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Fluchtweg doppelt so langMutter beklagt Brandschutz an Weilerswister Grundschule

Lesezeit 4 Minuten
Die Josef-Schaeben-Schule in Weilerswist wird umgebaut und erweitert. Das Bild zeigt die Schule aus der Luft.

Aktuell wird die Josef-Schaeben-Schule in Weilerswist erweitert. Eine Mutter macht sich Sorgen um die Sicherheit der Schüler.

Eine Mutter prangert den aus ihrer Sicht fehlenden Brandschutz an der Grundschule in Weilerswist an.

Nina Belle (Name geändert) ist sauer. Sie ärgert sich darüber, dass die Weilerswister Verwaltung das Thema „Brandschutz in Schule“ aus ihrer Sicht auf die leichte Schulter nehme. Und sie macht sich Sorgen.

Sorgen um ihre Tochter und 440 weitere Schüler, die die Josef-Schaeben-Grundschule in Weilerswist und die Drei-Eichen-Schule in Metternich besuchen. Der Grund: mögliche Versäumnisse der Gemeinde beim Brandschutz und zu lange Rettungszeiten im Falle eines Feuers in der Josef-Schaeben-Schule.

Grundschulen müssen alle sechs Jahre geprüft werden

Grundsätzlich unterliegt ein Schulgebäude als Sonderbau gemäß Verordnung über die Prüfung technischer Anlagen des Landes NRW einer sogenannten wiederkehrenden Prüfung. Dabei ist im Intervall von sechs Jahren auch die Einhaltung der Betriebsvorschriften zu überwachen und festzustellen, ob Prüfungen der technischen Anlagen fristgerecht durchgeführt und etwaige Mängel beseitigt worden sind. „Diese wiederkehrende Prüfung ist nicht mit einer Brandverhütungsschau zu verwechseln“, sagt Sven Gnädig, Pressesprecher des Kreises Euskirchen

Zuletzt habe die wiederkehrende Prüfung der Josef-Schaeben-Schule im April 2016 stattgefunden, sagt Gnädig auf Anfrage dieser Zeitung. Dabei sei beispielsweise geprüft worden, ob die Betriebsvorschriften eingehalten, Änderungen am Gebäude vorgenommen oder seitens der Gemeinde die Anlagen geprüft worden seien.

Prüfung der Josef-Schaeben-Schule in Weilerswist ist überfällig

Die jüngste Prüfung hätte laut Verordnung 2022 angestanden. Diese gab es nicht – auch, weil an der Schule fleißig gearbeitet wird. Seit Oktober 2022 wird aus der Josef-Schaeben-Schule eine Ganztagsgrundschule.

„Wir haben deshalb bereits 2021 Einzelnachweise von Prüfberichten der Sachverständigen, beispielsweise über die Alarmierungs- und Brandmeldeanlage und elektrische Anlagen wie Sicherheitsbeleuchtung, von der Gemeinde Weilerswist als Betreiberin der Schule angefordert. Diese liegen auch vor“, berichtet Gnädig. Für das Bestandsgebäude bestehe eine gültige Baugenehmigung einschließlich Brandschutzkonzept, heißt es seitens des Kreises.

Brandlasten im Flur und auf den Treppen beunruhigen Mutter

Doch das beruhigt Belle nur bedingt. Auch weil sie weiß, wovon sie spricht. Belle ist Brandschutzingenieurin. So dürfe der Fluchtweg laut Gesetz 35 Meter bis zu einem notwendigen Treppenraum betragen. In der Josef-Schaeben-Schule sei dieser Treppenraum „halb entwidmet worden“, wie die Weilerswisterin im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet.

Der Ausgang ins Freie sei zugemacht worden. Stattdessen müssten die Schülerinnen und Schüler im Falle eines Brandes die Treppe im Gebäude nach unten gehen, dort wieder in einen Flur und bis zum Ende des Gebäudes gehen. Diese Variante hat sich die Schule laut Belle von der Unteren Bauaufsichtsbehörde genehmigen lassen.

Fluchtweg in Weilerswister Grundschule ist nun fast doppelt so lang

Nun betrage der Fluchtweg 60 Meter. Das sei eine Abweichung vom Baurecht. Kompensiert worden sei diese Abweichung mit installierten Rauchmeldern. „Das ist formal völlig in Ordnung“, sagt die Mutter, die bei Besuchen in der Schule einige sogenannte Brandlasten festgestellt hat.

Die Flure und Treppen der Grundschule seien teilweise alles andere als brandlastleer. Dort stünden Tische, Stühle, eine Kiste mit Kleidungsfundsachen oder auch eine Kehrmaschine, berichtet Belle: „Das darf nicht sein. Vor allem dann nicht, wenn der Fluchtweg nun auch noch fast doppelt so lang ist.“ Tische, Stühle, Kehrmaschine oder andere Dinge werden in der Fachsprache als Brandlast bezeichnet. Damit ist all das gemeint, was brennen oder einen Brand auslösen kann.

Unfallkasse NRW macht sich in Weilerswist ein Bild vor Ort

Erst in der vergangenen Woche sei die Unfallkasse NRW in der Schule gewesen – schon das zweite Mal in diesem Jahr. „Für die Beseitigung beispielsweise von Kopierpapier und anderer Brandlasten auf den Fluren sowie das Entfernen von unzulässigen Feststellkeilen unter ansonsten selbstschließenden Brandschutztüren ist die Gemeinde zusammen mit der Schulleitung verantwortlich“, sagt Sven Gnädig.

Genau wie die wiederkehrende Prüfung muss es auch Brandverhütungsschauen geben. Für die ist nicht der Kreis zuständig, für die trägt die Gemeinde die Verantwortung. Das ist im Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) verankert.

Verwirrung über den Termin der nächsten Prüfung

„Die Brandschau dient dem Zweck, präventiv zu prüfen, ob Gebäude und Einrichtungen den Erfordernissen des abwehrenden Brandschutzes entsprechen.“ So steht es in der Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Durchführung der Brandschau in der Gemeinde Weilerswist.

Die jüngste Brandschau in der Josef-Schaeben-Schule fand nach Angaben des Kreises bei der wiederkehrenden Prüfung im Jahr 2016 statt. Bei diesem Termin waren auch Vertreter der Gemeinde und der Weilerswister Feuerwehr dabei. Fragt man die Gemeinde, wann die jüngste Brandschau war, erhält man als Antwort: „Die angefragten Brandschauen obliegen der Verantwortung des Kreises Euskirchen.“ Aber genau das tun sie nicht.

Und es gibt weitere Verwirrung: Der Kreis Euskirchen datiert die nächste wiederkehrende Prüfung der Josef-Schaeben-Schule auf das Jahr 2024 – eben wegen der laufenden Umbaumaßnahmen. Dagegen berichtet die Gemeinde auf Anfrage, dass diese Prüfung durch den Kreis im Mai 2023 geplant sei.

Die Brandverhütungsschauen sind übrigens im Brandschutzbedarfsplan der Gemeinde aufgeführt. Auf Seite 59 heißt es dort: „Ist-Zustand: Eine aktuelle Übersicht der zu prüfenden Objekte in der Gemeinde Weilerswist befindet sich durch die Gemeinde in Erstellung. Eine Nachweisführung der durchgeführten Prüfungen existiert noch nicht.“ Eine Lehrerin Schule sagt: „Wir machen in regelmäßigen Abständen Brandschutzübungen. Auch in diesem Schuljahr.“