Premiere für jungen Schlagzeuger beim Jubiläumskonzert: Das Mandolinenorchester Kuchenheim feierte sein 100-jähriges Bestehen.
JubiläumskonzertPublikum blieb dem Mandolinenorchester Kuchenheim über 100 Jahre treu
Ein letztes Mal atmete Moritz tief durch und sammelte allen Mut zusammen, bevor er mit seinen Orchesterkollegen die Bühne in der Aula der Marienschule betrat. Zum ersten Mal nahm der Zehnjährige am Samstag an der Seite seines Musiklehrers Andreas Wohlfahrt am Schlagzeug Platz, um vor Hunderten Besuchern das Jubiläumskonzert des Kuchenheimer Mandolinenorchesters einzuleiten.
„Ich habe Moritz selten so motiviert gesehen. Seitdem er weiß, dass er an diesem Auftritt teilnehmen kann, hat er jede freie Minute am Schlagzeug verbracht“, berichtete Vater Ulrich Blum lachend, der ebenso wie Moritz' Großvater, Großmutter, Onkel und Tante zum Orchester gehörte. „Es macht richtig Spaß, neue Lieder kennenzulernen und mit den anderen Musik zu machen“, stimmte Moritz zu. „Ich bin zwar ziemlich nervös, freue mich aber auch, vor so vielen Leuten spielen zu können.“
100. Vereinsgeburtstag mit zwei Jahren Verspätung gefeiert
Diese Freude teilten auch die übrigen Mitglieder des Mandolinenorchesters, die am Samstag mit zweijähriger Verspätung endlich das 100-jährige Bestehen ihres Ensembles feiern durften. „Leider hat die Pandemie und der Tod meines Vaters, der das Orchester 49 Jahre lang geleitet hat, die Feier bislang unmöglich gemacht“, erklärte Claudia Meixner, die als Vorsitzende die Moderation des Abends übernahm.
„Nach langer Bedenkzeit und dem Zuspruch der Musikerinnen und Musiker habe ich mich entschlossen, das Lebenswerk meines Vaters weiterzuführen, obwohl die Fußstapfen, in die ich trete, wirklich sehr groß sind.“ Viel habe sich in den mittlerweile 102 Jahren seit der Gründung des Orchesters geändert, betonte die Vorsitzende in ihren einleitenden Worten zur Jubiläumsfeier.
„Im Januar 1921 wurde der Mandolinenclub unter dem Namen Alpengrün Cuchenheim von 17 Mitgliedern, darunter auch mein Großvater, in der Gaststätte Metternich gegründet. Damals haben die Mütter der Musiker die getragenen Wadenstrümpfe allesamt selbst gestrickt, und Noten lesen konnte kaum jemand“, so Meixner.
Ulrich Bleck ist stolz auf die Leistungen seiner Musiker
Besonders letzteres sei in der heutigen Zeit und bei der stetig wachsenden musikalischen Qualität völlig undenkbar, betonte Ulrich Bleck, der 2006 die Leitung des Ensembles übernommen hat. „Was die Musikerinnen und Musiker in all dieser Zeit geleistet haben, ist wirklich großartig. Wir sind mittlerweile mit unserem Repertoire sehr breit aufgestellt, und das Niveau, auf dem wir spielen, macht mich sehr stolz.“
Auch sei das gesamte Team selbst in Krisenzeiten wie der Pandemie und dem Tod ihres langjährigen Leiters Hans Fellbach noch enger zusammengewachsen. „Als wir während Corona nicht proben konnten, ist niemand bequem geworden. Alle haben die gemeinsamen Abende vermisst und dem nächsten Auftritt entgegengefiebert.“
Euskirchener Publikum belohnte das Mandolinenorchester mit Jubelrufen
Auch das Publikum in der Aula der Marienschule ließ seiner Freude über das Konzert des Mandolinenorchesters freien Lauf. Schon beim Betreten der Bühne wurden die Musikerinnen und Musiker mit lautstarkem Applaus willkommen geheißen, und jeder Vortrag wurde mit Jubelrufen belohnt.
Während die erste Konzerthälfte mit Werken wie dem Schwanensee oder Albert Ketèlbeys Stück „Auf einem persischen Markt“ eher klassische Lieder in den Fokus rückte, standen im zweiten Teil auch modernere Titel auf dem Programm. „Das Stück ‚You raise me up‘ kannte ich schon vorher, und das Lied finde ich wirklich super“, freute sich Schlagzeuger Moritz, der bei dem genannten Stück seine Bühnenpremiere feierte.
„Es ist für uns alle ein sehr bewegender Abend“, stimmte die Vorsitzende Claudia Meixner zu: „Wir haben diesem Tag lange entgegenfiebert und freuen uns, dass unsere Besucher uns trotz der Krisen der letzten Jahre die Treue gehalten haben und dass wir heute endlich wieder gemeinsam die Mandolinenmusik feiern können.“