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SchwangerschaftsfreundinKirchheimerin will als Doula keine Konkurrenz zur Hebamme sein

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Kerstin Blindert, auf einem Ball sitzend. Sie hat eine Puppe im Arm.

Kerstin Blindert ist die wohl erste Doula im Kreis Euskirchen. Sie begleitet werdende Mütter vor, während und nach der Geburt.

Die Kirchheimerin Kerstin Blindert arbeitet als Doula und unterstützt Frauen während der Schwangerschaft – inklusive Rufbereitschaft.

Geburt und Tiefenentspannung? Schließen sie sich nicht gegenseitig aus? „Überhaupt nicht, nein. Das ist eigentlich das Natürlichste auf der Welt“, sagt Kerstin Blindert. Die Kirchheimerin, selbst zweifache Mutter, hat sich zur Doula ausbilden lassen. Ihrer Einschätzung nach ist der Beruf der Doula im Kreis Euskirchen noch nicht weit verbreitet.

Was ist eine Doula? Die Bezeichnung kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Dienerin der Frau. Sie steht der werdenden Mutter während der Dauer der Geburt zur Seite. Sie kann sich ganz auf die Bedürfnisse der Frau konzentrieren, sie unterstützen und ihr Mut machen.

Kerstin Blindert: „Eine Doula wird niemals eine Hebamme ersetzen können“

Im Gegensatz zur Hebamme verfügt sie aber über keine medizinische Ausbildung und keine Kompetenzen mit entsprechender Verantwortung. „Das heißt, eine Doula wird niemals eine Hebamme ersetzen können. Und das ist auch ein Grund, warum ich keine Alleingeburten betreue“, erklärt Blindert.

Zurück zur tiefenentspannten Geburt: „Wenn wir mal ins Tierreich gucken: Die ganzen Mütter, die gebären, die sind dabei völlig in sich ruhend. Schafe, Kühe, Pferde. Das ist der natürliche Zustand, um zu gebären, denn wenn man angespannt ist, arbeitet man gegen seinen Körper und hindert somit die Gebärmutter daran, ihren Job zu machen“, sagt die 32-Jährige.

Das Bild zeigt Kerstin Blindert, die ein Armband mit der Aufschrift „Doula“ in die Kamera hält.

Als Dienerin der Frau versteht sich eine Doula. Kerstin Blindert will so etwas wie die beste Freundin sein.

Die entsprechenden Entspannungsmethoden, die Blindert in ihrem Hypnobirthing-Kursus unterrichtet, müsse man aber üben. „Eine entspannte Geburt fällt keinem in den Schoß. Idealerweise fängt die Frau zur Mitte der Schwangerschaft an, sich mental auf die Geburt vorzubereiten“, so die Kirchheimerin.

Das Ganze gehe weit über die klassische Atemübung im Vorbereitungskursus hinaus. Auch Entspannung sei, so Blindert, mitunter hartes Training. „Wenn ich jemandem sage, leg dich hin und entspann dich doch mal – das ist gar nicht so einfach“, sagt die zweifache Mutter, die vor ihrem Doula-Dasein bereits Fitnesskurse für Mamas mit Baby oder auch Rückbildungskurse samt Krabbelgruppe angeboten hat.

Hausgeburt des zweiten Kindes war schmerzfrei

Das Einzige, das in ihrem Portfolio noch gefehlt habe, sei die Doula-Tätigkeit gewesen. „Meine Schwangerschaftsfitness- und Entspannungskurse machen mir immer Spaß, weil ich dort schon versuche, die Mamas positiv auf die Geburt ihres Babys einzustimmen.“ Die Devise laute „Bock zu gebären“ – anstatt Angst vor diesem großen Ereignis zu haben. „Ich selbst habe zwei absolut tolle Geburten erlebt und genau das wünsche ich mir für alle Frauen“, sagt Blindert.

Die Hausgeburt ihres zweiten Kindes sei tatsächlich schmerzfrei gewesen. „Ich habe auch nicht geglaubt, dass das möglich ist“, gesteht die Kirchheimerin: „Das ist aber nichts, womit ich werbe, weil jeder das anders erlebt. Schmerzempfinden ist sehr individuell.“

Ich bin so ein bisschen wie die beste Freundin während Schwangerschaft und Geburt.
Kerstin Blindert

Ihre Rolle als Doula sieht sie als „mentale, emotionale und seelische Geburtsbegleitung“. 14 Tage rund um den errechneten Termin befindet sich die Kirchheimer Doula in Rufbereitschaft. „Ich komme dann zu den Frauen nach Hause oder wir treffen uns direkt in der Klinik“, sagt sie. Zu diesem Zeitpunkt habe man sich aber natürlich schon kennengelernt und Bedürfnisse abgesteckt. „Ich bin so ein bisschen wie die beste Freundin während Schwangerschaft und Geburt“, sagt Blindert.

Und die kümmere sich eben auch um die größten Sorgen der werdenden Mütter: „Viele haben Angst vor den Schmerzen oder dem Kontrollverlust, aber auch Sorgen um den Partner bei der Geburt spielen eine Rolle.“

Eine Doula kann nicht nur eine Unterstützung für die werdenden Eltern sein, sondern auch für das Klinikpersonal. Was ihr, so Blindert, wichtig sei: niemals besserwissend oder gar belehrend wirken. „Ich werde mich niemals gegen die Entscheidungen von Hebammen oder Ärzten stellen, den Frauen Ratschläge geben oder irgendetwas vorgeben, sondern sie mental in ihren Entscheidungen bekräftigen und ihnen nicht von der Seite weichen.“

Im Idealfall müsse sie aber gar nicht groß unterstützen. „Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass alles, was es braucht, um ein Kind auf diese Welt zu bringen, in der Frau selber liegt und dass man gar nicht so viel Hilfe von außen braucht. Wenn aber Unterstützung benötigt wird, bin ich da, dann veratme ich auch gerne jede Welle mit.“ Eine Doula, sagt sie, könne die Geburtsdauer im Idealfall um bis zu 25 Prozent reduzieren und die Notwendigkeit von Schmerzmitteln oder PDA um bis zu 60 Prozent.


Eine Doula kostet 999 Euro

Die Kirchheimerin Kerstin Blindert bietet ihre Kurse bald in Euskirchen an der Gansweide an. Zum 3. August zieht sie aus der Alten Tuchfabrik ins Zentrum. Für ihre Doula-Tätigkeit nimmt die 32-Jährige 999 Euro. Der Betrag schließt die Teilnahme an einem Hypnobirthing-Kursus ein.

Der Preis orientiere sich an Angeboten, auf die sie gestoßen sei. Inkludiert seien zudem drei Kennenlerntreffen, 28 Tage Rufbereitschaft und 18 Stunden Begleitung rund um den errechneten Geburtstermin, erklärt sie. Ab August hat Kerstin Blindert ihr Studio an der Gansweide 5 in Euskirchen.