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Flohmarkt in EuskirchenSchnäppchenjäger stehen früh auf – Platzmangel an den Ständen

Lesezeit 4 Minuten

Euskirchen – Der Wecker klingelt früh – sehr früh. Das Auto ist zu diesem Zeitpunkt bereits gepackt. Die randvolle Thermoskanne und der rote Korb finden aber noch auf dem Beifahrersitz Platz.

Um vier Uhr beginnt für Britta Brölingen das Abenteuer Trödelmarkt. Für die 38-jährige Euskirchenerin ist der Flohmarkt in den Erftauen eine Premiere – zumindest als Verkäuferin. „Ich bin leidenschaftliche Trödelmarktbesucherin, aber selbst einen Stand aufgebaut, das habe ich noch nie“, sagt sie und stellt dabei ein Zebra aus Pappmasche auf den Tapeziertisch, den sie sich bei ihren Eltern geliehen hat. Obwohl es eine Premiere ist, wirkt alles recht routiniert. Die Bücher kommen vor den Tisch in eine Kiste, der Schmuck in eine kleine Dose auf den Tisch. Genaue Preisvorstellungen hat sie sozusagen auch: „Alles Verhandlungssache“, sagt die Hobby-Trödlerin lachend.

Emsiges Treiben in den Erftauen

Als es hell wird, herrscht in den Erftauen schon emsiges Treiben. Alle paar Meter stehen Autos, die Heckklappe offen. Es wird ausgeräumt und aufgebaut, die ersten Verhandlungen werden geführt und Geschäfte gemacht. Ein Buch für 50 Cent, eine Sandmännchen-Spieluhr für vier Euro.

Auch Britta Brölingen macht schon beim Aufbau das erste kleine Geschäft. Ein Armreif geht für 1,50 Euro über den Tapeziertisch. Doch wo kommt der ganze Kram eigentlich her? „Ich bin bei meinem Freund eingezogen und habe dafür einen 160-Quadratmeter-Haushalt aufgelöst, der zum Großteil nun in den knapp 80 Quadratmetern Wohnfläche mitten in Euskirchen seinen neuen Platz findet“, erklärt sie lächelnd. Klar, dass die Umzugskisten irgendwann aus allen Nähten platzten.

Was keine neue Heimat in Euskirchen gefunden hat oder nicht auf dem Sperrmüll gelandet ist, soll nun verkauft werden. Auch wenn die 38-Jährige gar nicht so recht weiß, wo sie alle Verkaufsgegenstände überhaupt unterbringen soll, die sie feilbieten will.

Es herrscht allgemein ein Platzproblem bei den mehreren Hundert Händlern. Daran ändert auch der erste Verkauf von Trödelmarkt-Nachbarin und Freundin Andrea Schmickler nichts. Ein paar alte Fußballschuhe wechseln für sieben Euro den Besitzer. Wie die meisten Händler an diesem Morgen, hat auch sie Platzmangel. „Ich weiß gar nicht, wo ich alles hinstellen, hinlegen oder sonst was soll“, sagt die Euskirchenerin, die kurzerhand die mitgebrachten Gesellschaftsspiele aufeinanderstapelt.

Sandra Jahn hat zu diesem Zeitpunkt schon die Standgebühr für ihre drei Meter raus. Eine Frau hat der Friseurin eine komplette Umzugskiste mit Tupperware abgekauft. Das Falten der mitgebrachten Klamotten lässt sie bald sein. „Die Leute wollen wühlen und suchen. Gefaltet schreckt irgendwie ab“, sagt die junge Mutter.

Schnell wird an diesem Morgen klar, dass der Spaß an der Sache das Wichtigste ist. „Man muss am Verkaufen genauso viel Spaß haben wie am Kaufen“, sagt Brölingen. Sie selbst freue sich immer, wenn sie ein Schnäppchen mache. „Wenn ich merke, dass jemand an meinen Sachen Spaß hat, dann gebe ich sie gerne ab. Auch wenn Abschied nehmen echt schwerfällt“, so die Grafikerin. Auf den drei Metern Verkaufsfläche liegen und stehen viele Erinnerungen. Und die sind mitunter heiß begehrt.

Schnäppchen macht man am frühen Morgen

Der frühe Vogel fängt in den Erftauen nicht nur den Wurm, sondern macht auch die besten Schnäppchen. Dieter Kleist ist extra aus Aachen gekommen, um während des Sonnenaufgangs zu verhandeln und zu kaufen. Eine Lederjacke, ein alter Schulranzen, Spielzeug, eine Schallplatte von Karel Gott und eine Öllampe packt er nach einer Stunde in sein Auto. „Ich war erfolgreich, es hat sich gelohnt und ich habe insgesamt weniger als 15 Euro bezahlt“, so der Schnäppchenjäger, der das Ambiente der Erftauen lobt.

Sammler und Schnäppchenjäger, Secondhand-Käufer und Haushaltsauflöser – sie alle treffen sich an diesem Morgen entlang der Erft zwischen Kölner Straße und Erftstraße. Manche verkaufen an ihren Ständen Erinnerungen aus vergangenen Jahrzehnten. Andere haben sich spezialisiert. Hans-Dieter Rohde zum Beispiel verkauft nur alte DVDs und Computerspiele. „Das funktioniert gut. Gerade die Spiele aus den Anfängen der Computerzeit gehen richtig gut“, freut sich Rohde über die gut gehenden Geschäfte.

Auch Britta Brölingen ist am Ende des Tages zufrieden, auch wenn nicht alles verkauft worden ist. Das Zebra aus Pappmaché aber ist weg: für fünf Euro und als „Giraffe“. „Die Frau hat sich nicht davon abbringen lassen, dass es eine Giraffe ist“, lacht Brölingen. Nebenan bei Andrea Schmickler wird die Käuferin ebenfalls fündig. Schmickler verkauft ihr ebenfalls ein Zebra als Giraffe – und macht sie damit glücklich.