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Kein Beruf wie jeder andereEuskirchen hat zwei hauptamtliche Feuerwehrfrauen

Lesezeit 5 Minuten
Zwei Feuerwehrfrauen steigen in die Drehleiter der Euskirchener Feuerwehr ein.

Türen auf für die beiden hauptamtlichen Feuerwehrfrauen der Euskirchener Wehr: Caroline Hamm (l.) und Laura Schuman.

Caroline Hamm und Laura Schuman arbeiten gemeinsam mit 48 Männern in der hauptamtlichen Wache der Euskirchener Feuerwehr.

Mit einem brennenden Auto hat alles angefangen. Seitdem ist bei Caroline Hamm der Funke für die Arbeit der Feuerwehr übergesprungen. Die 32-jährige Weidesheimerin wollte das Feuer an ihrem eigenen Auto im Notfall künftig selbst löschen können. Also trat sie in die Freiwillige Feuerwehr ein. Mittlerweile ist Hamm eine von zwei hauptamtlichen Feuerwehrfrauen auf der Wache in Euskirchen.

Für ihren Traumberuf riskierte die 32-Jährige viel. Sie gab ihren Posten als stellvertretende Filialleiterin bei einem großen Lebensmitteldiscounter in Swisttal auf und bewarb sich für eine Ausbildung bei der Euskirchener Feuerwehr – nur bei der Feuerwehr der Kreisstadt. „Ich wollte nirgends anders hin. Also habe ich nur hier meine Bewerbung abgegeben“, sagt Hamm, die am 1. Oktober 2020 schließlich ihre Ausbildung bei den „HAKS“, wie die Hauptamtlichen Kräfte genannt werden, antrat.

Frauen sind in der Euskirchener Feuerwehr deutlich in der Unterzahl

Seitdem geht ihr die Arbeit unter die Haut. Seit einigen Tagen ziert ihren linken Arm ein großes Tattoo. Darauf zu sehen: zahlreiche Feuerwehrmotive und sie in Einsatzkleidung. Wobei Letztgenanntes fast schon Seltenheitswert hat. „Ich werde die weiße Wolke von Euskirchen genannt. Wenn ich Dienst habe, sind die Einsätze selten“, stellt die Brandmeisterin schmunzelnd fest.

Eine Frau zeigt ihren linken Unterarm, den zahlreiche Tattoos mit Feuerwehr-Motiven zieren.

Die Feuerwehrliebe geht bei Caroline Hamm unter die Haut.

Seit dem 1. November 2021 ist Laura Schuman ebenfalls in Euskirchen als hauptamtliche Feuerwehrfrau tätig. Ihre Ausbildung absolvierte die 30-Jährige in Frechen, wechselte schließlich nach Euskirchen. Auch die Oberbrandmeisterin fühlt sich in der Kreisstadt sehr wohl. Auch wenn das weibliche Geschlecht mit zwei hauptamtlichen Feuerwehrfrauen und einer Auszubildenden in Euskirchen deutlich in der Unterzahl ist.

Bei Sprüchen der Männer wissen die Frauen sich zu wehren

50 hauptamtliche Kräfte gebe es insgesamt, erklärt Florian Struben, stellvertretender Leiter der hauptamtlichen Wache: „Die drei tun uns natürlich sehr gut. Nicht nur mit ihrem fachlichen Wissen, sondern auch mit ihrer Art.“ Eine Aussage, die sowohl Hamm als auch Schuman ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Natürlich bekomme man schon mal einen Spruch von männlichen Kollegen gedrückt, berichtet die 32-jährige Hamm. Das sei aber völlig okay. „Erstens, weil wir uns zu wehren wissen. Und zweitens, weil wir sonst das Gefühl hätten, nicht richtig dazuzugehören“, sagt die Weidesheimerin, die vor allem für die Kleiderkammer zuständig ist.

Eine Feuerwehrfrau steht in der Euskirchener Kleiderkammer und hält einen Helm in der Hand.

Herrin über Helme und Uniformen: Caroline Hamm in der Kleiderkammer der Euskirchener Feuerwehr.

Eine Aufgabe, die ihr entgegenkommt. Mit dem Einkauf von Waren kennt sich die ehemalige stellvertretende Filialleiterin schließlich aus. Schuman ist, wenn nicht gerade Menschenleben gerettet werden – oder wie vor wenigen Tagen eine Fledermaus, die sich an der Steinbachtalsperre an einem Angelhaken in einem Baum verfangen hatte – in der Atemschutzwerkstatt tätig.

Die Feuerwehr ist „etwas größer als eine normale Familie“

Es gebe keinen Tag, an dem sie nichts zu tun habe, erklärt die 30-Jährige, die in Obergartzem wohnt. Auch ihr Freund ist bei der Feuerwehr. Das Verständnis für die Arbeit, im Notfallfall für fremde Menschen buchstäblich durchs Feuer zu gehen, ist also vorhanden. „Es gab noch keinen Einsatz, der mich belastet hat. Ich weiß aber, dass ich hier aufgefangen werde. Und zu Hause natürlich auch“, sagt Schuman. Ihre Arbeitsstelle bezeichnet sie als keine Familie, die „irgendwie dann doch etwas größer als eine normale Familie ist“.

Eine Feuerwehrfrau arbeitet in der Atemschutzwerkstatt.

Kümmert sich um die Atemschutzgeräte: Laura Schuman.

Da sie privat ein E-Auto fahre, habe sie sich diesbezüglich fortgebildet. Den Umgang mit E-Autos, die in einen Unfall verwickelt sind oder gar Feuer gefangen haben, gibt die 30-Jährige regelmäßig an ihre Feuerwehrkollegen weiter. Anders bei ihrer Kollegin Hamm schwebt über der Obergartzemerin keine weiße Wolke. In ihren Schichten komme es regelmäßig zu Alarmierungen. „Das Schöne an dem Beruf der Feuerwehrfrau ist, dass kein Tag, kein Einsatz so ist wie der andere“, so Schuman.

Der Tod zweier Feuerwehrleute bewegt auch die Euskirchener

Ein Einsatz hat sich beiden ins Gedächtnis gebrannt. Obwohl beide nicht beteiligt waren. Als vor wenigen Wochen zwei Feuerwehrleute bei einem Brand in Sankt Augustin ums Leben kamen, hat das bei Feuerwehren weit über die Grenzen des Unglücksortes hinaus Spuren hinterlassen.

„Natürlich haben wir darüber geredet. Das ist uns unheimlich nahegegangen“, sagt Caroline Hamm. Einige der Kameraden seien auch zur Gedenkfeier nach Sankt Augustin gefahren. „Nicht erst seit diesem Tag soll ich mich nach einem Einsatz bei meiner Mutter melden, dass alles okay ist“, sagt die 32-Jährige.

Unter anderem hatte sie in der Silvesternacht Dienst. Nach Mitternacht häuften sich die Einsätze. In dieser Nacht half auch die imaginäre weiße Wolke nichts. Und die Nacht hat irgendwie auch Spuren hinterlassen. „Auf den Wegen zu den Einsätzen sind immer wieder Böller unter dem Auto explodiert. Manche unabsichtlich, manche aber bewusst auf die Straße geworfen“, berichtet die 32-Jährige. Während der Einsätze seien sie und ihre Kollegen aber nicht mit Böllern beworfen worden.

„Der Respekt vor den Einsatzkräften ist aber weniger geworden“, sagt auch Laura Schuman. Dennoch würden sie für keinen Beruf der Welt den bei der Feuerwehr mehr eintauschen. Denn der Beruf hat so ganz nebenbei einen positiven Effekt auf Caroline Hamm. „Ich weiß jetzt tatsächlich, wie ich ein Auto lösche“, sagt sie. Und fit sei sie durch die Vorbereitung auf die Ausbildung geworden. Schließlich muss man nicht nur 3000 Meter in einer bestimmten Zeit laufen, sondern auch 45 Sekunden in einem Klimmzug hängen.


Feuerwehrfrauen

Nach Angaben von Kreisbrandmeister Peter Jonas waren im Kreis Euskirchen mit Stand 31. Dezember 2022 in der Einsatzabteilung 330 Frauen aktiv. Männliche Feuerwehrleute gibt es laut Jonas kreisweit mehr als 3000.

In der Euskirchener Feuerwehr sind 67 Frauen aktiv. Mit Jugend- und Kinderfeuerwehr und weiteren Einheiten wie dem Spielmannszug der Feuerwehr sind es 120. (tom)