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Heimatkult der NationalsozialistenKaum einer wollte Eifel-Tracht

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Die typische Kleidung der Eifeler wurde von den Nazis umgedeutet und plagiiert.

Euskirchen – „Glanz und Grauen“, die Ausstellung im Industriemuseum Kuchenheim, befasst sich mit der Mode während der Zeit des Nationalsozialismus. In einem akribisch recherchierten Vortrag fügte Dr. Reinhold Weitz den beiden Schlagwörtern aus dem Titel ein drittes hinzu: Gewohnheit. Was trug man im Alltag, und wie wurde die Kleidung ideologisch aufgeladen? Weitz referierte im Industriemuseum über Mode und Volkstum während der Nazi-Zeit und legte dabei besonderes Augenmerk darauf, wie die Eifeler Heimweberei von den Nationalsozialisten instrumentalisiert wurde, um dem bodenständigen deutschen Heimatkult eine Mode zu geben.

Die Ansätze, derer sich die NS-Politiker bedienten, existierten schon vorher. In der Heimatschutzbewegung, die es seit 1912 gab, versuchten Konservative einen auf Landschaft und Natur basierenden Gegenpol zur Großstadtkultur zu schaffen. Darin engagierte sich beispielsweise auch der Eifelverein. Weitz stellte zwei Frauen vor, die die Heimweberei der Eifeler Bauern in den 20er-Jahren förderten und zu einer kleinen Renaissance führten. Während Else Pfefferkorn das eher mit künstlerischem Einschlag tat, förderte die Lehrerin Anna Droste Lehnert die Heimweberei aus pragmatischen Gründen: um der verarmten Landbevölkerung eine Möglichkeit zum Nebenverdienst zu verschaffen.

Diese Ideen wurden, so Weitz, von den neuen Machthabern gebraucht, ja missbraucht. So wurden die in Schalkenmehren unter der Förderung von Anna Droste Lehnert entstandenen Stücke zu einem Höhepunkt einer Ausstellung von Heimatkunst in den 30er-Jahren.

Eine Tracht im Sinne der Ideologie

Es wurde eine Eifel-Tracht entworfen, die nicht nur bäuerliche Kleidung sein sollte, sondern, so Weitz, „das Kleid der Eifel“ darstellte – eine Tracht, die im Sinne der Ideologie stand. Die Nachfrage nach dem Kleidungsstück ließ jedoch zu wünschen übrig.

Weitz erläuterte, wie der Vorsitzende des Eifelvereins, Landrat Dr. Schramm, versucht habe, die Nordeifel durch Förderung, Aufbau und Schutz der bäuerlichen Handwerkskultur zu einem kulturellen Zentrum aufzubauen. Gipfeln sollten diese Bemühungen in einer Gobelin-Manufaktur, die in Blankenheim entstehen sollte. Diese Bemühungen jedoch scheiterten, obwohl Schramm die Unterstützung des Künstlers Werner Peiner hatte, der in Kronenburg eine Malschule leitete und beim Nazi-Regime hoch im Kurs stand. Weitz sprach zudem über das Heim des Eifelvereins in Blankenheim, über die Heimweberei Hellenthal und Dahlemer Reichsschäferei, die ebenfalls in den NS-Jahren ideologisch umgedeutet wurden.

Die Heimweberei wurde künstlich propagiert als Teil der Mode des „dritten Reiches“. Dabei wurden jedoch nur Versatzstücke einer vorher bestehenden Kultur aufgegriffen.

„Sie war nicht authentisch“, so resümierte Weitz über diese Mode. Die von den Nazis künstlich zur Heimatkultur stilisierten Stücke blieben schlussendlich Plagiate.