Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Finanzprobleme in EuskirchenStadtwaldvinum stellt Insolvenzantrag

Lesezeit 3 Minuten

Euskirchen – Das Restaurant Stadtwaldvinum hat einen guten Ruf, wirft nach Angaben von Geschäftsführerin Christiane Pauli regelmäßig Gewinne ab – und hat trotzdem einen Insolvenzantrag gestellt.

„Frau Pauli war zu diesem Schritt gezwungen“, sagt der Mechernicher Rechtsbeistand Siegfried Müller, der vom Amtsgericht Bonn zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden ist, auf Anfrage dieser Zeitung.

Pauli und Müller gingen jetzt in die Offensive. Sie betonten, dass der Betrieb in dem Haus am Euskirchener Stadtwald wie gewohnt weiterlaufe. „Alle vertraglichen Verpflichtungen werden erfüllt. Das gilt auch – und das ist uns wichtig – für bereits gebuchte Veranstaltungen in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel“, erklärte der Rechtsbeistand.

14 Mitarbeiter beschäftigt

Sein Ziel sei es nun, das Unternehmen und insbesondere die Arbeitsplätze dauerhaft zu erhalten. Kündigungen werde er nicht aussprechen, sagte Müller nach einer Betriebsversammlung, die er am Dienstag einberufen hatte. Darin hätten alle 14 Mitarbeiter erklärt, weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen. „Die Gehälter der Mitarbeiter sind nach Absprache mit der Bundesanstalt für Arbeit über die Insolvenzgeldvorfinanzierung gesichert“, ergänzte Müller.

Wie kam es zu dem Insolvenzantrag der Stadtwaldvinum GmbH, wie das Unternehmen offiziell heißt? Nach Müllers und Paulis Darstellung war eine Steuerprüfung durch das Finanzamt Euskirchen für die Jahre 2009 bis 2013 der Auslöser. Das Finanzamt habe für besagten Zeitraum Umsätze ermittelt, die deutlich über den Zahlen aus den betreffenden Steuererklärungen und Jahresabschlüssen lägen. Müller: „Die Folge waren höhere Festsetzungen für Umsatz-, Gewerbe- und Körperschaftssteuer.“

Die Bescheide, die das Finanzamt erließ, enthielten Forderungen, die so hoch gewesen seien, dass die GmbH „nicht annähernd in der Lage war, sie zu erfüllen“. Das Steuerberatungsbüro des Unternehmens beantragte die Aussetzung der Vollziehung. Dies habe das Finanzamt aber abgelehnt, so der Rechtsbeistand.

Klage beim Finanzgericht

Deshalb sei Geschäftsführerin Christiane Pauli keine andere Wahl geblieben, als einen Insolvenzantrag zu stellen. Das Finanzamt wollte auf Anfrage keine Stellungnahme zu der Angelegenheit abgeben.Wie geht es nun weiter? Zum einen wird die Stadtwaldvinum GmbH Klage beim Finanzgericht einreichen – mit dem Ziel, dass die Nachzahlungsforderungen für nichtig erklärt werden. Zum anderen wird in absehbarer Zeit das Insolvenzverfahren eröffnet – „vermutlich im Dezember“, so Siegfried Müller.

Mit der Eröffnung würden die Gläubiger, darunter das Finanzamt Euskirchen, aufgefordert, ihre Forderungen anzumelden. Der Restaurantbetrieb könne unterdessen „ungestört weiterlaufen“, erklärte Müller. Das Insolvenzverfahren werde zeigen, ob eine Sanierung des Betriebs möglich sei. Eine denkbare Alternative bestehe darin, „einen neuen Rechtsträger zu finden, der das Unternehmen fortführt“, sagte Müller.

Er sprach von einem höchst ungewöhnlichen Fall: „Ich habe hier ein gesundes, gut funktionierendes Unternehmen vorgefunden. Die GmbH hat keine Kredite zu bedienen, die Bilanzen weisen regelmäßig Gewinne aus. Weil aber eine große Verbindlichkeit besteht, ist der Betrieb gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen.“