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Tetraguard Systems GmbHEuskirchener Unternehmen sorgt für digitale Sicherheit

Lesezeit 5 Minuten

Cyberkriminelle verschlüsseln Dateien und verlangen Lösegeld für die Freigabe.

Euskirchen-Stotzheim – Neun von zehn Unternehmen in Deutschland waren in diesem und im letzten Jahr von Angriffen durch Cyberkriminelle betroffen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der Digitalverband Bitkom unter mehr als 1000 Unternehmen quer durch alle Branchen durchgeführt hat.

Der jährliche Gesamtschaden, der der deutschen Wirtschaft durch Diebstahl, Spionage und Sabotage entstehe, belaufe sich auf 223 Milliarden Euro, teilt der Verband in einer Pressemitteilung mit. Damit sei die Schadenssumme mehr als doppelt so hoch wie in den Jahren 2018/2019, als sie noch 103 Milliarden Euro betrug.

Kampf gegen den unsichtbaren Feind

Der Einsatz sogenannter Ransomware (siehe „Hohe Lösegelder“) ist weit verbreitet, doch nicht nur für die kleinen wie großen Unternehmen ist sie eine ernste Bedrohung, auch für alle anderen Bürger im Land: Immer häufiger werden auch kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder Energieversorger Opfer derartiger Cyber-Angriffe.

Wirksame Mittel gegen die Attacken, die wirklich jeden treffen können, gibt es bislang wenige. Der Kampf gegen den unsichtbaren Feind, hinter dem meist organisierte, weltweit agierende Verbrecherbanden stecken, ist wenig erfolgreich. Was also tun?

Höchste Datensicherheit seit über 15 Jahren

Die Firma Tetraguard Systems GmbH schreibt sich bereits seit 15 Jahren die Gewährleistung des „Höchstmaßes an Datensicherheit“ auf die Fahnen. „Seit 2004 verschlüsseln wir“, erklärt Geschäftsführer Stefan Kistner. Als er das Unternehmen seinerzeit mit seiner Frau Beatrice Lange gegründet hat, ging es um die automatische Verschlüsselung von Daten, die widerrechtlich auf Wechseldatenträger wie etwa USB-Sticks kopiert wurden. „Das war damals etwas ganz Neues“, erzählt Kistner.

Das Team der Tetraguard Systems GmbH um Beatrice Lange und Stefan Kistner (l.).

Später gingen sie dazu über, nicht mehr ganze Festplatten zu verschlüsseln, sondern einzelne Daten, „was daran lag, dass früher oft mehrere Personen einen Laptop nutzten“, so der Softwareentwickler. Seither wurden die Datensicherheitslösungen für MS-Windows-Plattformen bei Tetraguard Systems immer weiterentwickelt. Im Mittelpunkt stehen die Verschlüsselungssoftware und ein sogenannter Sicherheitstoken zur eindeutigen Authentifizierung, ohne die die Verschlüsselung nicht zu lösen ist.

Datenschutz ohne Hintertür

Die Tetraguard Systems GmbH, gegründet 2004 in Troisdorf, machte sich mit der Entwicklung von Datensicherheitslösungen für die MS-Windows-Plattformen schnell einen Namen. Mittlerweile zählt das Unternehmen zu den führenden Ansprechpartnern in Europa, wenn es um digitale Sicherheit geht.

Hohe Lösegelder

Das englische Wort ransom heißt übersetzt Lösegeld. Bei Ransomware handelt es sich um Schadsoftware, mit der Cyberkriminelle Computersysteme entern und Daten komplett verschlüsseln und sperren, so dass der User keinen Zugang mehr hat. Die Opfer solcher Attacken sind meist Firmen, Verwaltungen, Institutionen, Industriebetriebe, aber auch Privatpersonen geraten ins Visier der Erpresser.

Meist werden millionenhohe Beträge gefordert, erst nach Zahlung werden die Daten wieder freigegeben. Oft drohen die Kriminellen zusätzlich mit der Verbreitung vertraulicher und sensibler Daten.

Um in ein System eindringen zu können, werden Phishing-E-Mails, technische Schwachstellen oder schwache Passwörter genutzt. Täuschend echte Bewerbungsmails oder DHL-Liefermeldungen verleiten dazu, Anhänge zu öffnen, so dass sich die Schadsoftware nach und nach im gesamten Netzwerk verbreiten kann. (hn)

Die Firma, die ihren Sitz mittlerweile in Stotzheim und Luxemburg hat, gehört zu den Gründungsmitgliedern des Encryption Europe, dem Branchenverband europäischer Unternehmen, der sich dafür einsetzt, die Verschlüsselung für alle einfach, nützlich und stabil zu machen, und zwar ohne jede Backdoor (Hintertür). Über eine solche Backdoor kann sich ein Angreifer nämlich leicht Zugang zu einem Computer verschaffen und beispielsweise wichtige Daten ausspionieren.

Bei der Entwicklung der Software wird bei der Tetraguard Systems GmbH konsequent auf den Einsatz von Fremdprodukten verzichtet. Die Token, Hardwarekomponenten zur Identifizierung, werden vor Ort gebaut. Dadurch wird sichergestellt, dass es keine in der Hardware versteckten Hintertüren für den Zugang zu den Daten gibt.

Das Unternehmen ist preisgekrönt. Es erhielt 2005 und 2007 den IT-Sicherheitspreis NRW, außerdem wurde Tetraguard Systems 2008 bis 2012 jeweils für den „Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert. 2014 freute sich die GmbH über den Innovationspreis von SPD und AGS, den Industriepreis und den Innovationspreis der Initiative Mittelstand.

Am Firmensitz in Euskirchen-Stotzheim und in der Schwesterfirma in Luxemburg der Tetraguard Systems GmbH sind insgesamt 20 Mitarbeitende beschäftigt. (www.tetraguard.de)

Neuer Schutz gegen räuberische Erpressung

Der neueste Clou der Firma wird gerade auf den Markt gebracht. „Tetraguard Untouchable“ heißt das Produkt, das effektiv gegen Erpressungsversuche durch Ransomware-Attacken helfen soll. „Wir setzen unsere Verschlüsselung gegen die Verschlüsselung der Erpresser“, so Stefan Kistner.

Die räuberische Erpressung scheitere bereits beim bloßen Versuch, sich Zutritt zum System zu verschaffen. „Nur dem berechtigten User mit seiner persönlichen Zugangsberechtigung ist es möglich, Dateien zu öffnen, zu bearbeiten oder sie zu löschen“, ergänzt Lange.

Im Kern ist das neue Produkt eine Modifizierung des bereits bewährten – „wir haben es nur optimiert und noch sicherer gemacht“, sagt Beatrice Lange. Stefan Kistner erklärt es so: „Auch wenn die Fußstapfen ein wenig groß sind, aber die Biontech-Wissenschaftler haben mit der mRNA-Technologie eigentlich geforscht, um Krebs zu bekämpfen. Mit dem gleichen Handwerkszeug konnten sie aber auch in kurzer Zeit einen wirksamen Corona-Impfstoff entwickeln. Wir haben das Handwerkszeug, um einzelne Daten zu schützen, und setzen es jetzt gezielt gegen Erpressungsversuche ein.“

Feuer zerstörte Firmensitz in Daufenbach

Lange und Kistner haben beschlossen, ihr neues Produkt nicht nur zahlenden Kunden zur Verfügung zu stellen: „In unserer Region gibt so viele Menschen, die durch die Flutkatastrophe alles verloren haben“, so Kistner. Er und seine Frau seien glücklicherweise mit geringem Schaden davongekommen.

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Dafür aber wurde ihr vorheriger Firmensitz im Februar letzten Jahres ein Raub der Flammen: Die Tetraguard Systems GmbH residierte bis dahin in der ehemaligen Spedition Daufenbach in Euskirchen, die bei einem Großfeuer komplett zerstört wurde. „Unser Räume waren direkt über denen der Tafel“, erzählt Lange.

Kostenfreies Angebot für Flutbetroffene

Lange und ihr Mann durchlebten durch Feuer Ähnliches wie das, was zahlreiche Menschen in der Region nun wegen der Wassermassen durchmachen. „Deshalb haben wir überlegt, das wir unseren Teil zum Wiederaufbau beitragen wollen“, so Stefan Kistner. „Und da jeder am besten da hilft, wo er am nützlichsten ist, werden wir Firmen und Unternehmen kostenfrei mit unseren Produkten schützen.“ Kistner: „Wir wollen, dass die Betroffenen der Flutkatastrophe bei einer Ransom-Attacke nicht noch einmal große Verluste erleiden müssen.“

Flutbetroffenen Unternehmen bietet die Tetraguard Systems GmbH freie Lizenzen inklusive kostenfreier Softwarepflege für zwei Jahre an – ein Paket, das normalerweise pro Arbeitsplatz über 200 Euro kostet. Stefan Kistner: „Wir haben nach dem Großbrand sehr viel Solidarität erfahren dürfen, jetzt können wir etwas zurückgeben.“