Kloster Schweinheim bei EuskirchenDie Geschichte der Himmelspforte
Euskirchen – Kloster Schweinheim war viele Jahrhunderte lang ein Ort der Ruhe. Das ist heute (wenn man sich die derzeitige Baustelle wegdenkt) wieder so: Wo im Mittelalter Nonnen lebten, werden seit einigen Jahren Yoga und Meditation gelehrt.
Ein Seminarhaus bietet inmitten einer idyllischen Wald- und Wiesenlandschaft einen exklusiven Rahmen für Tagungen und Fortbildungen. Am Rande des Terrains plätschert der Steinbach, der Innenhof erinnert mit seinen bewachsenen Fassaden und dem runden Treppenturm an ein verwunschenes Schloss.
Die Geschichte des Hauses, das zwischen der Steinbachtalsperre und Schweinheim in der Gemarkung Kirchheim liegt, begann 1238. Bei dem Zisterzienserinnenkloster handelt es sich um eine Stiftung des 1180 geborenen Gottfried von Molenark, der sich Graf von Tomburg nannte.
Er trat mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern „unter Ablegung des Ordensgelübdes“ selbst in das Kloster ein und übertrug dessen Rechte dem Kölner Bischof.
Literatur aus drei Jahrhunderten gesichtet
So kann man es in einem Aufsatz nachlesen, den jetzt – 775 Jahre nach der Klostergründung – der Flamersheimer Heinz Lanzerath verfasst hat. Er hat dazu Literatur aus drei Jahrhunderten ausgewertet. Allerdings ist die Quellenlage recht dürftig, was mit den Folgen der Säkularisierung zusammenhängt:
Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1802 wurden „seine Besitzungen verkauft und seine Kostbarkeiten verschleudert“, schreibt Lanzerath, „Reste der Bibliothek und des Archivs befinden sich im Staatsarchiv Düsseldorf“.
Das Kloster trug den Namen „Porta Coeli“ (Himmelspforte), unterstand der geistlichen Leitung des Zisterzienserklosters Heisterbach und erfuhr schon kurz nach der Gründung einen raschen Aufschwung.
Der Besitz wuchs kontinuierlich, wohl deshalb, weil das Kloster überwiegend unverheiratete Töchter gut betuchter Landadeliger aufnahm, „wodurch es an reichen Mitgiften und gelegentlichen Zuwendungen nicht fehlte“, so Lanzerath, der sich schon seit mehreren Jahrzehnten mit der Geschichte der Sakralbauten in Flamersheim und Umgebung befasst.
Als Besitzungen des Klosters zählt der 78-Jährige unter anderem eine Mühle in Stotzheim, den Flamersheimer Münchhof und zwei Höfe in Palmersheim auf, ebenso Weinberge an der Ahr sowie Wiesen- und Ackerflächen. Nach der Auflösung wurde das Land im September 1803 versteigert.Die Herren von Tomburg hatten im Kloster „Porta Coeli“, zu dem früher auch eine Kirche gehörte, ihr Erbbegräbnis, also eine Art Familienfriedhof. „Es sollen sich dort viele schöne Grabsteine befunden haben, die aber alle verschwunden sind“, heißt es in der Chronik.
Viele Besitzer
Ein Teil der liturgischen Gegenstände ist dagegen der Nachwelt erhalten geblieben. Heinz Lanzerath verweist zum Beispiel auf ein Vortragekreuz, das sich heute in der Queckenberger Kirche St. Josef befindet, und auf Altäre, die bis 1907 in der romanischen Kirche in Kleinbüllesheim standen.
Auch andere sakrale Gegenstände fanden Verwendung in Pfarreien im Umland. Nach Schweinheim gelangten eine kostbare Pietà, fünf Messgewänder, sieben Chorbücher, eine Monstranz und vier Bilder. Bis auf die Bücher und die Pietà werden diese Objekte heute in der Flamersheimer Pfarrkirche aufbewahrt. Auch in Kirspenich und in Stotzheim befinden sich Messgewänder aus dem früheren Kloster im Steinbachtal.
Vom Ursprungsbau der „Himmelspforte“ sei nichts übrig geblieben, schreibt Lanzerath. Die Klostergebäude wurden Anfang des 18. Jahrhunderts gründlich zerstört und in den Jahren 1726 bis 1728 vollständig neu aufgebaut. Die Kirche soll um 1830 niedergerissen worden sein. Nach der Säkularisierung wechselte das Anwesen mehrfach den Eigentümer.
1816 gehörte es einem Pariser Bankier, liest man in dem Aufsatz. Anfang des 20. Jahrhunderts teilten sich mehrere Eigentümer den Komplex. 2005 kaufte ein Architekt das Gebäudeensemble.
Er begann mit umfangreichen Renovierungsarbeiten und machte aus dem ehemaligen Kloster einen schmucken Wohn- und Gewerbestandort.