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EuskirchenGroßer Toiletten-Mangel – Restaurants und Cafés sollen WCs zur Verfügung stellen

Lesezeit 3 Minuten
Die öffentliche Toilette auf dem Annaturmplatz in Euskirchen.

Die öffentliche Toilettenanlage auf dem Annaturmplatz gehört zu den wenigen ihrer Art in Euskirchen.

Die Stadtverwaltung Euskirchen hat einen Vorschlag unterbreitet, um den Mangel an öffentlichen WCs zu beenden.

Die Stadtverwaltung will den immer wieder beklagten Mangel an öffentlichen WC-Anlagen in der Euskirchener Innenstadt beheben. Gelingen soll dies, indem möglichst viele Gastronomiebetriebe ihre Toiletten für jedermann zugänglich machen, also auch Menschen, die nicht bei ihnen zu Gast sind – und das, ohne Gebühren zu erheben.

Lokale bekämen städtische Zuschüsse für Reinigung der WCs

Mit diesem Vorschlag wartete die Verwaltung jetzt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften auf. Sie will außerdem prüfen, ob es möglich ist, die Zahl von barrierefreien Sanitärräumen für Menschen mit Behinderung zu vergrößern. Bei den Politikerinnen und Politikern kam das Vorhaben gut an.

Restaurants und Cafés, die sich beteiligen, sollen für Instandhaltung und Reinigung ihrer Toiletten von der Stadt einen Zuschuss erhalten. Das Konzept sieht vor, dass die Gastronomieunternehmen mit Aufklebern am Eingang auf das Angebot aufmerksam machen.

Piktogramme lassen je nachdem erkennen, ob das WC barrierefrei erreichbar ist oder ob zusätzlich ein Wickeltisch bereitsteht. Die teilnehmenden Betriebe sollen auf Flyern, Plakaten und in einer App aufgelistet werden.

Vorteil für die Betriebe: Passanten werden zu potenziellen Kunden

Fachbereichsleiter Jan-Christoph Neitscher berichtete im Ausschuss von einer Berechnung, wonach die Ausgaben der Stadt im ersten Jahr bei etwa 16 000 Euro lägen, in den Jahren danach bei jeweils rund 12.600 Euro. Im Gegenzug bräuchte sie kein Geld für den Bau und die Wartung eigener WC-Anlagen aufzuwenden. Das Modell werde schon in vielen Städten und Gemeinden praktiziert, erklärte Neitscher.

Er verwies auch auf einen möglichen Vorteil für die Betriebe: Passanten, die wegen eines Toilettenbesuchs in ein Ladenlokal kämen, seien gleichzeitig potenzielle Kunden. Die Verwaltung versucht bereits, über die städtische Wirtschaftsförderung und den Stadtmarketing-Verein Zeus Gastronomen und andere Gewerbetreibende zu finden, die zur Teilnahme bereit sind.

Die ersten Gespräche seien positiv verlaufen. „Wir sind froh, dass die Dringlichkeit des Themas erkannt worden ist“, sagte Dr. Simone Galliat (Bündnis 90/Die Grünen), deren Fraktionssprecherin Dorothee Kroll das nun von der Verwaltung präsentierte Konzept schon im Dezember dieser Zeitung vorgestellt hatte, und zwar unter Hinweis auf die Initiative „Nette Toilette“.

Passanten urinierten an SPD-Parteihausfassade

CDU-Chef Klaus Voussem forderte die Verwaltung auf, „ordentlich die Werbetrommel zu rühren, um ein flächendeckendes Angebot an öffentlichen Toiletten zu schaffen“. Die von Neitscher genannten Kosten seien nicht trivial, von der Stadt betriebene Anlagen „wären aber ungleich teurer“.

Michael Höllmann, SPD-Fraktionsvorsitzender, illustrierte das bestehende Problem mit einem Erfahrungsbericht: Am Rande des Rosenmontagszugs habe man mehrfach Leute davon abhalten müssen, „an die Fassade unseres Parteihauses zu urinieren“. Höllmann weiter: „Einige taten es trotzdem.“

Roger Morr (FDP) sagte: „Wir unterstützen den Vorschlag der Verwaltung, gehen aber noch einen Schritt weiter.“ Die Stadt solle am Bahnhof für die vielen Pendler „eine ordentliche Toilettenanlage“ bauen. Er brachte dafür eine selbst reinigende Variante ins Spiel, die ohne teures Service-Personal auskomme: „So etwas gibt es in den USA an jeder Autobahnraststätte.“


Öffentliche barrierefreie WC-Anlagen im Stadtzentrum

Die Euskirchener Verwaltung hat eine Liste der öffentlichen barrierefreien Toilettenanlagen in der Innenstadt veröffentlicht. Die Standorte:

  1. WC-Anlage auf dem Annaturmplatz (durchgängig geöffnet)
  2. Rathaus, Kölner Straße 75 (geöffnet Mo., Mi. und Fr. von 8.30 bis 12.30 Uhr; Di. und Do. von 8.30 bis 16.30 Uhr)
  3. Altes Rathaus, Baumstraße 2 (behindertengerecht, Mo. bis Do. von 8.30 bis 16.30 Uhr, Fr. von 8.30 bis 12.30 Uhr.)
  4. Kulturhof, Wilhelmstraße 32-34, (behindertengerecht, Di. bis Fr. von 11 bis 18 Uhr, Sa. und So. von 11 bis 15 Uhr)
  5. Kaufhaus Galeria, Spiegelstraße 14 (Mo. bis Sa., 10 bis 19 Uhr)
  6. Restaurant Manufaktur, Berliner Straße 16 (Di. bis Fr. von 9 bis 18 Uhr, Sa. von 9 bis 22 Uhr, So. von 9 bis 14 Uhr)
  7. Anlage der Verkehrsgesellschaft SVE auf dem Bahnhofsvorplatz (durchgängig nutzbar nach Münzeinwurf und mit dem Euroschlüssel für Behindertentoiletten)

Die behindertengerechten Toiletten der SVE in den Parkhäusern Entenpfuhl und Spiegelstraße, seit der Flut 2021 außer Betrieb, sollen schnellstmöglich wiederhergestellt werden. Die Hinweisschilder wurden nie entfernt, obwohl die SVE dies vor Monaten ankündigte. (ejb)