Wichtige StraßenOst- und Südtangente in Weilerswist existieren nur auf dem Papier
Weilerswist – Sie sind die Hoffnungen zahlreicher Weilerswister: die Ost-, vor allem aber die Südtangente. Mit den Straßen sollen Müggenhausen und Schwarzmaar vom Schwerlastverkehr befreit werden. Gleichzeitig könnte die Osttangente dem geplanten Neubaugebiet Weilerswist-Süd 2 als Entlastung dienen. Seit drei Jahrzehnten zeigt sich, dass Papier geduldig ist.
Denn beide Straßen bestehen nur auf eben diesem – und daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Unabhängig vom Hin- und-her-Geschiebe der Verantwortung zwischen Gemeinde, Kreis und Bezirksregierung.
Osttangente
Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Osttangente in der Gemeinde Weilerswist ein Thema. In ihrer Urform soll die Straße die Anschlussstelle Weilerswist an der A 61 (ADAC-Zentrum) und den Ipas verbinden. Aktuell setzt die Gemeinde auf eine kürzere Variante: nämlich von der Autobahn bis zur K3, um so Vernich, Müggenhausen und Schwarzmaar vom Schwerlastverkehr zu befreien.
Regionalplan
Gewerbegebiet zu klein
Die Bezirksregierung Köln erstellt aktuell den neuen Regionalplan. Noch in diesem Jahr soll der fertig sein. Die vorab veröffentlichten Pläne sorgen bei der Gemeindeverwaltung in Weilerswist teilweise für Kopfschütteln. Zum einen fehlt die Südtangente in den Plänen, zum anderen ist aus Sicht von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst die ausgewiesene Erweiterung des Gewerbegebiets zu klein dimensioniert. 15 Hektar hat die Bezirksregierung für Ansiedlungen ausgewiesen.
„Wir hätten allein im ersten Quartal mehr als 20 Hektar vermarkten können“, so die Verwaltungschefin. Praktisch wöchentlich kommen laut Horst Anfragen für eine Ansiedlung oder eine Erweiterung im Weilerswister Gewerbegebiet: „Wenn die Bezirksregierung dann sagt, dass nach ihren Parametern kein Bedarf vorhanden ist, ist das aus kommunaler Sicht nicht nachvollziehbar.“ Bei den Berechnungen habe die Bezirksregierung die Verkaufszahlen der vergangenen Jahre zugrunde gelegt. Da das Gewerbegebiet seit Jahren aber praktisch voll sei, habe man nicht vermarkten können. Die von Köln ausgewiesene Erweiterung hat die Größe des dm-Verteilzentrums.
Lommersum wird deutlich wachsen
Mit der Ausweisung neuer möglicher Wohngebiete dürfte die Verwaltung dagegen zufrieden sein. Neben Weilerswist-Süd 2 – halb so groß dimensioniert wie das bestehende Weilerswist-Süd 1 –, sollen Wohngebiete in Lommersum, in Hausweiler – östlich der Bahnlinie – und Metternich entstehen, die als Allgemeine Siedlungsbereiche ausgewiesen werden sollen. „Lommersum wird um ein Drittel vergrößert. Das ist der absolute Kracher“, sagt Martin Reichwaldt, Fachbereichsleiter Planen und Bauen.
In Hausweiler könnte jenseits der Bahnlinie ein drei- bis viermal so großes Baugebiet entstehen, wie es aktuell zwischen Euskirchener Straße, Prümer Straße, Bahntrasse Köln/Euskirchen und dem Schneppenheimer Weg entwickelt wird. Geplant sind dort 56 Grundstücke für Einzelhäuser und zwölf Grundstücke für Doppelhaushälften – inklusive Nahversorger und Quartiersplatz. „Hausweiler 2“ sei vor allem dann interessant, wenn die Prime Site Rhine Region vermarktet werden sollte. In diesem Fall müsste recht schnell Wohnraum für mehrere Tausend Menschen geschaffen werden. „Denkbar wäre dann sogar ein Werksbus“, blickt Verwaltungschefin Horst in die Zukunft. Wichtig sei ihr, dass die Infrastruktur der Gemeinde in einem gesunden Maße mitwachsen könne. (tom)
Eine entsprechende Umweltverträglichkeitsprüfung wurde nach Angaben der Verwaltung vor Jahren in Auftrag gegeben. Kostenpunkt: etwa 23.000 Euro. Die Studie müsste aber erneut erstellt werden, sollte die Straße konkret werden. 2016 war der Gemeinde zufolge sogar der Planungsentwurf fertig – den stellte die Bezirksregierung aber wegen der Neuaufstellung des Regionalplans zurück.
Straßen nicht vorgesehen
Der aktuelle Entwurf des Regionalplans bildet die Straße nicht ab. Dabei hat die Gemeinde die Osttangente vorgesehen, um das im Regionalplan vorgesehene Neubaugebiet Weilerswist-Süd 2 zu erschließen. Zudem pocht die Gemeinde darauf, dass die Osttangente zumindest zwischen der Anschlussstelle Weilerswist und der L 210 (Schneppenheim) gebaut wird, damit die Kies-Lkw aus Müggenhausen und Schwarzmaar herausgehalten werden.
Südtangente
Im Ausschuss für Gemeindeentwicklung präsentierte ein von der Verwaltung beauftragtes Ingenieurbüro die mögliche Gestaltung der Südtangente. Die wurde 2016 ins Spiel gebracht, als klar wurde, dass die Osttangente weiterhin nur auf dem Papier existieren wird. Mit der Südtangente sollen zumindest Müggenhausen und Schwarzmaar vom Schwerlastverkehr befreit werden.
Als Lösung favorisierte die Gemeinde einen Wirtschaftsweg zwischen der L 210 und Schwarzmaar, der zur Gemeindestraße umgewidmet werden sollte. Gegen die Variante reichte eine Schwarzmaarerin Klage ein.
Klage erfolgreich
Mit Erfolg. Die Richter legten die Südtangente auf Eis, weil konkrete Zahlen zum Verkehrsaufkommen fehlten. Diese Zahlen liegen nun vor und wurden in der jüngsten Ausschusssitzung präsentiert. Bei einer Verkehrszählung wurden 240 Fahrzeuge mit einem Gewicht von mindestens 7,5 Tonnen pro Tag registriert, die durch Schwarzmaar fuhren.
Allerdings stellte das Ingenieurbüro auch fest, dass der Wirtschaftsweg nicht so ausgebaut werden kann, dass sich zwei Lkw begegnen können – auch Ausweichbuchten seien nicht möglich, weil der Tagebau unmittelbar an den Wirtschaftsweg grenze. Die Lösung aus Sicht der Experten: eine Einbahnstraßenregelung, die den Schwerlastverkehr in Müggenhausen zumindest halbiere.
Der Ausbau des Wirtschaftswegs zu einer Industriestraße ist nach Angaben der Gemeinde auch nicht möglich, weil diese nicht die Standards einer Kreisstraße erfülle. Entsprechend könne die K 3, Ortsdurchfahrt Müggenhausen, nicht für den Schwerlastverkehr gesperrt werden.
Andere Trasse zu teuer
Eine veränderte Trasse, die Schwarzmaar umgeht, ist nach Angaben von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst auch nicht attraktiv. Unter anderem, weil die Trasse dann über sehr artenreiche Wirtschaftswege mit Blühstreifen führen würde. „Und die Kosten würden erheblich steigen, weil wir Grunderwerb tätigen müssten“, so die Bürgermeisterin.
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Im Ausschuss wurde der Vorwurf laut – seitens der Politik, aber auch der Bürgerinitiative Südtangente –, dass das vorgelegte Konzept kein neues und zum Scheitern verdammt sei, weil schon einmal erfolgreich da gegen geklagt worden sei. Martin Reichwaldt, Fachbereichsleiter Planen und Bauen, entgegnete: „Nun haben wir aber belastbare Zahlen aus der Verkehrszählung. Das sind andere Voraussetzungen.“