AboAbonnieren

Inspiriert von BauernprotestWeilerswister machten politischem Unmut bei Mahnfeuer Luft

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe Menschen steht an einem Mahnfeuer auf einem Feld. Im Vordergrund sind symbolische Gräber zu sehen, die im Rahmen der Bauernproteste angelegt wurden.

Der Ort der Mahnwache zeugt bereits von den Bauernprotesten, die Kreuze weisen darauf hin.

Die Liste dessen, was sich in der Politik ändern müsste, ist lang. Das sagen die Weilerswister, die zu einem Mahnfeuer aufgerufen hatten.

„Die Politik predigt Wasser und trinkt Wein.“ So äußerte Thorsten Schmitz seinen Unmut über die Ampel-Regierung. „Es muss sich was ändern“, lautete seine Botschaft beim Mahnfeuer in Müggenhausen. Pünktlich um 15 Uhr entfachte er am Samstag am Kreisverkehr an der L 182 die Holzscheite, um dem Protest einen öffentlichen Rahmen zu geben. Gemeinsam mit Ronny Netterscheid hatte Schmitz in den Sozialen Netzwerken zu der Mahnwache aufgerufen. „Es geht uns alle an! Wir stehen auf, der Mittelstand!“ lautete der Appell an die Mitbürger, sich „gemeinsam, friedlich zur Vernunft“ zu erheben.

Trotz einiger Anfeindungen, nachdem Schmitz das Plakat zur Mahnwache öffentlich gemacht hatte, ließen sich die Akteure von ihrem Vorhaben nicht abbringen. „Wir positionieren uns klar gegen die AfD“, machte er während der Veranstaltung deutlich: „Wenn hier einer die AfD-Flagge auspackt, kann er sofort wieder gehen.“

Zahlreiche Themen treiben die Initiatoren in Müggenhausen um

Es sind zahlreiche Themen, die ihn umtreiben. „Die Politik hat beim Thema Integration versagt“, so der gelernte Handwerker. Für ihn entstehen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, wenn er als technischer Innendienstler nicht viel mehr Geld auf dem Konto habe als Migranten mit gleicher Familienkonstellation: „Das liegt aber nicht an den Migranten, sie werden in Unterkünfte gesteckt, und dann können sie sehen, wie sie klarkommen.“ Insgesamt befürchtet Schmitz, dass Deutschland heruntergewirtschaftet wird – er nennt Themen wie Bildung, Rente und Infrastruktur.

10.03.2024 Thorsten Schmitz (von links), Josef Schön und Ronny Netterscheid sind sich einig, dass sich in der Politik was ändern muss.

10.03.2024 Thorsten Schmitz (von links), Josef Schön und Ronny Netterscheid sind sich einig, dass sich in der Politik was ändern muss.

Auch Ronny Netterscheid zeigte sich verärgert über die Politik. Er ist Gastronom, hat nach wie vor mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. „Die Änderung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie auf 19 Prozent zum Jahresbeginn macht sich jetzt zusätzlich bemerkbar“, klagte der 46-jährige Metternicher.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Josef Schön angesichts der steigenden Lebenshaltungshaltungskosten bei den Renten. Doch nicht nur um seine Generation sorgt sich der 64-jährige Ruheständler: „Kinder sind die Zukunft eines jeden Systems. Die Politik sollte in Bildung, Schulen und Kindergärten investieren“, brachte der Metternicher seine Wünsche an die Politik ein.

Frau aus Euskirchen wünscht, „dass die Politik zuhört und hinguckt“

Andrea Mandziuk hat einen guten Job und kann sich selbst nicht beklagen. „Aber ich höre von Freunden, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können“, so die 44-Jährige aus Euskirchen: „Ich wünsche mir, dass die Politik zuhört und hinguckt“, so die Euskirchenerin weiter: „Preise im Supermarkt steigen, Rentner haben nicht genug zum Leben.“

Durch die Bauernproteste, so Schmitz, sei er zu dem Schluss gekommen, sich zu engagieren. „Ich bin seit drei Monaten aktiv, habe viele neue Kontakte gefunden und bin gut vernetzt“, sagte Schmitz, der auch Mitte Februar Teilnehmer eines Autokorsos zum Düsseldorfer Landtag war. „Wir möchten die Bevölkerung ansprechen“, formulierte er sein Anliegen. In der Tat haben die Teilnehmer beim Mahnfeuer viel Redebedarf.

Der Ort der Mahnwache bei Müggenhausen zeugt bereits von den vorangegangenen Protesten der Landwirte, als sich zahlreiche Bürger solidarisiert hatten. Autos fuhren während der Aktion vorbei und hupten. Andere gesellten sich zu den Protestlern, deren Aktion mit zunehmender Dunkelheit durch die Warnblinkanlagen, etwa an Baufahrzeugen, schon aus der Ferne sichtbar wurde.