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AusstellungStadtmuseum Euskirchen zeigt wunderschöne Fotos, die aber nachdenklich machen

Lesezeit 4 Minuten
Dr. Heike Lützenkirchen und Maja Kützemeier stehen vor einem Satellitenbild, das die Terrassen zeigt.

Über Jahrhunderte lang wurden im Lösshochland in Bashang (China) weite Landstriche mit Terrassen überzogen, auf denen Ackerbau betrieben wird. Dr. Heike Lützenkirchen (l.), Leiterin des Stadtmuseums Euskirchen, und Kuratorin Maja Kützemeier stellten die Ausstellung vor.

Auch zwei Luftbilder von Euskirchen werden in der Sonderausstellung „Human Footprint. Menschliches Handeln im Satellitenbild“ gezeigt.

Von oben sieht alles anders aus. Auf den ersten Blick vielleicht noch faszinierend, dann aber macht der Anblick doch nachdenklich.

In den 38 Fotos, die von Samstag (22. März) an im Stadtmuseum Euskirchen zu sehen sind, fügen sich Farben und Strukturen zu einer verführerischen Ästhetik, die womöglich zunächst den Gedanken verdrängt, worauf diese Sonderausstellung aber auch hinweisen möchte: nämlich auf den Fußabdruck, den die Menschheit mit Eingriffen in die Natur hinterlässt. Oder vielleicht auch an einigen Stellen hinterlassen muss, um eine rasant steigende Weltbevölkerung versorgen zu können?

Ausstellung in Euskirchen zeigt, wie die Menschheit in die Natur eingreift

„Human Footprint. Menschliches Handeln im Satellitenbild“ ist die Ausstellung denn auch überschrieben. Sie geht aus dem gleichnamigen Bildband der Firma eoVision in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Haus der Natur hervor. 38 hochauflösende und großformatige Fotos, aus 480 bis 680 Kilometern Höhe aufgenommen, zeigen die Schönheit der Erde, aber auch ihre Verwundbarkeit.

„Die Fotos dokumentieren die starke Ausbreitung der Städte, die tiefgreifenden Spuren von Bergbau und Landwirtschaft, Massentourismus und Verkehr sowie den enormen Aufwand für die Bereitstellung von Energie“, beschreibt Kuratorin Maja Kützemeier die Themenfelder der Ausstellung. Wobei die Bereiche naturgemäß ineinandergreifen: Wenn sich viele Menschen an einem Ort ansiedeln, hat das natürlich Auswirkungen auf den Verkehr, die Energieversorgung und die Landwirtschaft.

Dr. Heike Lützenkirchen und Maja Kützemeier vor dem Bild, das die Mine zeigt.

Was mag wohl aus Detoie (Botswana) werden, wenn alles Diamant dort abgebaut sein wird?

Künstlich und am Reißbrett geplante Wohngebiete, etwa in Weston (Florida) oder die aufgeschütteten Inseln für Luxusimmobilien in Katar, gehören genauso dazu wie Areale der Energiegewinnung, etwa eine Erdöl-Anlagen in der Wüste Saudi-Arabiens.

Aber auch die Zunahme der erneuerbaren Energien findet auf den Bildern Niederschlag, indem Windkraft- und Solaranlagen gezeigt werden. „Auch sie greifen in die Landschaft ein“, erläutert Museumsleiterin Dr. Heike Lützenkirchen: „Aber nicht so massiv und so nachhaltig wie der Abbau fossiler Rohstoffe.“

Auch der Zuwachs erneuerbarer Energien wird dargestellt

Was aber dürfte einmal aus dem Gebiet in Detoie (Botswana) werden, wenn dort all die Diamanten aus der Erde geholt sein werden? Noch bietet das Satellitenbild auf den ersten Blick ein faszinierendes Farbenspiel aus Terrakotta und Türkis mit kleinen mattgrünen Einsprengseln. Nur beim näheren Hinsehen werden Sperrzäune rund um den Krater sichtbar.

Was macht der Mensch mit der Erde? 15-spurige Autobahnen, die sich durch Los Angeles winden, der riesige Flughafen von Atlanta mit seinem immensen Landverbrauch, den es offenkundig braucht, um die meisten Passagiere weltweit in die Luft zu schicken oder landen zu lassen – das alles zeigen die Fotos eindrucksvoll.

Dennoch sollen die Bilder von oben sich nicht zu einer Ausstellung von oben herab summieren. Den erhobenen Zeigefinger lassen die Initiatoren wohltuend in der Tasche. Sie lassen stattdessen die Bilder für sich sprechen. „Sie sollen Informationen bieten“, sagt Lützenkirchen. Welche Schlüsse die Betrachter daraus zögen, bleibe ihnen überlassen.

Bilder von begradigten Flüssen wecken Gedanken an Flutkatastrophe

Wer aber die begradigten Flüsse auf den Bildern von Florida oder China sieht, mag beim Blick aus einem der Museumsfenster zumindest indirekt einen Zusammenhang entdecken: Dort wird gerade das City-Forum abgerissen, das durch die Flutkatastrophe 2021 unbrauchbar wurde.

Hier war eine Flussbegradigung keine direkte Ursache, aber nicht umsonst werden Flüsse wieder kurvenreicher geformt, um die Fließgeschwindigkeit des Wassers bei Starkregenereignissen zu reduzieren.

Es werden aber auch Entwicklungen gezeigt, die so düster nicht sind. Als lokales Highlight hängen zwei Luftbilder von Euskirchen an der Wand, eines von 1937, eines von 2022 (dabei handelt es sich nicht um Satellitenbilder). Und siehe da: Die Stadt hat offenkundig nichts an Wald und Forst eingebüßt.

Zwar sind die Wohn- und Industrieanteile gewachsen – aber wie sollte das auch anders sein bei einem Bevölkerungswachstum von damals 15.792 Menschen in der Kernstadt auf 31.854 im Jahr 2022? Auch die Landwirtschaft setzt sich inzwischen aus weniger, dafür aber größeren Parzellen zusammen. Auch das zeigen die Bilder von oben in dieser eindrucksvollen Ausstellung.


Zu diesen Zeiten ist die Ausstellung im Stadtmuseum Euskirchen zu sehen

Die Ausstellung „Human Footprint. Menschliches Handeln im Satellitenbild“ ist von Samstag, 23. März bis Sonntag, 1. September, im Stadtmuseum Euskirchen, Wilhelmstraße 32-34 zu sehen. Die Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 15-18 Uhr, Sonn- und Feiertage 11-18 Uhr. Nach Vereinbarung sind auch Führungen durch die Ausstellung für private Gruppen und Schulklassen, auch außerhalb der Öffnungszeiten, möglich. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Stadtmuseums.