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American FootballEuskirchener Mannschaft zielt auf erstes Pflichtspiel in zwei Jahren

Lesezeit 5 Minuten
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Wollen in Stotzheim ein Footballteam aufbauen: Kevin Stauber (v.l.), Wolfgang Vohsen, Florian Kosman und Dennis Höller.

Stotzheim – Touchdown, Euskirchen Lions! Bis die Footballmannschaft ihre ersten Punkte machen wird, werden zwar noch einige Monate vergehen, die Euphorie rund um den SW Schwarz-Weiss Stotzheim ist aber schon jetzt gigantisch. „Wir fühlen uns, als würden wir uns auf unseren ganz persönlichen Super Bowl vorbereiten, dabei bestehen wir aktuell nur auf dem Papier“, sagt Kevin Stauber schmunzelnd.

Der 20-jährige Zülpicher ist so etwas wie der Quarterback – der Spielmacher – im Hintergrund und Ideengeber für ein Projekt, dass es so seit 36 Jahren im Kreis Euskirchen nicht mehr gegeben hat. 1982/83 spielten die Schleiden Warriors für eine Saison in der zweiten Liga und kämpften in der Eifel um Yards, Touchdowns und Field Goals.

Mehr als drei Jahrzehnte später ist der Hype um die Sportart mit dem eiförmigen Ball wieder in der Eifel angekommen: Am 9. Oktober veröffentlichte Stauber auf Facebook seine Idee, eine Footballmannschaft gründen zu wollen. „Die Resonanz war überwältigend. Mehr als 50 Interessenten haben sich gemeldet“, sagt der 20-Jährige. Laut Stauber haben 35 potenzielle Spieler noch nie einen Football in der Hand gehalten, geschweige geworfen.

„Wir fangen bei Null an. Das wird eine Herausforderung, aber eine spannende. Wann hat man schon mal die Gelegenheit einen Verein von der Idee bis zum ersten Meisterschaftsspiel zu begleiten“, fragt der Zülpicher. Das erste Meisterschaftsspiel wollen die Euskirchen Lions erst in der Saison 2020/21 in der untersten Liga, der Verbandsliga, absolvieren. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, uns Zeit zu lassen“, sagt Florian Kosman. Der Weilerswister wird bei den Löwen vor allem für die Finanzen verantwortlich sein. „Wir brauchen ein Budget von etwa 50 000 Euro – beispielsweise für Trainingsequipment, Trikots und Spielfeldausrüstung“, sagt Kosman, der bereits bei den NFL-Klubs Dallas Cowboys und Seattle Seahawks hospitiert hat.

„Wir ziehen das auf jeden Fall durch“

Nicht eingerechnet in das Budget seien die 20 000 Euro, die die Schwarz-Weissen zusätzlich in den neuen Kunstrasenplatz investieren werden. „Wir werden einen Teil der nötigen Markierungen dauerhaft auf dem Kunstrasenplatz aufbringen. Zusätzlich müssen Vorrichtungen im Bereich der Fußballtore installiert werden, in die die beim Football notwendigen Field-Goal-Stangen gesteckt werden können“, erklärt Wolfgang Vohsen, Vereinsvorsitzender. Die Jungs, die Idee und die neue Abteilungen seien das aber allemal wert, sagt Vohsen. Neben Stauber und Kosman wird der Stotzheimer Dennis Höller die Lions im SW-Vorstand vertreten. Der 150 Kilo Koloss war zuletzt bei den Kerpen Bears und den Witterschlick Fighting Miners aktiv und will künftig in der Defensive der Euskirchen Lions auflaufen. „Ich arbeite bereits an den ersten Trainingsplänen und -inhalten“, sagt Höller, der zudem im Kontakt mit weiteren aktiven Spielern steht.

„Wir brauchen mindestens 35 Spieler, besser wäre ein 50-Mann-Kader“, berichtet der Stotzheimer, der zunächst die Übungseinheiten leiten wird. Eine feste Zusage eines Trainers gebe es zwar noch nicht, Interessenten aber einige. „Viele wollen abwarten, ob wir das wirklich durchziehen. Aber das werden wir auf jeden Fall“, sagt Stauber, der ein siebenköpfiges Gremium gegründet hat, um die Aufgaben bis zum ersten Meisterschaftsspiel auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

Casting für Spielpositionen

Wer am Ende welche Position spielen wird, sei völlig offen. „Es wird sicherlich auf eine Art Casting hinauslaufen. Wer nicht gut werfen kann, wird kein Quarterback sein können, dafür kann er auf anderen Position sehr wichtig sein“, erklärt Höller. Zudem sei es ungewohnt, ein Ball zu fangen, wenn man einen Helm trägt, da das Sichtfeld plötzlich ein ganz anderes sei. In den ersten Trainingseinheiten werde zudem vieles theoretisch besprochen, da die Regeln förmlich auswendig gelernt werden müssen, so der Experte.

Football ist Spektakel und gleichzeitig hochklassiger Sport. In Stotzheim soll es schon bald um Touchdowns gehen.

Vereinsname und -logo seien ganz bewusst so gestaltet worden, sagt Stauber: „Im Euskirchener Stadtwappen sind zwei Löwen, eine der Stadtfarben ist Gold. Daher lag der Löwe und seine Färbung nahe.“ Der Schriftzug „Euskirchen Lions“ beziehe sich in seiner Farbgebung (schwarz/weiß) auf die Vereinsfarben von Stotzheim, bei dem die Footballer eine sportliche Heimat gefunden haben. Das Interesse an der neuen Mannschaft sei so groß, dass sich sogar schon potenzielle Cheerleader gemeldet hätten, sagt Stauber. Darüber sei man sehr froh, wolle sich aber nicht in die Planungen einmischen. „Selbst bis zum ersten Testspiel vergehen ja noch ein paar Tage“, sagt der Zülpicher. SW-Chef Vohsen will auf jeden Fall Kontakt zur Stotzheimer Karnevalsgesellschaft Hardtburg aufnehmen: „Vielleicht ergeben sich mit der Showtanzgruppe Synergieeffekte.“

Parallel zum Aufbau der Seniorenmannschaft sollen auch mindestens ein Jugendteam aufgebaut und mehrere Schiedsrichter ausgebildet werden. „Die Jugendarbeit muss spätestens ein Jahr nach dem Spielbetrieb der Senioren am Start sein. Wir wollen es früher schaffen“, sagt Stauber. Das erste Training der Senioren findet am Mittwoch, 5. Dezember, um 19 Uhr auf dem Aschenplatz in Stotzheim statt.

Der American Football

Grundgedanke des American Footballs ist es, Raum zu gewinnen. Da ein Spielfeld (100 Yards) räumlich begrenzt ist, wird das Erreichen der Endzone mit Punkten belohnt. Punkte in unterschiedlicher Anzahl können auf verschiedene Weisen erzielt werden – beispielsweise durch einen Touchdown (6) und ein Field Goal (3).

Beim Touchdown wird der Ball in die Endzone getragen, beim Field Goal durch zwei Stangen in mindestens 3,6 Meter Höhe geschossen. Die Mannschaftsteile werden zwischen Offensive, Defensive und Spezialteams unterscheiden. Der Kader ist maximal 53 Spieler groß.

Die körperlose Variante des American Football wird als Flag-Football bezeichnet. Die U 15 des Clara-Fey-Gymnasiums wurde 2017 in Dormagen deutscher Meister im Flag-Football. Der Hauptunterschied zum American Football, der Sportart mit dem „braunen Ei“, ist, dass die Verteidigung den ballführenden Angreifer stoppt, indem sie ihm ein Fähnchen (Flag) aus dem Gürtel zieht. Dadurch fallen die harten Tacklings, der Körperkontakt, weg. Gespielt wird Flag-Football Fünf gegen Fünf. Beim American Football stehen sich elf Spieler gegenüber.

Was in den USA schon längst Volkssport ist, ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Der Fernsehsender ProSieben Maxx überträgt jeden Sonntag zwei Spiele live. Zudem wird auf www.ran.de eine weitere Partie gestreamt. Das Besondere an den Übertragungen: ein Kommentator und ein ehemaliger Spieler kommentieren die Partie gemeinsam .

Aktuell der bekannteste Spieler dürfte Quarterback Tom Brady sein. Der Akteur der New England Patriots hat bereits fünf Mal die Meisterschaft gewonnen, stand drei weitere Male im Endspiel um den Super Bowl. Brady ist mit dem brasilianischen Supermodel Gisele Bündchen verheiratet. (tom)