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Hauptschule in KuchenheimWehmut vor dem letzten Unterrichtstag

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Die heutige 7a – hier mit Rektor Thomas Müller und Lehrerin Anna Kuhlmey – ist die letzte Eingangsklasse, die an der Schule gebildet wurde.

Euskirchen-Kuchenheim – Wieder verschwindet eine Euskirchener Hauptschule von der Bildfläche. Nach der Nordschule in der Kernstadt, die 2011 schloss, wird nun die Joseph-Emonds-Schule in Kuchenheim aufgelöst. Am Freitag, 4. Juli – knapp 46 Jahre nach der Eröffnung –, ist der letzte Unterrichtstag. In der Kreisstadt wird es dann nur noch eine Hauptschule geben, die Georgschule, die mittelfristig allerdings ebenfalls geschlossen werden soll.

Der Grund dieser Entwicklung: Die Anmeldezahlen sinken seit Jahren. Die Hauptschule ist in Euskirchen ein Auslaufmodell. Die Stadt reagierte darauf mit der Gründung der Gesamtschule, die nach den Sommerferien den Betrieb aufnimmt.

1968 an den Start

Die Joseph-Emonds-Schule bildete letztmalig 2011 eine Eingangsklasse. Seither ist die Schülerzahl jedes Jahr geschrumpft. Im laufenden Schuljahr wurden noch acht Klassen unterrichtet. Die Kinder, die 2011 aufgenommen wurden, sind jetzt in der 7a. Hinzu kommen jeweils zwei Achter- und Neuner- sowie drei Zehnerklassen. Alles in allem knapp 200 Schüler.

Am 9. August 1968 war die Hauptschule, die zunächst in der heutigen Kuchenheimer Grundschule untergebracht war, mit 601 Schülern an den Start gegangen. Sie kamen zum allergrößten Teil aus den Dörfern, die zur damaligen Amtsgemeinde Kuchenheim gehörten. Da das Gebäude zu klein war, wurden die fünf Fünferklassen nach Kirchheim ausgelagert. So notierte es Gründungsrektor Alois Orthen in der Schulchronik. Seine Nachfolger hießen Hermann Schwarzer (1978-90), Dirk Sina (bis 2003) und Rosemarie Kalscheuer (bis 2008). Anschließend übernahm Thomas Müller die Regie. Zunächst war er kommissarisch im Amt, 2010 wurde er Rektor, jetzt müssen er und seine Konrektorin Katharina Ullrich den Schulbetrieb abwickeln. Gleichzeitig ist Müller (46) mit einer halben Stelle kommissarischer Leiter der neuen Gesamtschule Euskirchen. „Hier in Kuchenheim haben Generationen von Schülern gelernt. Es ist ein beklemmendes Gefühl, wenn nur noch wenige Schultage vor einem liegen“, sagt er.

In dem Gebäude, das die Schule 1972 bezog, geht es momentan recht ruhig zu. Die Zehnerklassen sind schon entlassen, die Achter absolvieren Praktikumswochen. Das Gros der 120 Schüler aus den jetzigen Stufen sieben bis neun wird zur Georgschule wechseln, alle verbliebenen Lehrerinnen und Lehrer wissen, wo sie künftig arbeiten. Das Kollegium besteht nur noch aus zwölf Leuten. Auch daran lässt sich ablesen, in welch dramatischer Weise die Hauptschule an Zulauf verloren hat.

Gespräche über die Zukunft

„Das Anmeldeverhalten der Eltern hat nichts mit der Qualität der Arbeit zu tun, die auch an dieser Schule über Jahrzehnte hinweg geleistet wurde“, sagt Müller, der selbst am 13. Mai 2011 („das war ein Freitag“) vom bevorstehenden Ende der Schule erfahren hatte. Seither hat er mit etlichen Eltern Gespräche über die Zukunft jener Schülerinnen und Schüler geführt, die ihren Abschluss nicht mehr in Kuchenheim machen können. Sie müssen sich nun an eine neue Umgebung, an andere Lehrer und Mitschüler gewöhnen.

Ihr Abschiedsfest haben die 200 übrig gebliebenen Schüler schon hinter sich: Sie fuhren auf Einladung des Fördervereins ins Phantasialand. Die Lehrer, ehemalige wie aktuelle, trafen sich am Dienstag, um ihre Zeit in Kuchenheim Revue passieren zu lassen. Mit dabei war Regine Ruberg, die von 1974 bis 2009 an der Hauptschule unterrichtete und noch heute Kollegen bei naturwissenschaftlichen Projekten unterstützt. „Die Schule hier war für mich Heimat“, sagt sie. „Das ist bald endgültig vorbei – da kommt Wehmut auf.“