An der Robert-Bosch-Straße in Weilerswist gibt es Ärger zwischen Lkw-Fahrer und Anwohner - auch, weil die Verkehrssituation sehr gefährlich ist.
Müll, Urin und StauTrucker und Weilerswister geraten regelmäßig aneinander
An der Robert-Bosch-Straße in Weilerswist stehen Lkw – viele Lkw. Mit und entgegen der Fahrtrichtung. Auf Fuß- und Radweg. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Im Winter wie im Sommer, berichten die Anlieger.
Mit den Lkw seien vor vielen Jahren die Staus, der Dreck und der Lärm in die Straße gekommen. Das ganze Gewerbegebiet sei davon betroffen, berichtet Peter Jungbluth vom gleichnamigen Weilerswister Autohaus. Alle ansässigen Firmen und Anwohner beschweren sich Jungbluth zufolge seit Jahren über die Situation. Und obwohl die Gemeinde Maßnahmen ergriffen habe, habe das an der Gesamtsituation wenig geändert.
Der Verkehr
Es sei gefährlich, erklärt Marion Kessel, Mitarbeiterin der an der Robert-Bosch-Straße ansässigen Firma Hörmann. Egal ob man aus der Einfahrt fahre oder auf der Straße unterwegs sei, immer schränkten abgestellte Lkw die Sicht ein. Das führe zu Staus und Unsicherheiten. Die Autofahrer könnten nicht sehen, ob hinter dem Sattelzug die Straße wieder frei sei, oder ob es zwischen zwei parkenden Fahrzeugen eine Lücke gebe, in die das Auto passe.
Dieses „blinde Drauflosfahren“ führe oft dazu, dass die Fahrer beim Überholen des Hindernisses rasant beschleunigten. „Ein Glück und ein Wunder, dass bisher niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist“, stellt Michaela Jungbluth fest.
Der Dreck und Müll
Überall an der Straße liegen Plastiktüten mit Essensresten, abgeladene Paletten, leere Flaschen, hier und dort ein Einmachglas mit Speiseresten, oft auch größere Flaschen mit gelber Flüssigkeit. „Die Lkw-Fahrer übernachten hier“, erklärt Peter Jungbluth. Und dann entsorgten sie Abfall und Hinterlassenschaften auf der Straße.
Weilerswister stellt zwei Helfer ein, um Dreck zu beseitigen
Häufig verrichteten sie ihre Notdurft auf der Grünfläche des Vermieters Thomas Bachmann, weil die durch eine Hecke gut abgeschirmt sei, berichtet Jungbluth. Für die Beseitigung des Drecks beschäftige er seit einiger Zeit zwei Angestellte auf Minijobbasis, die regelmäßig Wiese und Grundstück säuberten, erklärt Bachmann. Das könne er dem Mieter nicht auch noch zumuten. Jungbluth räumt sein Grundstück, wie viele andere Anlieger auch, eigenhändig auf.
Verrichtete Notdurft an den Wänden seines Autohauses beseitige er selbst. Das könne viele Stunden in Anspruch nehmen. Manchmal sei er einen ganzen Tag damit beschäftigt.
Die Geschäftsschädigung
Diese Umstände seien für alle anliegenden Betriebe geschäftsschädigend, sagt Jungbluth. Wegen der Lkw kommt auch Waldemar Podolski von der Garten- und Landschaftsbaufirma Podolski zeitweise mit seinen Fahrzeugen nicht vom Grundstück.
Die Mieter von Bachmann beschweren sich regelmäßig über Müll und Parksituation und auch die Kunden des Autohauses Jungbluth kennen die Situation seit geraumer Zeit. Probefahrten seien nicht zu jeder Zeit möglich. Treue Kunden riefen an und fragten, ob die Straße gerade frei sei, erzählt Michaela Jungbluth.
Weilerswister Ordnungsamt mit Situation überfordert
Andere seien schon weggeblieben, ergänzt ihr Mann Peter. Maßnahmen Die Anwohner und Geschäftsinhaber täten einiges, um die Situation zu verbessern, erzählt Peter Jungbluth. Dass seine Frau die erste Mail ans Ordnungsamt schrieb, sei mittlerweile mehr als zehn Jahre her.
Auch Thomas Bachmann hat seit 2007 mehrfach an die Gemeinde geschrieben. Erst als Peter Jungbluth vor einigen Jahren 150 Unterschriften sammelte, habe sich etwas getan. Aus dem eingeschränkten Halteverbot wurde ein absolutes. Seitdem seien viele Strafzettel verteilt worden – doch ohne Wirkung, so Bachmann.
Viele der Lkw hätten ein osteuropäisches Kennzeichen, die Strafzettel würden die Fahrer nie erreichen, vermutet er. Auch Leitplanken und Poller wurden links und rechts angebracht, seien aber einfach umgefahren worden. Die Lkw-Fahrer würden den Platz einfach kennen und weiter nutzen, ärgert sich der Weilerswister Bachmann.
Mögliche Lösungsansätze
Die Inhaber der Betriebe seien wütend. Einige resignieren, wie etwa Waldemar Podolski:„Das bringt doch alles nichts.“ Andere versuchen, auf eigene Faust gegen das Problem vorzugehen. So ist es laut Bachmann schon zu Handgreiflichkeiten gekommen, als er einen Lkw-Fahrer gebeten habe, seine Einfahrt zu verlassen. Bachmann: „Da standen wir plötzlich Stirn an Stirn.“
Peter und Michaela Jungbluth drohten der Gemeinde mit einer Klage. Beiden ist klar, dass kontinuierlich etwas getan werden müsse. Peter Jungbluth: „Das geltende Recht muss auch angewendet werden.“ Gemeinderat Damit das auch passiert, wandte sich Peter Jungbluth an die Gemeinderatsmitglieder.
Der Erste Beigeordneter, Marcus Derichs, räumte ein: Das Ordnungsamt sei mit der Situation überfordert. Nur zu zweit sollten Ordnungsamtsmitarbeiter auf die Lkw-Fahrer zugehen. Denn auch dort sei es in der Vergangenheit schon zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen.
Auch CDU-Fraktionschef Dino Steuer hat nach eigenem Bekunden versucht, Fahrer anzusprechen. Steuer: „Das wurde aber verbal und körperlich quittiert.“ Er habe die Einführung eines Kontrolltages vorgeschlagen, sei sich aber bewusst, dass das keine dauerhafte Lösung sei. Auch eine Einbahnstraßenregelung sei abgelehnt worden. Einzig bauliche Maßnahmen, die verhindern, dass Lkw an dieser Stelle stehen, könnten helfen, so Steuer. Bis April sollen Lösungsvorschläge vorgestellt werden – für Robert-Bosch- und Günter-Rose-Straße.