenderinnen und Spender in den vergangenen Tagen in die Bahnhofstraße gebracht.
Lange Wartezeit an türkischen Grenzen
Demirbas ist begeistert von der Solidarität in Euskirchen und Umgebung. Er erzählt von Leuten, die aus der nahe gelegenen Apotheke spontan Schmerzmittel, Pflaster und Wundsalbe besorgt hätten. Die gesammelten Hilfsgüter seien bisher zum Teil mit Flugzeugen, überwiegend jedoch mit Lastwagen in die Türkei gebracht worden, berichtet der Gastronom.
Laster bräuchten bis zur türkischen Grenze knapp 24 Stunden, wenn sich zwei Fahrer nonstop abwechselten und an den Übergängen alles glatt verlaufe. „Wir haben aber gehört, dass es an der türkischen Grenze zu Wartezeiten kommt. Und Wartezeit ist verlorene Zeit“, sagt Demirbas. Entsprechend lang dauere es, bis die Hilfsladungen ihr Ziel erreichten.
Geldspenden helfen effektiver und schneller
Vor diesem Hintergrund beriet eine Runde von Frauen und Männern aus dem Kreis Euskirchen, die überwiegend ihre Wurzeln wie Demirbas in den Erdbebengebieten haben, am Mittwochabend darüber, wie man nun am besten vorgehen sollte. Treffpunkt der Runde war das Restaurant Grill-Meister. „Wir sind übereingekommen, dass es sinnvoller ist, nicht mehr um Sachspenden zu bitten – so gut sie auch gemeint sind –, sondern um Geld, weil man damit am effektivsten helfen kann“, fasste Ali Demirbas das Ergebnis der Diskussion zusammen.
Da die Einrichtung eines eigenen Sonderkontos Zeit koste, die man nicht verschenken sollte, empfehlen Demirbas und seine Mitstreiter als Empfänger von Geldspenden die Alevitische Kulturgemeinde Rhein-Erft-Kreis, einen eingetragenen Verein mit Sitz in Kerpen-Sindorf. „Der Verein“, so Demirbas, „ist gut organisiert und gut vernetzt.“ Er überweise Spenden direkt an Alevitengemeinden in der Türkei. „Die kaufen damit, was am nötigsten ist, zum Beispiel Zelte, Decken und Medikamente.“ Wirksamer könne man Spendengeld nicht einsetzen.
Demirbas fliegt selber ins Erdbebengebiet
An dem Treffen am Mittwoch nahm unter anderem Cafer Kasisari teil, der in Gemünd ein Restaurant betreibt. Er berichtete, dass er am nächsten Morgen nach Antalya fliegen und von dort mit einem Auto in das Erdbebengebiet fahren wolle. „Wir haben ihm Geld mitgegeben, das hier bei uns gespendet worden ist“, sagte Ali Demirbas am Donnerstag.
Er selber will am Montag mit fünf Freunden nach Ankara fliegen: „Wir nehmen Werkzeug, Arbeitsgeräte, Strahler, Heizlüfter und einen Generator mit. Ich habe schon zwei Transporter organisiert, mit denen wir das Material von Ankara aus in die zerstörten Gebiete bringen.“ An Kontaktdaten der Alevitischen Kulturgemeinde in Sindorf gelangt man über das Integrationsportal der Stadt Kerpen. Weitere Auskünfte erhält man im Restaurant Flames in Euskirchen, Bahnhofstraße 12.