Es war nicht das erste Mal, dass der Euskirchener mit der Justiz in Konflikt gekommen ist. Dennoch hat das Gericht Nachsicht mit ihm und gibt dem Cannabiszüchter eine letzte Chance.
Vor GerichtEuskirchener Cannabis-Züchter fliegt wegen zu lauter Musik auf
Laute Musik, die er in seiner Dachgeschosswohnung in der Euskirchener Innenstadt hörte, ist einem Hobby-Cannabiszüchter zum Verhängnis geworden. Er fiel auf, als nach einer Beschwerde wegen ruhestörenden Lärms am 30. Januar 2022 die Polizei bei ihm erschien.
Jetzt hatte der ungebetene Besuch für Boris K. (Name geändert) ein Nachspiel vor dem Euskirchener Schöffengericht. Es verurteilte den 35-Jährigen wegen Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge mit Waffen in einem minderschweren Fall sowie wegen unerlaubten Drogenbesitzes zu einem Jahr auf Bewährung.
Euskirchener: Verurteilung wegen Drogenhandels mit Waffen
Den Polizisten war in der Wohnung Cannabisgeruch in die Nase gestiegen. Er ging von einer Miniplantage im Hobbyraum aus, wo die Beamten sieben bis zu 1,20 Meter große Hanfpflanzen entdeckten.
Sie stellten die Pflanzen ebenso sicher wie bereits geerntete Cannabisblätter, Amphetamin sowie typische Drogenutensilien wie eine Waage und Schnellverschlusstütchen. Die Waage, die Tüten und eine Liste mit Namen samt Gramm-Angaben und Euro-Beträgen legten den Schluss nahe, dass K. nicht nur Cannabis züchtete, sondern auch verkaufte.
In der Nähe des Hobbyraums fand die Polizei zudem einen Baseballschläger und einen selbst hergestellten Tschako, was dem Angeklagten die strafverschärfende Verurteilung wegen Drogenhandels mit Waffen einbrachte. Der Polizeieinsatz beeindruckte K. offenbar nicht nachhaltig.
Jedenfalls stand er unter Cannabis-Einfluss, als er am 28. Juni in Euskirchen auf einem E-Scooter von einer Streife angehalten wurde. Er habe nicht gewusst, dass Scooter-Fahren nach dem Konsum eines Joints verboten sei, sagte er einem Bericht der Polizei zufolge, deren Kontrolle auch geringe Mengen Cannabis und Amphetamin zutage förderte.
Angeklagter Euskirchener kam bereits mehrmals mit der Justiz in Konflikt
Boris K., seit zwei Jahren arbeitslos, ist für die Justiz kein unbeschriebenes Blatt. 2009 war er erstmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Wegen Diebstahls, Drogendelikten und Betrugs wurde er bis 2019 mehrfach zu Geldstrafen verurteilt. In den beiden Jahren danach kassierte er wegen Diebstahls und unerlaubten Betäubungsmittelbesitzes seine ersten Haftstrafen, deren Vollzug aber jeweils zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Da er unter laufender Bewährung erneut straffällig wurde, hätte er sich nicht wundern dürfen, wenn das Schöffengericht ihn diesmal ins Gefängnis geschickt hätte, wie der Vorsitzende Dr. Wolfgang Schmitz-Jansen betonte. Es entschied aber, ihm „die letzte Gelbe Karte“ zu zeigen, so der Richter: „Danach kommt Rot.“
Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, die 19 Monate auf Bewährung forderte (zehn mehr als Verteidiger Albert Stumm), hatte ebenfalls von der letzten Chance für den geständigen K. gesprochen. Er muss nun, so die Auflagen des Gerichts, regelmäßig zum Drogen-Screening, an Therapiemaßnahmen der Caritas teilnehmen und 100 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten.