Trio festgenommenGestohlene Luxus-Busse in Griechenland und Abu Dhabi aufgespürt
Kreis Euskirchen – Vieles deutet nach Einschätzung der Dortmunder Staatsanwaltschaft auf eine international tätige Bande hin, die Luxus-Busse stiehlt und sie im Ausland verscherbelt. Es dürfte sich um ein lohnendes Geschäft handeln, denn die Fünf-Sterne-Karossen der Marken Mercedes und Setra haben einen Stückpreis von gut einer halben Million Euro.
Bei drei der 15 gestohlenen Busse in NRW führt die Spur in den Kreis Euskirchen und das benachbarte Rheinland-Pfalz. Auch in Kirchsahr und Euskirchen schlugen die Täter zu. Der Houverather Manfred Jablonski, der seinen Firmensitz kurz hinter der Bad Münstereifeler Stadtgrenze in Kirchsahr (Kreis Ahrweiler) hat, war nach dem Busdiebstahl im Jahr 2015 auch im Mai 2018 einer der Leidtragenden: „So etwas haben wir in unserer knapp 50-jährigen Firmengeschichte noch nicht erlebt.“
Einer der Täter tappte in Düren in die Radarfalle
Die Federführung in dem Fall hat der Dortmunder Staatsanwalt Henner Kruse: „Wir gehen davon aus, dass eine professionell organisierte Tätergruppe hinter den Diebstählen steckt.“ Er spricht von einem Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro. Inzwischen hätten die Kriminellen indes offenbar umgesattelt und sich auf den Handel mit gestohlenen hochwertigen BMW-Limousinen mit einem Stückpreis von 100 000 Euro spezialisiert.
„Wegen der Autodiebstähle gab es bereits drei Festnahmen. Wir vermuten, dass das Trio zuvor Luxus-Busse gestohlen hat. Nachweisen können wir das zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht“, so Kruse. Bei den Inhaftierten handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um einen 44-jährigen Serben mit Wohnsitz in den Niederlanden, offenbar der Kopf der Bande, und zwei Deutsche aus dem Ruhrgebiet (29 und 36 Jahre).
Zwei der Busse sind nun nach Angaben des Staatsanwalts im Ausland beschlagnahmt worden. Der entwendete Mercedes-Bus der Firma Laschke aus Euskirchen sei im 6500 Kilometer entfernten Abu Dhabi entdeckt worden. Der ebenfalls 2018 in Kirchsahr gestohlene Setra sei im 2300 Kilometer entfernten griechischen Komotini mit ukrainischen Nummernschildern und einem neuen Firmen-Logo aufgetaucht. Von den weiteren 13 Bussen fehle weiterhin jede Spur.
Busse fast alle über die niederländische Grenze gestohlen
Der Eigentümer des in Griechenland aufgetauchten Busses, Manfred Jablonski, wusste zu berichten, dass an seinem Gefährt die Klimaanlage ausgetauscht werden soll. Er geht davon aus, dass die alte und für deutsche Temperaturen ausgelegte Anlage gegen eine stärkere gewechselt wird, die auch bei 40 Grad noch für angenehme Kühle sorgt.
Nach Angaben von Staatsanwalt Kruse hat die in Unna beheimatete Ermittlungskommission „Busse“ die Wege der in NRW gestohlenen Gefährte mit Hilfe der niederländischen Kollegen rekonstruiert. In fast allen Fällen hätten die Gefährte die holländische Grenze überquert.
Die Fahnder gehen davon aus, dass dort in einer Werkstatt die Kfz-Kennzeichen getauscht, die Fahrgestellnummern verändert und neue Papiere für den Verkauf angefertigt wurden. Dann sei die Reise weiter auf Straßen oder dem Seeweg durch Europa oder in den Nahen Osten gegangen. Es habe sich offenbar um Auftragsjobs von potenziellen Käufern gehandelt.
Einen Anhaltspunkt konnte der Houverather Busunternehmer Jablonski den Fahndern liefern. Er erhielt vor einigen Wochen Post von der Kreispolizeibehörde Düren. Es handelte sich um einen Bußgeldbescheid. Ein „Starenkasten“ in Düren-Konzendorf hatte seinen wenige Stunden zuvor gestohlenen Bus um 4.20 Uhr des 7. Mai mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Das Knöllchen in Höhe von 15 Euro hat er allerdings nicht überwiesen. Aus gutem Grund, denn hinter dem Steuer saß ein Mitglied der Diebesbande.
Dummerweise hatte der Mann im richtigen Augenblick die Hand vors Gesicht gehalten. „Daher konnten wir ihn leider bislang noch nicht identifizieren“, sagt Staatsanwalt Kruse. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass die Täter via Zülpich und Düren in Richtung der holländischen Grenze unterwegs waren.
Hoher Schaden für den Busunternehmer
Was geschieht jetzt mit dem erst zwei Jahre alten gestohlenen Setra-Bus der Jablonskis aus Houverath? „Die Versicherung hat sechs Wochen nach dem Diebstahl eine Summe überwiesen. Doch das hat unseren Schaden bei weitem nicht gedeckt. Wir mussten uns wegen der gebuchten Touren einen Leihbus anschaffen, für den wir pro Kilometer und Tag bezahlen müssen“, klagt Marion Jablonski.
Eigentlich wollten sie und ihr Mann Manfred ihren Bus in Griechenland in Augenschein nehmen. Doch das habe leider nicht geklappt, da die Polizei den derzeitigen Abstellort nicht kennt: „Wir wissen ja auch nicht, in welchem Zustand er sich befindet. Daher werden wir uns wohl einen neuen kaufen müssen“, so Marion Jablonski weiter.
Joachim Laschke aus Euskirchen will seinen Bus auf jeden Fall zurückhaben. Allerdings weiß auch er nicht, welches Bild sein rund 500 000 Euro teures Gefährt zurzeit abgibt. Er habe vom Bundeskriminalamt erfahren, dass es wohl in Dubai steht. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft geht indes von Abu Dhabi als Standort aus. „Ich befürchte, das kann jetzt noch lange dauern“, meint Laschke trocken. (pws/mgo)